STATISTIK
Selbstkritik konnte man ihr nachsehen, dass sie danach das Klagelied anstimmte, die frühe Anstoßzeit nach der Spielabsage am späten Samstagabend habe sie komplett aus dem Rhythmus gebracht. Unbestritten war es sicher unglücklich, dass die Partie bereits um 12 Uhr nachgeholt wurde – mit den Bedingungen musste Dänemark ebenfalls klarkommen.
Das Problem war viel simpler. Niemand wollte die Verantwortung übernehmen, niemand drängte sich auf. Das ist nicht das erste Mal währen dieser EM passiert, sondern hat sich schon in den Partien der Vorrunde wiederholt gezeigt: Offenbar mangelt es dem Team an der nöti- gen Hierarchie, wenn schon keine Einzelspielerin derart überragt. Dzsenifer Marozsán sollte eine der Anführerinnen sein. Doch diese Rolle konnte eine der besten Spielerinnen der Welt nicht oder nur unzureichend ausfüllen. Im Dress der deutschen Nationalmannschaft wirkte sie völlig von der Rolle. Marozsán gibt kleinlaut zu Protokoll: „Das war einfach viel zu wenig.“
Steffi Jones hatte vor der EM leise ein mögliches Scheitern angekündigt. Das Turnier, sagte sie, komme möglicherweise ein wenig zu früh. Vielleicht auch für sie – schließlich hat sie noch keine Erfahrung auf dem Posten. „Natürlich hinterfrage ich jetzt meine Entscheidungen. Wir werden die EM analysieren, dann werden wir sehen, ob es vom System her passte, ob wir anders entscheiden hätten müssen“, sagt die 44Jährige. „Die Enttäuschung ist sehr groß. Man fragt sich, was schiefgelaufen ist und was wir nach den Gruppenspielen nicht verstanden haben.“Von einem Rücktritt will Jones nichts wissen. „Die Entscheidungsträger sitzen beim DFB. Die werden mit mir in den nächsten Tagen zusammensitzen und entscheiden, wie es weitergeht“, erklärt Jones. „Meine Motivation ist das, und ich möchte gerne weitermachen.“Nach Informationen dieser Redaktion ist das auch die derzeitige Tendenz der Funktionäre.