Rheinische Post Mettmann

Der olympische Traum

- VON ROBERT PETERS

DÜSSELDORF Vor dem olympische­n Museum in Lausanne brennt ein ewiges Feuer. Über die Flammen hinweg blickt mit feierliche­m Ernst der Gründer der neuzeitlic­hen Spiele über den Genfersee, vielmehr ein Standbild des Mannes, der die olympische Idee in die Neuzeit tragen wollte. Das Bild steht in einem Halbkreis von weißen Säulen. Es ist ein steinerner Augenblick jenseits der Zeit – ein bisschen so, wie es sich Baron Pierre de Coubertin gewünscht haben könnte, als er den olympische­n Geist von der Antike in die Gegenwart transporti­erte.

Der Baron hat die völkerverb­indende Kraft der Spiele beschworen. Er gab sich als Idealist, der in der sportliche­n Bildung eine notwendige Ergänzung zur schulische­n und gesellscha­ften Erziehung sah. Damit war er ein Kind seiner Zeit. Seinem hartnäckig­en Kampf um diese Idee verdankt die Welt die Gründung des Internatio­nalen Olympische­n Komitees (IOC) und die ersten Spiele der Neuzeit in Athen 1896.

120 Jahre später sprechen auch die Nachfahren des Barons gern vom olympische­n Geist. Die Fensterred­en klingen vielleicht nicht mehr so weihevoll wie die im 19. Jahrhunder­t, aber man darf sicher sein, dass sie in Fragen der Heuchelei schwer zu überbieten sind.

Wer heute von Olympia träumt, der träumt nämlich in erster Linie von einem gigantisch­en Geschäft. Olympische Spiele bewegen buchstäbli­ch Milliarden. Vor allem bewegen sie Milliarden in die Kassen des IOC, das zu einer wunderbare­n Geldvermeh­rungsmasch­ine geworden ist. Das hat es dem segensreic­hen Wirken des Spaniers Juan Antonio Samaranch zu verdanken. Er hatte im faschistis­chen Franco-Regime politische Karriere gemacht und kommerzial­isierte die Spiele seit den 1980ern in 21 Amtsjahren als IOC-Präsident.

Kein Zufall, dass seine Amtszeit mit den ersten privatwirt­schaftlich finan- zierten Spielen in Los Angeles 1984 ihren ersten Höhepunkt erlebte. Der USamerikan­ische Unternehme­r Peter Ueberroth organisier­te diese Spiele, weil eine Volksabsti­mmung staatliche Zuschüsse verweigert­e. Am Ende der Spiele von Los Angeles stand ein Gewinn von 250 Millionen Dollar.

Von satten Gewinnen träumt Los Angeles auch in diesen Tagen. Es hat sich erneut beim IOC um die Ausrichtun­g Olympische­r Spiele beworben. Und es war sogar so nett, dem Mitbewerbe­r Paris für 2024 den Vortritt zu lassen. Selbstvers­tändlich nur unter Bedingunge­n. Die eine: L.A. wird Olympiaort 2028. Die andere: Das IOC honoriert so viel Zurückhalt­ung. Das hat der Weltverban­d unter Führung seines deutschen Präsidente­n Thomas Bach natürlich getan. Mit rund zwei Milliarden Euro unterstütz­t das IOC Olympia 2028 in Kalifornie­n. Bach findet, es sei „eine Win-win-win-Situation“– seine Gewinner sind Paris, Los Angeles und das IOC.

Aber auch die Initiative „Rhein Ruhr Olympic City“sieht sich als Sieger des Handels, den die IOC-Vollversam­mlung im September bestätigen wird. Sie will die Spiele 2032 nach Nordrhein-Westfalen holen. Und sie weiß, dass ihre Chancen in Richtung Nullpunkt gesunken wären, wenn die europäisch­e Stadt Paris vier Jahre früher am Zug gewesen wäre. Initiator Michael Mronz stellt deshalb fest, das sei eine „gute Nachricht. 15 Jahre Planungsho­rizont bedeuten für uns, die Rhein Ruhr Olympic City-Initiative mit den Themen vernetzte Mobilität und Digitalisi­erung in NRW so zielgerech­t gestalten und weiterentw­ickeln zu können, dass die Menschen in der gesamten Metropolre­gion vor und weit nach Olympische­n Spielen einen langfristi­gen ökonomisch­en und ökologisch­en Nutzen haben“.

Er betont gern den Nachhaltig­keitsaspek­t, weil er weiß, dass der ein zentraler Punkt in den IOC-Richtlinie­n zur Vergabe ist – auch wenn die Ruinen von Athen (Spiele 2004) und Rio (2016) dem Gedanken Hohn sprechen. Mronz ver-

Olympische Spiele bewegen Milliarden – vor allem in die Kassen des IOC

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