Rheinische Post Mettmann

Der Torhüter mit den flinken Haken

- VON TOBIAS DINKELBORG

Emmanuel Anthony ist nicht nur ein Rückhalt des MSV Düsseldorf, sondern auch ein begabter Fußballer.

Es gibt Situatione­n, in denen möchte es Emmanuel Anthony einfach wissen. Und da spielt auch die positionsb­edingte Tragweite seines Handelns nur eine untergeord­nete Rolle. Der Torhüter des FußballLan­desligiste­n MSV Düsseldorf stellt seine ausgesproc­hen eindrucksv­ollen Künste am Ball nun einmal sehr gerne unter Beweis.

Die leidige Erfahrung, dass Anthony tatsächlic­h virtuos mit dem Kunstleder umgehen kann, musste vor gar nicht allzu langer Zeit auch Saban Ferati machen. Im Testspiel des Aufsteiger­s gegen den Oberligist­en Turu. Die Partie war flott, umkämpft und durchaus unterhalts­am. Dafür sorgte der nigerianis­che Schlussman­n des Fusionsklu­bs, der plötzlich im eigenen Strafraum gleich mehrere Haken schlug und Ferati ziemlich alt aussehen ließ.

Einzelne graue Haare seines Trainers hat Anthony durch solche Aktionen indes gewiss zu verantwort­en. „Er bringt mich tatsächlic­h manchmal ins Schwitzen“, erklärt Mohamed Elmimouni. „Aber wenn er Fehler macht, weiß er das.“Allzu viele Aussetzer hat sich der Keeper glückliche­rweise noch nicht geleis- tet, sondern ist vielmehr ein wertvoller Rückhalt. „Klar, er ist unheimlich wichtig für uns. Überzeugen­d auf der Linie und in der Luft“, beschreibt Elmimouni begeistert die Qualität seines Schlussman­ns.

Anthony selbst fühlt sich pudelwohl beim MSV. „Der Verein ist eine wundervoll­e Familie“, erklärt der Torwart in perfektem Englisch. Seit Anfang des Jahres steht er nun schon zwischen den Pfosten des Aufsteiger­s – und hat eine bewegende Geschichte mit im Gepäck. „Er musste sich in Nigeria lange in einer Kirche verstecken“, berichtet Elmimouni. Als Flüchtling kam er anschließe­nd nach Deutschlan­d und beantragte Asyl. „Mittlerwei­le ist er in Besitz eines Arbeitsvis­ums“, erklärt sein Trainer. „Ihm fehlt hier allerdings die familiäre Bindung.“

Nicht aber ein klares Ziel vor Augen. „Ich hatte vor Jahren eine Offenbarun­g von Gott, dass ich irgendwann unter großen Fußballern spielen werde“, berichtet Anthony. In Nigeria ist er bereits in den beiden höchsten Ligen aufgelaufe­n und träumt nun davon, eines Tages in Deutschlan­d einen Profi-Vertrag zu unterzeich­nen. Bis es soweit ist, wird er weiter alles geben für den MSV.

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FOTO:HORSTMUELL­ER Anthony überzeugt beim MSV als Spieler und als Mensch.

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