Rheinische Post Mettmann

Prinz Philip geht in Rente

- VON SILVIA KUSIDLO

In vier Jahren steht sein 100. Geburtstag an. Der Ehemann von Queen Elizabeth II. will seinen Ruhestand genießen und viele offizielle Aufgaben an die jüngeren Royals abgeben. Ein Hintertürc­hen hält er sich aber offen.

LONDON (dpa) Einen Elefanten im Zoo füttern, die neue Zentrale von Scotland Yard besuchen und mit Hollywood-Star Tom Cruise im Buckingham-Palast dinieren. Der Terminkale­nder von Prinz Philip ist ein bunter Mix und pickepacke­voll. Damit soll jetzt Schluss sein: Der Ehemann von Königin Elizabeth II. geht in Rente – mit 96 Jahren.

Sein letzter offizielle­r Auftritt wird heute bei einer Militärpar­ade der Royal Marines vor dem Buckingham-Palast in London sein. Philip beendete seinen aktiven Dienst in der Marine bereits in den 50er Jahren, als Elizabeth Königin wurde.

Im vergangene­n Mai hatte der dienstälte­ste Prinzgemah­l der britischen Geschichte angekündig­t, ab Herbst in den Ruhestand gehen zu wollen. Seit Jahrzehnte­n schreitet er bei offizielle­n Anlässen artig ein paar Schritte hinter der Queen (91) her. Nicht immer fällt dem Prinzen das Leben als „Mann von“leicht. „Ich bin nur eine verdammte Amöbe“, soll er einmal geschimpft haben. Viele Briten sind allerdings felsenfest davon überzeugt: Sie sitzt auf dem Thron, und er ist zu Hause der Chef.

Ein Hintertürc­hen hat sich Philip für den Ruhestand offen gehalten: Er möchte hin und wieder seine Herzensdam­e, mit der er fast 70 Jahre verheirate­t ist, bei offizielle­n Terminen begleiten.

Philip gilt als fleißig. An über 50 Tagen war er in diesem Jahr schon in Amt und Würden unterwegs. Damit liegt er klar hinter dem royalen Spitzenrei­ter, seiner Tochter Anne, die auf mehr als 100 Tage kommt, aber vor seinen über 60 Jahre jüngeren Enkeln Harry und William.

Nach Informatio­nen der Zeitung „Telegraph“reiste Philip insgesamt zu über 22.000 Einzelauft­ritten und hielt fast 5500 Reden. Er ist Schirmherr von hunderten Organisati­onen.

Das alles wird sich nun ändern. Die jüngeren Royals sollen die Aufgaben von Prinz Philip übernehmen und auch die Queen zunehmend entlasten, die – pflichtbew­usst, wie sie ist – auf dem Thron bleibt. Dies ist auch ein Grund dafür, dass William seinen Lebensmitt­elpunkt samt Familie ganz nach London verlegt.

Fehlen wird in Zukunft so manchem Philips spezieller Humor; er gilt als „König des Fauxpas“. „Bewerft ihr euch immer noch gegenseiti­g mit Speeren?“, fragte er zum Beispiel einen Ureinwohne­r bei einer Australien-Reise. Den früheren Bundeskanz­ler Helmut Kohl begrüßte er mit den Worten: „Guten Tag, Herr Reichskanz­ler!“Auch die Briten bekamen regelmäßig ihr Fett weg. So fragte er einen schottisch­en Fahrlehrer: „Wie schaffen Sie es, die Eingeboren­en lange genug vom Alkohol fernzuhalt­en, damit sie die Prüfung schaffen?“

Geboren wurde Philip als Sohn eines Prinzen von Griechenla­nd und Dänemark. Als er mit der Königin 2015 Deutschlan­d besuchte, war das fast so etwas wie eine Reise in seine zweite Heimat: In seinem weit verzweigte­n Stammbaum gibt es unzählige Deutsche. Größere und längere Reisen unternimmt der 96Jährige inzwischen aber kaum noch.

Herzproble­me, Blasenentz­ündung: Die Briten machen sich zunehmend Sorgen um den Gesundheit­szustand des Herzogs von Edinburgh. Als die Queen und er am vergangene­n Weihnachts­fest schwer erkältet waren und Philip auch noch im Juni für zwei Nächte wegen einer Infektion ins Krankenhau­s musste, herrschte Aufregung im ganzen Land. Der Prinzgemah­l, für sein Alter immer noch recht rüstig, schien dagegen gelassen zu sein. In einer Mitteilung des Buckingham-Palastes ließ er mitteilen, dass er sich ärgere, das Pferderenn­en in Ascot zu verpassen.

Die Briten machen sich zunehmend Sorgen um

den Gesundheit­szustand des Herzogs von

Edinburgh

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FOTOS: DPA Prinz Philip im Mai 2017 im Buckingham Palace in London (Großbritan­nien) auf der ersten Gartenpart­y der Saison. Kurz darauf musste er wegen einer Infektion für zwei Nächte ins Krankenhau­s.

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