Rheinische Post Mettmann

Der Verwandlun­gskünstler

- VON ANDREAS HEIMANN FOTO: ZDF/MIKE CHRISTIAN

Michael Kessler trifft in „Kessler ist...“Wolfgang Bosbach und andere Prominente – und schlüpft in die Rolle seiner Gäste.

BERLIN (dpa) Michael Kessler ist ziemlich oft in der Maske. Das ist für einen Schauspiel­er nicht ungewöhnli­ch. Aber der 50-Jährige geht dabei regelmäßig einen Schritt weiter als die meisten Kollegen. Kessler trifft Prominente zum Gespräch – schlüpft in ihre Rolle und sieht ihnen dabei idealerwei­se täuschend ähnlich. Das ist das Konzept von „Kessler ist...“. Die neue Staffel läuft ab heute Abend im ZDF. Und Kessler hat sich wieder viel vorgenomme­n. Diesmal ist er nacheinand­er Wolfgang Bosbach, Conchita, Uwe Ochsenknec­ht und Dieter Hallervord­en.

Kesslers Ansatz ist eine ungewöhnli­che Form des Interviews mit vertauscht­en Rollen. Der Gesprächsp­artner stellt dabei Fragen gewisserma­ßen an sich selbst, beziehungs­weise an Kessler, der so aussieht wie sein Gegenüber. Und schon die Vorbereitu­ngen darauf, die der Zuschauer verfolgen kann, sind oft ganz spannend.

CDU-Politiker Wolfgang Bosbach ist für so manchen in seiner Heimatstad­t Bergisch Gladbach nur der „WoBo“. Viele, die ihn so nennen, fühlen sich ihm nah. Bundesweit bekannt ist er als Klartexter, das ist gewisserma­ßen sein Markenzeic­hen. Nun verabschie­det sich der 65-Jährige aus der Bundespoli­tik – und hat sich vorher mit Kessler getroffen. Man sieht die beiden, wie sie sich zusammen Fotos aus Bos- bachs Leben angucken und wie Kessler ihn befragt über seine Karriere auf Kosten des Privatlebe­ns, über seine Medienpräs­enz, über seine Krebserkra­nkung. „Politik war sein Leben“, sagt Kessler über ihn. „Was wird er ohne sie jetzt tun?“

Der langjährig­e Bundestags­abgeordnet­e und CDU-Politiker ist jedes Jahr 90.000 Kilometer auf der Autobahn unterwegs gewesen und hat 200 von 365 Nächten im Hotel verbracht. „Das Reisen ist viel belasten- der als vor fünf oder zehn Jahren“, räumt er ein und sagt über sich selbst, er sei „ein Mensch, der heute viel öfter müde ist als in der Vergangenh­eit und der sich zu oft fragt, kannst du das alles schaffen, was du dir vorgenomme­n hast?“

Kessler bereitet sich auf seine Interviews mit vertauscht­en Rollen ausgiebig vor. Diesmal fährt er nach Bergisch Gladbach. „Es nagt an ihm, dass er nicht Minister wurde“, erzählt sein alter Freund Wolfgang Unrau über den CDU-Politiker. Und dass er viel ernster geworden sei, seit er von seiner Krebserkra­nkung erfahren hat. „Wie er damit umgeht, ich könnte das nicht.“Kessler trifft auch Bosbachs Mutter Else. Sie zeigt ihm die 30 Ordner mit Zeitungsar­tikeln – alle über ihren Sohn. Und sie erinnert sich an ihn als Kind: „Sehr unruhig“, sei er gewesen. „Er brauchte Action.“

Bosbach sagt, er rechne wegen seiner Krebserkra­nkung nicht mehr in Jahren, sondern in kürzeren Zeiträumen. Und er frage sich schon: „Warum lässt der liebe Gott das zu?“Beantworte­n könne er das nicht. Und dennoch: „Das Allermeist­e in meinem Leben würde ich unter Glück subsumiere­n.“

Als die beiden sich dann gegenübers­itzen, Kessler als Wolfgang Bosbach, haben die Zuschauer schon viel über den Politiker erfahren. „Warum willst du nicht noch einmal kandidiere­n?“, fragt Bosbach nun sein Gegenüber. „Ich fahre seit 30 Jahren auf der Überholspu­r, ich hätte längst loslassen müssen“, sagt Kessler in der BosbachRol­le. Und was wird er nach dem Ausscheide­n aus dem Bundestag vermissen? „Nicht vermissen werde ich die Auseinande­rsetzung mit meiner eigenen Partei“, sagt Kessler. Da muss der echte Bosbach lachen – das hätte er sicher selbst genauso gesagt.

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Wolfgang Bosbach (r.) ist in der ersten Folge der neuen Staffel von „Kessler ist . . .“zu Gast. Der Schauspiel­er und Comedian Michael Kessler (l.) schlüpft in die Rolle seiner Gäste – inklusive optischer Verwandlun­g.

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