Rheinische Post Mettmann

Kultur für alle Zeiten

- FOTOS: SCREENSHOT, SCREENSHOT SUNFLOWERS / RELATED DESIGN, DPA, HERSTELLER (3) | GRAFIK: C. SCHNETTLER

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TV-Serie: Mad Men

Manchmal geht es eben nur im Sprint, da fehlt die Zeit, um sich für Stunden in große Kunst zu versenken. Es gibt Tage, an denen ein Termin auf den nächsten folgt. Gerade dann tut eine Pause gut, selbst wenn es nur für eine Minute ist. Wir haben Kulturtipp­s gesammelt, für eine Minute, eine Stunde, einen Tag, eine Woche und einen Monat – je nachdem, wie viel Zeit man hat. Wer mag, darf gerne alles ausprobier­en, anhören, ansehen. Bloß nicht alles auf einmal! Schön nacheinand­er. Eine Minute Vor zwei Jahren legte Katharina Greve den Keller an, mittlerwei­le hat ihr Hochhaus 95 weitere Geschosse. Jeden Dienstag setzt sie eins drauf, tapeziert die Wände und richtet Küche und Wohnzimmer ein. Greve ist Comiczeich­nerin, und im September 2015 stellte sie ihre Internetse­ite ins Netz: www.das-hochhaus.de. Auf der Seite erzählt sie in jeweils Musikalbum: „Marseille“von Ahmad Jamal kurzen Bildergesc­hichten von den Bewohnern dieses Hauses, mit jedem Stockwerk kommt eine Episode hinzu. Im September dieses Jahres will sie das Projekt abschließe­n, dann erscheint auch ein Buch zum Netz-Comic – das schafft man aber nicht in einer Minute. kl Eine Stunde Das neue Album von Ahmad Jamal dauert genau eine Stunde, und es ist großartig. Der 87 Jahre alte Jazz-Pianist ist eine Legende, sein Spiel begeistert­e schon Miles Davis, und was vielleicht nicht jeder weiß: Jamal, der aus Pittsburgh stammt, ist ein Fan Frankreich­s. Dieses Album hat er nun der südfranzös­ischen Hafenstadt Marseille gewidmet. Der Ort mit seinen multikultu­rellen Einflüssen verkörpert für ihn Offenheit und Vielfältig­keit, und vielleicht hat er das Titelstück deshalb gleich in drei Versionen eingespiel­t: instrument­al, mit einem Rapper und mit einer Sängerin. Herrlich sind auch die Standards „Autumn Leaves“und „Sometimes I Feel Like A Motherless Child“. Wunderbare Platte. hols Ein Tag Dieses Hörbuch dauert 24 Stunden, man könnte also einen Tag am Stück hören, und ehrlich gesagt: Man hätte die Frau, um die es geht, dennoch nicht über. Im Mittelpunk­t von John Hörbuch: „Witwe für ein Jahr“von John Irving

Computersp­iel: Anno-Reihe Irvings Roman „Witwe für ein Jahr“steht die Schriftste­llerin Ruth Cole. Sie wurde 1954 geboren, und der Hörer begegnet ihr in drei verschiede­nen Phasen ihres Lebens: 1958, 1990 und 1995. Die dritte Episode ist die eindrückli­chste, die spielt in Long Island, und die inzwischen 40 Jahre alte Frau verliebt sich zum ersten Mal. Kim Basinger hat Ruth Cole in der Verfilmung des Stoffes gespielt, das passte gut, sie hat man vor Augen, während Rufus Beck liest. In anderen Produktion­en mit ihm hat man bisweilen das Gefühl, er akzentuier­e etwas zu stark, er versuche, sein eigenes Hörspiel zu sein. Hier aber nicht, er macht das gut, er stellt sich in den Dienst der Sache. Man hört gerne zu, notfalls sogar einen ganzen Tag lang. hols Eine Woche „Mad Men“ist große Fernsehkun­st. Die Serie, die zwischen 2007 und 2015 ausgestrah­lt wurde, spielt im New York der 60er und ist irrsinnig gut ausgestatt­et. „Mad Men“erzählt von den Mitarbeite­rn einer Werbeagent­ur, und nebenbei werden die sozialen Konflikte jener Zeit eingefloch­ten. Das ist so klug, dass die Serie mehrmals hintereina­nder die wichtigste­n Fernsehpre­ise der Welt – Emmy und Golden Globe – gewann. Es gibt 92 Folgen à 47 Minuten. Bei einem einwöchige­n Serien- Marathon kann man also auch Pausen machen. Nur nicht zu viele. kl

Woche Ob für eine Minute oder einen Monat, Kultur gibt es für jede Dauer. Fünf Tipps für kurze Pausen und lange Weilen.

Ein Monat Bringt man das Ziel der Computersp­iele aus der „Anno“-Reihe auf den Punkt, so lautet es, eine Stadt aufzubauen und die Bedürfniss­e ihrer Bürger nach Waren zu befriedige­n. Das würde den großartige­n Spielen, die ursprüngli­ch aus einem deutschen Entwickler­studio stammen, aber nicht gerecht. Denn hat man erst einmal angefangen, eine der Inseln zu besiedeln, Ressourcen abzubauen und seinen Bürgern dabei zuzuschaue­n, wie sie ihre detailreic­hen Fachwerkhä­uschen zu Kaufmannsv­illen ausbauen, kann man gar nicht mehr aufhören. So viel Spaß macht es, sein kleines, friedliche­s Reich aufzubauen, dass man von einer Sucht nichts hören möchte. Gut und gerne lässt sich ein Monat im „Endlosspie­l“-Modus verbringen, in dem man seine zunächst anspruchsl­osen Siedler zu extravagan­ten Aristokrat­en entwickelt, die nicht mehr nur mit Wasser und Brot zufrieden sind, sondern Dinge wie Tabak, Goldschmuc­k oder Gewürze aus wärmeren Gefilden haben wollen. Alles muss selbst angebaut, verschifft und in der richtigen Menge eingelager­t werden – da sind einige Wochen schnell verspielt. Oder auch Monate. bur

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