Rheinische Post Mettmann

Obszönes im FFT

- VON KLAS LIBUDA FOTO: MARCANDREA

Ende September beginnt das Theater seine neue Spielzeit. Die vergangene Saison wurde mit Rekord-Auslastung abgeschlos­sen.

Im FFT wird es obszön. Jedenfalls beginnt das Forum Freies Theater so seine kommende Spielzeit: „Obszönität“hat das Haus seinen ersten Themenschw­erpunkt für die Saison 2017/2018 genannt. Da mutet es zunächst einmal seltsam an, dass ausgerechn­et „Max und Moritz“zur Eröffnung zur Aufführung kommen soll.

Ein Kinderbuch-Klassiker also, harmloser geht es ja nicht, denkt man zunächst. Wobei es Max und Moritz natürlich faustdick hinter den Ohren haben. So will sich die Bonner Theatergru­ppe Pulk Fiktion – die zuletzt erst beim Heidelberg­er Stückemark­t ausgezeich­net wurde – denn auch aufs Unmoralisc­he und Unkorrekte bei Wilhelm Buschs Buchvorlag­e konzentrie­ren. Das Publikum (ab acht Jahren) soll mit der eigenen Schadenfre­ude konfrontie­rt werden, heißt es. Premiere ist am 21. September, 19 Uhr, im FFTJugendt­heater.

Am Tag zuvor gibt es in den Kammerspie­len bereits eine Filmvorfüh­rung: „Chance 2000 – Abschied von Deutschlan­d“über Christoph Schlingens­iefs gleichnami­ge Kunstaktio­n. Zur anschließe­nden Diskussion ist der Dramaturg Carl Hegemann eingeladen. Aus Slowenien reist Ende September die Gruppe Via Negativa an. Sie nimmt sich Beethovens berühmte Neunte in einer animalisch­en Performanc­e vor.

Das Theater beginnt damit eine neue Spielzeit, die möglichst an die Erfolge der vergangene­n anknüpfen soll: 21.000 Zuschauer bei mehr als 330 Veranstalt­ungen vermeldete das FFT nun für 2016/2017 und eine Auslastung von 85 Prozent. Das sei Rekord, heißt es vom FFT. Zuletzt hatte sich die Auslastung demzufolge stetig erhöht: Vor fünf Jahren lag sie noch bei 72 Prozent.

Für viel Zulauf sorgte zuletzt etwa auch die Berliner Gruppe Machina Ex, die im Juli in einer Büroetage über dem FFT ein begehbares Computer-Theaterspi­el einrichtet­e. Die Gruppe, die Stücke mit viel Aufwand und großem technische­n Verständni­s produziert, wird auch künftig mit dem FFT zusammenar­beiten. Gerade habe ihr Haus mit Machina Ex eine Kooperatio­n für zwei Jahre vereinbart, sagt Theaterlei­terin Kathrin Tiedemann. Die Veranstalt­ungsreihe „Theater der Digital Natives“wird damit ausgebaut.

Umgebaut wird bald das Bürogebäud­e über den Kammerspie­len und Theaterbür­os an der Jahnstraße, die im Untergesch­oss liegen. Da- mit endet auch die Zwischennu­tzung für die Räume im Erdgeschos­s, die das FFT eineinhalb Jahre lang etwa für Ausstellun­gen hatte nutzen dürfen. Das FFT-Personal und gastierend­e Theatergru­ppen werden sich tagsüber auf viel Baulärm einstellen müssen. Der abendliche Spielbetri­eb soll von den Arbeiten nicht beeinträch­tigt werden.

Das Thema Spielstätt­en treibt das FFT zurzeit dennoch um, schließlic­h sollen die Bühnen des Hauses an der Jahn- und Kasernenst­raße – Juta und Kammerspie­le – voraussich­tlich 2021 in dem Komplex „Kap 1“gegenüber dem Hauptbahnh­of zusammenge­legt werden. „Für uns ist das eine positive Perspektiv­e“, sagt Kathrin Tiedemann, Mit der Einrichtun­g eines größeren und flexibel zu nutzenden Theatersaa­ls sowie der Konzentrat­ion auf einen Standort würden wichtige Aspekte der seit vielen Jahren angestrebt­en Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen für das Theater erfüllt. Bis dahin müssen Personal und Besucher weiterhin zwischen den Spielorten pendeln.

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Szene aus „The Ninth“von Via Negativa. Das Stück kommt am 28. und 29. September zur Aufführung.

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