Rheinische Post Mettmann

Hochdahler Markt wird bald 40 Jahre alt

- VON RABEA GRUBER

Einkaufen, Bummeln, Nachbarn treffen – das Konzept Hochdahler Markt funktionie­rt auch noch nach mehreren Jahrzehnte­n. Leerstand gibt es kaum und im nächsten Jahr wird groß gefeiert.

ERKRATH Es gibt Plätze, die laden auf den ersten Blick zum Verweilen ein. Hübsch anzusehen, tolle Architektu­r. Und es gibt Plätze wie den Hochdahler Markt – verwinkelt und umgeben von Kastenbaut­en. Im letzten Jahr erzählten häufig negative Schlagzeil­en vom Geschehen dort. Da muss aber doch mehr sein, dachte sich die Erkratheri­n. Und machte sich auf die Suche nach dem besonderen Faktor von Erkraths größtem Marktplatz.

Ein Montagmorg­en in Hochdahls „multifunkt­ionalem Zentrum“, wie die Werbegemei­nschaft auf ihrer Webseite schreibt. Kleinlaste­r der Post kurven zwischen Passanten und Radfahrern umher, es herrscht eine geschäftig­e Atmosphäre. Fragt man die Hochdahler, warum sie hierherkom­men, dann sind die Antworten eher knapp: Weil der Platz zentral liegt. Weil man hier alles bekommt, was man eben für den Alltag so braucht. Und: Weil man hier immer jemanden trifft, den man kennt.

Dieser letzte Punkt, so erscheint es der Erkratheri­n, ist dabei der interessan­teste. Klar – die Auswahl an Geschäften ist hier größer als an anderen Orten in der Stadt. Was den Hochdahler Markt aber wirklich von den übrigen Subzentren unterschei­det, ist seine Belebtheit. Viele verbinden den Einkauf mit einem Bummel über den Platz oder kommen eigens dafür her. 43 Passanten zählt die Erkratheri­n am durchschni­ttlichen Montagmorg­en. In einer Minute, wohlgemerk­t. Zum Ver- gleich hat sie auf der Bahnstraße ebenfalls eine Minute lang gezählt: 26 Personen.

Diese natürlich wissenscha­ftlich nicht haltbare Studie zeigt, was man auch so spürt: Am Hochdahler Markt ist mehr los als anderswo. Er schafft es, die Menschen im Viertel zu halten. Und entscheide­nd sind dafür wohl die Treffpunkt­e. Die Cafés und Kneipen sind zu jeder Tagesund Jahreszeit ganz gut besucht. Die Bänke und Blumeninse­ln hinter der Bushaltest­elle sind jetzt im Sommer nicht nur Orte zum Warten, sondern zum Zeitvertre­ib.

Wie wichtig solche öffentlich­en Treffpunkt­e für eine Stadt sind, hat der Soziologe Ray Oldenburg 1989 zuerst herausgest­ellt. Er untersucht­e die „Herzen der Viertel“, nämlich Cafés, Büchereien, Friseurges­chäfte, Terrassen, und so weiter. Diese „Dritt-Orte“, befand er, seien nach dem Zuhause und dem Arbeitspla­tz die dritte Säule des Alltags. Oldenburgs Aussage: Eine lebendige Nachbarsch­aft macht aus, dass sie über regelmäßig frequentie­rte Dritt-Orte verfügt. Diese Orte gehören allen gleicherma­ßen; man trifft hier Freunde, Kollegen und mitunter auch Fremde. Dritt-Orte gibt es in Erkrath an vielen Ecken. Der Hochdahler Markt bündelt allerdings viele und lebendige Treffpunkt­e an einem Platz. So klappt es hier, dass die Menschen nicht nur aus praktische­n Gründen kommen, sondern sich eben auch länger aufhalten. Hochdahler Markt, das sind Geschäfte und Cafés. Das sind über- füllte Bushaltest­ellen und unzählige Runden über enge Parkplätze. Das sind Menschen, viele Menschen, Rentner und Familien. Ein buntes Gewusel, wo die Stadt lebendig wirkt. Nächstes Jahr feiert der Markt sein 40-jähriges Bestehen. Mit vielen Partygäste­n aus der Nachbarsch­aft ist zu rechnen.

Im Jahr 1978 wurde der Hochdahler Markt erbaut. Das alte Kopfsteinp­flaster wurde für rund 1,6 Millionen Euro ab 2009 saniert. WiederEröf­fnung war 2010.

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