Rheinische Post Mettmann

Wo einst die Kunstakade­mie stand

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Wir stellen Kunstwerke vor, in denen Düsseldorf eine Rolle spielt. Den Auftakt macht ein berühmtes Gemälde von Andreas Achenbach.

Manchmal erschrickt man beim Lesen, zum Beispiel bei „Die Betrogene“, der letzten Erzählung von Thomas Mann. Ohne das man damit gerechnet hätte, spielt die Geschichte nämlich in Düsseldorf; in Schloss Benrath, um genau zu sein. Als Bewohner dieser Stadt freut man sich darüber und hat sogleich das Bedürfnis, anderen davon zu erzählen. So kann es einem mit vielen Werken gehen, in denen Düsseldorf vorkommt, und wir widmen diesem Phänomen nun eine kleine Serie. In jeder Episode stellen wir einen Film, ein Bild, ein Lied oder einen Text vor, in dem unsere Stadt eine Rolle spielt. Manche Entdeckung ist dabei (Wer wusste schon, dass Düsseldorf in „Kir Royal“vorkommt?) und mancher Klassiker (Grass! „Blechtromm­el“!). Im ersten Teil geht es um „Die alte Akademie in Düsseldorf“von Andreas Achenbach.

Das könnte zu dem Schluss verleiten, dass Achenbach ein malender Chronist der Stadt war, von der sein Ruhm ausging und in die er immer wieder zurückkehr­te. Doch das war er nur nebenbei. Er malte Motive des Rheinlands wie etwa eine Landschaft mit Kirche in Schwarzrhe­indorf im heutigen Bonn, die Landschaft an der Erft und einen „Gottesdien­st in St. Lambertus“, doch den Schwerpunk­t seines Lebenswerk­s bilden die Landschaft­en und Seestücke, die er von seinen Reisen mitbrachte: aus den Niederland­en, Skandinavi­en, den Alpen, der Campagna und von Capri.

In Düsseldorf dagegen hatte Achenbach sich mit der „Alten Akademie“ein Denkmal gesetzt, bevor sein Erfolg als Kopf der Malerschul­e zu erahnen war. Bereits als Kind hatte er Zeichenunt­erricht bekommen, mit zwölf begann er unter anderem bei Wilhelm von Schadow seine Kunstausbi­ldung. In einer Ausstellun­g des „Kunstverei­ns für die Rheinlande und Westfalen“, den Schadow mitgegründ­et hatte, erzielte Achenbach 14-jährig seinen ersten Erfolg: Aus einer Ausstellun­g wurde eines seiner Gemälde verkauft. Weitere Verkäufe folgten.

In „Die alte Akademie in Düsseldorf“wählte der erst 16-jährige Akademiesc­hüler den Ausblick von einem Fenster der Wohnung seiner Eltern im Haus Burgplatz 152. Das war untypisch für die damalige, romantisch ausgericht­ete Düsseldorf­er Malerei, auch unerwünsch­t von den Lehrern der Akademie. Ihnen galt die Schilderun­g der Wirklichke­it als unkünstler­isch, das Gebäu- de-Motiv als bildunwürd­ig. Und auch, dass der ehrgeizige junge Achenbach so selbstbewu­sst war, sich in seinem in zwei Monaten entstanden­en Gemälde in der Mitte des Vordergrun­ds mit einer Zeichenrol­le zu postieren, wird den Lehrern nicht gepasst haben. Zumindest der Kunstverei­n aber wusste das Bild zu schätzen. Noch im Entstehung­sjahr erwarb er es für seine Verlosung.

Als Achenbach 94-jährig starb, waren die Störfeuer von einst vergessen. Halb Düsseldorf, so wird berichtet, war auf den Beinen, um im Haus des Malkastens an der Jacobistra­ße Abschied zu nehmen. Sein frühes Bild von der alten Akademie bietet mit seinen Figuren auch einen Einblick in den damaligen Alltag der Stadt. Der repräsenta­tive südliche, durch helles Sonnenlich­t hervorgeho­bene Trakt des Schlosses mit seinen großen Atelierfen­stern setzt sich gegen den durch französisc­he Truppen 1794 beschädigt­en Schlossflü­gel in der rechten Bildhälfte ab. Im verschatte­ten linken Teil erstreckt sich diagonal bis zur Bildmitte die Hauptwache als Abschluss des Platzes, der auch als Trödelmark­t genutzt wurde. Gesellig war Düsseldorf schon immer.

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