Candida Höfer und die Liebe zu Düsseldorf
Die berühmte Fotokünstlerin schenkt eine Arbeit den Freunden und damit der Kunstsammlung NRW.
DÜSSELDORF Längst wohnt sie in Köln, lebt zurückgezogen im Haus ihres unvergessenen Vaters Werner Höfer. Auch die Bilder der Fotokünstlerin aus der Düsseldorfer Becher-Klasse sind im Laufe der Jahrzehnte still und leer geworden. Manche bezeichnen daher die Künstlerin und ihre Kunst als spröde. Das kann nur ein Missverständnis sein. Erlebt man sie doch als eine Poetin – eine Meisterin der Stille und Verzauberin von Räumen.
Hat Candida Höfer (73) früher noch Menschen aufgenommen, sich selbst leichtfüßig mit der Szene an den lauten und schrägen Orten der aufbrechenden Generation rund um Akademie und Ratinger Straße eingebracht, so sind es schon lange nur noch Räume, deren Faszination sie erliegt. Auratische Tableaus komponiert sie seit den Achtzigern von Museumssälen, Opernhäusern, Bibliotheken oder Archiven. Auch Düsseldorf hat die Künstlerin mehrfach bedacht. Jetzt steht eine der berühmtesten Nachkriegsgalerien überhaupt, die Alfred Schmela 1957 gründete, im Licht.
2011 hat Höfer die Aufnahme der Schmela-Galerie in der Mutter-EyStraße gemacht, ein Stück vom Innenraum nur genommen, das die Klarheit der Architektur des Niederländers Aldo van Eyck besser nicht nachzeichnen könnte. Das Weglassen ist eine von Höfers Spezialitä- ten, das Beschneiden des Ortes, die Wahl der ungewohnten Perspektive, der Verzicht auf künstliche Lichtzugabe. Die Bodenplatten aus weißem Marmor schimmern, während das Neonlicht in den Deckenbohlen rund um die Leuchten diffus verrinnt. Ein Stück Sockel hat sie einbe- zogen, das man normalerweise abschneiden würde. Mit ihm kalkuliert sie Spannung in dem reinen Raum. Als die Galerie Schmela 1971 in dem edlen Bauwerk hinter der Kunsthalle neu begann, war die bewegende Vorgeschichte wie mit einem Schwamm ausgewischt. So abstrakt wie die neue Architektur, so abstrakt fällt das Bild aus. Keine Frage: Diese Arbeit gehört nach Düsseldorf. Die Gesellschaft der Freunde der Kunstsammlung wollte es erwerben und der Landesgalerie schenken. Über die Preisverhandlungen mit dem Galeristen schaltete sich die Künstlerin ein und machte die Arbeit zum Geschenk.
Die Freunde gaben es dem Museum als Dauerleihgabe, wo es bis 2. Oktober in der Ausstellung „Real sets/fictional sets“im Ständehaus (K 21) zu bewundern ist. Leider ist Gerhard Richters Porträt des Galeristen Alfred Schmela, ebenfalls ein Geschenk der Freunde, nicht dazugestellt. Dafür weitere Arbeiten von Höfer. Und tolle Videos aus der Sammlung wie Rosemarie Trockel mit „Buffalo Billy + Milly“, William Kentridges „Tide Table“und Wael Shawkys „Cabaret Crusades“.