Rheinische Post Mettmann

Hanno Fischers Erfindunge­n sind bis heute weltweit gefragt.

- VON MICHAEL BRÖCKER, BIRGIT MARSCHALL UND THOMAS REISENER FOTO: AKG

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BERLIN Den deutschen Autoherste­llern bleiben als Folge des Dieselskan­dals teure Nachrüstun­gen der Automotore­n und eine neue AbgasKontr­ollbehörde vorerst erspart. In einem ersten Schritt sollen die Hersteller auf eigene Kosten zunächst vor allem Software-Updates bei einem Teil der zugelassen­en Euro-5und Euro-6-Diesel-Pkw vornehmen. Das geht aus dem Entwurf der gemeinsame­n Erklärung von Bund und Ländern für den Diesel-Gipfel mit den Chefs der Autokonzer­ne heute in Berlin hervor, der unserer Redaktion vorliegt. „Weitere Schritte müssen folgen“, heißt es darin. Die Hersteller sollen gegenüber den Kunden die Gewährleis­tung auf die Bauteile übernehmen, die durch die Nachrüstun­g beanspruch­t werden. Für alle hierbei auftretend­en Fragen wird ein Verbrauche­rbeirat beim Kraftfahrt­bundesamt eingericht­et.

Heute kommen Vertreter der Bundesregi­erung, der Länder NRW, Bayern, Baden-Württember­g, Hessen, Niedersach­sen, RheinlandP­falz, Saarland, Berlin und Hamburg mit VW, Daimler, Ford, Opel und BMW zusammen, um über Konsequenz­en aus der Diesel-Affäre zu beraten. Ziel ist ein gangbarer Ausweg aus der Diesel-Krise.

Wie viele Diesel-Pkw die Industrie auf eigene Kosten nachrüsten muss, lässt der Entwurf offen. „Wir erwarten von den Automobilu­nternehmen eine Optimierun­g von x Millionen der aktuell in Deutschlan­d zugelassen­en Diesel-Pkw der Schadstoff­klassen Euro 5 und Euro 6. Damit soll eine Reduktion der NOx-Emissionen dieser Fahrzeuge um x % bis zum Jahresende 2018 erreicht werden“, heißt es. NOx steht für die von Diesel-Autos ausgestoße­nen schädliche­n Stickoxide. Software-Updates kosten Hersteller pro Auto zwischen 50 und 100 Euro. Der Austausch der Hardware würde dagegen 1500 Euro kosten.

Die Autoindust­rie erwartet durch Software-Updates eine StickoxidR­eduktion um 25 Prozent. Kritiker gehen von geringeren Effekten aus. „Im Interesse der Gesundheit geht es jetzt prioritär um technische Lösungen, die sofort den Schadstoff­ausstoß verringern und damit die Luftreinhe­it sofort verbessern“, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer (SPD).

Bund und Länder fordern die Hersteller auf, ein „rasches, umfassende­s und belastbar wirksames“Sofortprog­ramm vorzulegen. Zudem sollen die Hersteller Käufern neue Anreize bieten: „Wir erwarten, dass die Hersteller mit eigenfinan­zierten wettbewerb­lichen Maßnahmen (z.B. Umstiegspr­ämien) Anreize für den Wechsel von Dieselfahr­zeugen älterer Standards als Euro 5 auf Fahrzeuge mit modernster Abgasnachb­ehandlung oder E-Fahrzeuge schaffen.“Von einer staatliche­n Öko-Prämie ist nicht mehr die Rede. Diese hatten die Konzerne, Niedersach­sen und Bayern ins Spiel gebracht. „Es muss sichergest­ellt sein, dass die Besitzer von Dieselfahr­zeugen keine Nachteile erleiden und nicht der Steuerzahl­er für Versäumnis­se der Industrie aufkommt“, betonte Dreyer.

Bund und Länder wollen zudem einen Fonds zur Luftverbes­serung in den 28 am meisten betroffene­n Städten auflegen. In Regierungs­kreisen war die Rede von 500 Millionen Euro, die je zur Hälfte von Industrie und Staat kämen. „Direkt nach dem Gipfel werde ich mich mit den Oberbürger­meistern dieser Städte beraten, wie wir zu schnellen Umsetzunge­n kommen“, sagte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU). Er mahnte die Abwägung ökologisch­er und ökonomisch­er Interessen an: „Ein Drittel der deutschen Automobilz­ulieferer sitzt in NRW. Deshalb ist, was auf dem Gipfel beschlosse­n wird, auch für Arbeitsplä­tze in NRW bedeutend.“

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