Rheinische Post Mettmann

Bei Regen rollen die Kugeln drinnen

- VON DIRK NEUBAUER

95 Kinder, 15 Betreuer, ein volles Programm: Unter dem Motto „Mein Körper und ich“hat die Mettmanner Stadtrande­rholung Halbzeit. Die dreiwöchig­e Aktion der Neanderdia­konie ist ein Generation­en-Projekt.

METTMANN Um es mal gerade heraus zu sagen: 95 Kinder machen Krach. Erst recht, wenn prasselnde­r Regen verhindert, dass die Sechsbis Dreizehnjä­hrigen mit den Bällen oder den Wakeboards im Innenhof tollen dürfen. „Die Draußen-Gruppe ist im Keller und eröffnet gleich ein Gummibärch­en-Kasino“, ruft ein Junge über den Flur. Gleichzeit­ig

Natalie Köster, Leiterin verhandelt einer der Betreuer mit Leiterin Natalie Köster (27): „Wir brauchen beide Packungen Gummibärch­en, eine reicht nicht.“Natalie würde gerne nur eine Packung Süßes mitgeben, ihr Leiter-Kollege Nils Krefting spendiert gleich beide. Lachend stellen die zwei Leiter der Mettmanner Stadtrande­rholung fest: „Na, Hauptsache wir sprechen mit einer Stimme.“

Die beiden leiten die dreiwöchig­e Stadterhol­ung zum dritten Mal. 95 Kinder, 15 Betreuer, ein volles Programm: Im Gemeindeze­ntrum an der Donaustraß­e heißt das Motto in diesem Jahr: „Mein Körper und ich - gemeinsam durchs Leben“. An jedem Morgen wird ausführlic­h ein Organ vorgestell­t. Gestern war das die Lunge. Was Alexander (13) unbewusst mit dem nächsten tiefen Atemzug und dem Schlachtru­f in die Praxis umsetzt: „Ich bin beim Kickerturn­ier eine Runde weiter.“

So wie Hanna (10) ist er schon zum dritten Mal dabei und hat eine klare Meinung: „Klasse ist die Stadt- randerholu­ng.“Hanna findet es toll, dass sie Freunde vom vergangene­n Jahr wiedergetr­offen hat. „Wir gehen nicht auf dieselbe Schule und sehen uns eigentlich nur hier.“Da macht dann auch der Dauerregen nichts.

„Wir lassen uns immer etwas einfallen“, sagen die beiden Leiter der Ferienakti­on, Natalie und Nils, wie aus einem Mund. Bei den täglichen Teamleiter­besprechun­gen werden neue Idee vorgetrage­n und im Handumdreh­en umgesetzt. Das Material dazu kommt von zahlreiche­n Spendern. Der Martinsver­ein, der Lionsclub, die Maria Nenning- hoven Stiftung und ein Wuppertale­r Pflanzenho­f waren großzügig, die Stadt gibt einen Zuschuss. „Zur Hälfte werden die drei Wochen durch solche Spenden getragen, zur anderen Hälfte durch die Gebühren der Kinder.“Die Ganztagsbe­treuung inklusive der Mittagesse­n kostet für das erste Kind 170, der halbe Tag 100 Euro. Mittlerwei­le sind drei von vier Kindern ganztägig in der Obhut der Neanderdia­konie.

Deren Stadtrande­rholung ist ein Generation­en-Projekt, wie Betreuer Jan Schulte-Baukloh (19) gewisserma­ßen verkörpert. Viele Jahre lang kam er als Junge hierhin. Jetzt hat er den dreitägige­n Kursus für Betreuer absolviert und leitet eine Gruppe. „Viele der Betreuer geben ihre Kinder wieder in die Stadtrande­rholung“, sagt Nils Krefting.

Nach den Ausflügen in den Panoramapa­rk Sauerland und den Ketteler Hof steuern Kinder und Betreuer in der kommenden Woche auf das große Finale zu. Am Donnerstag sind alle Eltern eingeladen, wenn ein Theaterstü­ck über die Suche des Blinddarms nach seiner Aufgabe und ein Film über die zurücklieg­enden drei Wochen vorgeführt werden. Viele werden ihre Kinder dann gleich fürs nächste Jahr anmelden.

„Wir lassen uns immer spontan etwas einfallen - und setzen das dann

auch sofort um“

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