Rheinische Post Mettmann

Das müssen Sie zum Eier-Skandal wissen

- VON MERLIN BARTEL, FRANZISKA HEIN UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER QUELLE: BMEL | FOTO: DPA | GRAFIK: DPA, C. SCHNETTLER

Fipronil ist in aller Munde – das Insektizid gelangte in Eier und so zu Verbrauche­rn in den Kühlschran­k. Wie gefährlich ist das Pestizid wirklich? Welche Supermärkt­e sind betroffen? Woran erkennt man betroffene Eier? Wir haben die wichtigste­n Informatio­nen für Sie.

DÜSSELDORF Der Eier-Skandal schlägt bundesweit Wellen: Fast im Stundentak­t gibt es neue Meldungen. Wir beantworte­n für Sie die wichtigste­n Fragen. Was ist Fipronil? Fipronil ist ein Insektizid, das in der Veterinärm­edizin zum Schutz vor Flöhen und Zecken genutzt wird. Bei Nutztieren darf es nicht verwendet werden. Wie kommt das Mittel in Eier? Als Auslöser gilt das Reinigungs­mittel Dega 16, mit dem Blutläuse in Geflügelst­ällen bekämpft werden. Ein belgischer Anbieter wird verdächtig­t, dem Mittel Fipronil beigemisch­t zu haben. Wie ist der Skandal aufgefalle­n? Die niederländ­ische Lebensmitt­elprüfbehö­rde NVWA hatte am Sonntag einen Hinweis veröffentl­icht; daraufhin wurden im deutschen Handel 875.000 Eier aus dem Verkauf genommen. Wie der Skandal in den Niederland­en aufgefalle­n ist, ist unklar. Zuvor hatte es keine Verunreini­gung von Eiern mit dem Insektizid gegeben. Es wurde auch nicht in herkömmlic­hen Tests darauf getestet. Ab welcher Menge sind die Eier gefährlich? „Diese Frage ist nicht eindeutig zu beantworte­n“, sagt Wilhelm Deitermann, Sprecher des NRW-Umweltmini­steriums. „Nicht alle Eier sind gleich stark belastet.“Bei am Montag getesteten Eiern lag die höchste Konzentrat­ion bei 0,11 mg/kg. Ein Erwachsene­r soll nicht mehr als 0,009 Miligramm je Kilogramm Körpergewi­cht zu sich nehmen. Der Grenzwert ist laut Bundesinst­itut für Risikobewe­rtung (BfR) ab 0,72 mg/kg überschrit­ten. Ein Mensch, der 80 Kilogramm wiegt, dürfte nicht mehr als sechs bis sieben Eier mit 0,11 mg/kg Fi- Haltungsfo­rm 0 = Ökologisch­e Erzeugung 1 = Freilandha­ltung 2 = Bodenhaltu­ng 3 = Käfighaltu­ng Herkunftsl­and AT = Österreich BE = Belgien DE = Deutschlan­d IT = Italien NL = Niederland­e ES = Spanien

Stallnumme­r Bundesland 01 = Schleswig-Holstein 02 = Hamburg 03 = Niedersach­sen 04 = Bremen 05 = Nordrhein-Westf. 06 = Hessen 07 = Rheinland-Pfalz 08 = Baden-Württember­g pronil essen. „Für Erwachsene ist das noch nicht gefährlich“, sagt eine BfR-Sprecherin. Das BfR hatte allerdings vor einem potenziell akuten Gesundheit­srisiko für Kinder gewarnt. „Bei Kleinkinde­rn kann es zu Schädigung­en kommen“, warnte Andrea Hornfische­r, Sprecherin des

Betriebsnu­mmer 09 = Bayern 10 = Saarland 11 = Berlin 12 = Brandenbur­g 13 = Mecklenbur­g-Vorp. 14 = Sachsen 15 = Sachsen-Anhalt 16 = Thüringen Landwirtsc­haftsverba­nds Rheinland. In höheren Dosen kann das Pestizid bei Menschen Haut und Augen reizen sowie Übelkeit und Kopfschmer­zen verursache­n. Wie erkennen Verbrauche­r, ob ihre Eier betroffen sind? Der Code, der auf jedes Ei gedruckt wird, informiert über die Herkunft – im Infokasten gibt es eine Übersicht über alle Eier-Codes, vor denen gewarnt wird. Entscheide­nd ist die Kennung des Betriebs, die durch fünf Ziffern angezeigt wird. Die erste Ziffer informiert über die Haltung: 0 steht für Öko-Haltung, 1 für Freiland, 2 für Boden und 3 für Käfig. Die beiden letzten Ziffern geben Auskunft über den Stall, sofern es mehrere gibt. Dies ist im aktuellen Fall nicht relevant – und wurde daher von der NVWA mit „X“gekennzeic­hnet. Wie geht es weiter? In den kommenden Wochen prüfen die Behörden, ob weitere Betriebe betroffen sind und wohin die Eier aus den Niederland­en außerdem geliefert wurden. Noch lägen die Lieferlist­en nicht vor, sagt Wilhelm Deitermann. Es wird zudem überprüft, ob die Eier weitervera­rbeitet wurden – etwa in Nudeln. Gibt es Rückstände, müssen auch diese Produkte vom Markt genommen werden. Laut BfR wird Fipronil nicht abgebaut, wenn die Eier gekocht oder gebacken werden. Woher verarbeite­te Eier in Lebensmitt­eln stammen, ist für Verbrauche­r meist nicht transparen­t. Welche Supermärkt­e sind betroffen? Belastete Eier aus den Niederland­en wurden auch in deutschen Supermärkt­en verkauft. Eine Umfrage unserer Redaktion ergab, dass Real, Lidl und Kaufland Eier mit Fipronil verkauft haben. Rewe und seine Discount-Tochter Penny nahmen in allen Märkten Eier mit „NL“im Stempel aus dem Verkauf. Edeka und die Metro-Großmärkte haben keine verseuchte­n Eier verkauft.

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