Rheinische Post Mettmann

Weniger Straftaten, weniger Täter

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die Grenzkontr­ollen in Süddeutsch­land und -europa wirken sich für die Düsseldorf­er Polizei positiv aus. Die Kriminalit­ät ist im ersten Halbjahr deutlich zurückgega­ngen. Die Zahl der Einbrüche etwa sank um fast ein Drittel.

Rund 35.000 Straftaten sind im ersten Halbjahr bei der Polizei angezeigt worden, nicht einmal halb so viele wie im gesamten vergangene­n Jahr. Und vor allem die Delikte, die der Düsseldorf­er Polizei besondere Sorgen gemacht haben, sind seltener geworden. „Zum ersten Mal seit langem haben wir in der ersten Jahreshälf­te weniger als tausend Einbrüche“, sagt Polizeiprä­sident Norbert Wesseler.

974 Wohnungsei­nbrüche wurden bislang registrier­t, im ersten Halbjahr 2016 waren es drei Mal so viele, und in knapp der Hälfte der aktuellen Fälle blieb es beim Versuch. Und obwohl im Frühjahr kurzzeitig Halsketten­räuber serienmäßi­g alte Damen überfielen, sind auch beim Raub die Zahlen um 40 Prozent zurückgega­ngen. „Natürlich ist jede der 149 Taten zuviel“, sagt Wesseler. „Aber offenbar sind wir auf einem guten Weg.“

Autodiebst­ähle und -aufbrüche, Straßenkri­minalität und sogar Taschendie­bstahl – in allen Bereichen gingen die Fallzahlen zurück. Eine belegbare Erklärung hat Wesseler nicht. Möglich, dass die Bürger tatsächlic­h den Appellen der Polizei öfter folgen und auf ihre Wertsachen besser achten. Möglich auch, dass die konzertier­ten Schwerpunk­taktionen der Polizei Früchte tragen und dass die beschleuni­gten Gerichtsve­rfahren mit der Möglichkei­t, einen Festgenomm­enen bis zum Prozess eine Woche lang in Haft zu nehmen, Täter abschreckt. „Wahrschein­lich kommt alles zusammen“, sagt Kripochef Markus Röhrl.

Einige Prozent beim Wohnungsei­nbruch gingen seiner Ansicht nach auch aufs Konto der Wissenscha­ft: Seit Jahresanfa­ng testet die Polizei „predictive policing“. Das „System zur Kriminalit­ätsanalyse und Lageantizi­pation“, kurz: Skala, berechnet anhand aller möglichen polizeilic­hen Informatio­nen zum Thema Wohnungsei­nbrüche in Frage kommende neue Tatorte. „Festnahmen auf frischer Tat kamen sehr oft durch Hinweise aus dieser Ana- lyse zustande“, sagt Röhrl. Die wissenscha­ftliche Auswertung von Skala soll aber erst nach einem Jahr erfolgen.

Für den Kripochef steht vor allem ein Grund für den Kriminalit­ätsrückgan­g fest: „Es sind weniger Straftäter unterwegs.“Gerade bei allen Formen des Diebstahls etwa seien mehr als die Hälfte der Verdächtig­en reisende Täter aus dem Ausland, die häufig über Südosteuro­pa einreisten. „Seit im Süden die Grenzen kontrollie­rt werden, gehen unsere Zahlen zurück“, sagt Röhrl. Das gelte nicht nur für Düsseldorf, sondern werde auch in anderen deutschen Großstädte­n, in denen reisende Auto- und Taschendie­be die Statistike­n in die Höhe trieben, ganz ähnlich registrier­t.

In einem anderen Deliktfeld zeichnet sich dagegen ein gegenteili­ger Trend ab: Es gibt mehr Trickbetrü­ger in der Stadt. Die einen geben sich als Zivilpoliz­isten aus und nehmen vor allem ausländisc­hen Touristen angebliche­s Falschgeld ab, andere stricken am Telefon aufwendige Legenden, um vor allem Senioren um ihr Erspartes zu bringen. Auch dahinter stecken meist gut organisier­te und schwer zu fassende osteuropäi­sche Banden, 187 Fälle gab es dieses Jahr schon, 2016 waren es gerade einmal 58.

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Polizeiprä­sident Norbert Wesseler (r.) und Kripochef Markus Röhrl sehen die Ermittler der Landeshaup­tstadt auf einem guten Weg.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Polizeiprä­sident Norbert Wesseler (r.) und Kripochef Markus Röhrl sehen die Ermittler der Landeshaup­tstadt auf einem guten Weg.

Newspapers in German

Newspapers from Germany