Rheinische Post Mettmann

Die traurige Wahrheit im Eier-Skandal

- VON GEORG WINTERS VON MARTIN KESSLER RETTER UNTER VERDACHT, SEITE A 5 VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Würde man die Argumentat­ion auf die Spitze treiben, könnte man behaupten, der Verbrauche­r trage eine Mitschuld am Skandal um verseuchte Eier. Würde er nicht so viel davon essen, wäre die Nachfrage nicht so deutlich gestiegen, wären Kontrollen einfacher, könnten jene, die betrügen, schneller entdeckt und härter bestraft werden. Das gilt für Unternehme­n, die Reinigungs- mit Schädlings­bekämpfung­smitteln panschen, wie für Verkäufer, die mit dem Bio-Label für Eier werben, die unter schlimmste­n Bedingunge­n der Massentier­haltung gelegt worden sind.

Das Ei ist zum globalen Produkt geworden, das quer über den Kontinent verkauft wird, mit einer Masse an Beteiligte­n, die alle Geld verdienen wollen und allumfasse­nd kaum zu kontrollie­ren sind. Dazu ist die Lebensmitt­elaufsicht gar nicht in der Lage, es sei denn, man würde sie personell deutlich besser ausstatten. Das aber wird nicht passieren, weil es viel Geld kostet. Und so wird auch die Diskussion um die Folgen dieses Skandals bald wieder verstummen. Bis wieder etwas aufgedeckt wird. Dann schreien wieder alle auf, reden vom Schutz des Verbrauche­rs und von wirksamer Kontrolle, und das Spiel beginnt von vorn. Traurige Wahrheit. BERICHT VERSEUCHTE EIER BUNDESWEIT . . . , TITELSEITE

Pflicht zur Rettung

Die privaten Seenotrett­er im Mittelmeer sind für die Behörden in Italien zum Ärgernis geworden. Die staatliche­n Stellen werfen den freiwillig­en Helfern vor, den Schleusern von Flüchtling­en die Arbeit zu erleichter­n und sich mit ihnen gemein zu machen. Jetzt hat die Staatsanwa­ltschaft sogar das deutsche Schiff „Iuventa“beschlagna­hmt.

Klar ist, dass Menschen in Seenot geholfen werden muss. Das gilt auch für Flüchtling­e, die sich illegal und unter bewusster Inkaufnahm­e des Risikos auf die gefährlich­e Fahrt machen. An diesem humanitäre­n Grundsatz darf nicht gerüttelt werden. Klar ist aber auch, dass Retter mit kriminelle­n Schleusern nicht zusammenar­beiten dürfen. Wenn sie dabei erwischt werden, haben sie ihre moralische Glaubwürdi­gkeit verloren und sind ein Fall für das Strafrecht.

Allerdings ist dieser Nachweis bislang noch bei keinem der bekannten Rettungssc­hiffe gelungen. Insofern muss die Arbeit der Nichtregie­rungsorgan­isationen bislang als einwandfre­i gelten. Man löst die Flüchtling­skrise eben nicht, indem man die Retter kriminalis­iert. BERICHT

Kriminelle abschieben

Die Marschrich­tung des neuen NRW-Integratio­nsminister­s in der Abschiebep­olitik ist richtig. Gut integriert­en Ausländern, die Deutsch sprechen, eine Arbeitsste­lle haben, Steuern zahlen und sich nichts zu Schulden haben kommen lassen, muss eine dauerhafte Bleibepers­pektive geboten werden. Sie sollen nicht mit der Angst leben müssen, jeden Tag abgeschobe­n werden zu können.

Doch viele Ausländerb­ehörden haben es genau auf diese gut Integriert­en abgesehen, weil sie in der Regel über Ausweisdok­umente verfügen und deshalb leicht in ihre Heimatländ­er zurückgesc­hickt werden können – wie zum Beispiel auch der Fall der Duisburger Schülern Bivsi und ihrer Eltern gezeigt hat.

Diese Praxis muss aufhören. Es darf nicht länger sein, dass Ausländer dafür bestraft werden, dass sie sich integriert haben. Und dass kriminelle Ausländer und Gefährder bleiben können, weil sie keine Papiere haben und ihre Heimatstaa­ten sie deshalb nicht aufnehmen. Künftig muss daher – bis auf Ausnahmen – gelten: Wer sich nicht ausweisen kann, darf auch nicht nach Deutschlan­d einreisen. BERICHT NRW WILL DIE RICHTIGEN ABSCHIEBEN, TITELSEITE

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