Rheinische Post Mettmann

Migranten in der Defensive

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON MICHAEL BRÖCKER VON HORST THOREN MÜLLGEBÜHR­EN IM LANDESSCHN­ITT . . ., SEITE A 3

Beinahe jeder fünfte Nordrhein-Westfale hat ausländisc­he Wurzeln. Viele von ihnen leben schon länger hier, haben aber trotzdem kaum Möglichkei­ten politische­r Mitsprache. Ein Gremium, das auf kommunaler Ebene dazu beiträgt, dass auch die Interessen von Migranten gehört werden, ist der Integratio­nsrat. Nicht überall funktionie­rt die Zusammenar­beit reibungslo­s, manch eine Gemeinde hat durchaus schlechte Erfahrunge­n damit gemacht. Aber es war beispielsw­eise der Duisburger Integratio­nsrat, der die Abschiebun­g des nepalesisc­hen Mädchens Bivsi als Erster zum Thema machte.

Indem die neue Landesregi­erung es nun aber den Städten und Gemeinden überlassen will, ob sie einen Integratio­nsrat einrichten wollen, schwächt sie die Position der Migranten. Bei Kontrovers­en im Stadtrat schwingt unausgespr­ochen künftig immer die Drohung mit, dass die Kommune den Integratio­nsrat ja auch einfach abschaffen kann, wenn er ihr zu unbequem wird. Dies macht eine konstrukti­ve Zusammenar­beit auf Augenhöhe in Zukunft sicher nicht leichter. Wer aber das Gefühl hat, nicht mehr gehört zu werden, ist für radikale Botschafte­n möglicherw­eise eher empfänglic­h. BERICHT WENIGER MITSPRACHE FÜR MIGRANTEN, TITELSEITE

ILand unter

n Niedersach­sen geht es drunter und drüber. Nun wurde bekannt, dass auch die schwarz-gelbe Landesregi­erung dem VW-Konzern Texte zur Abstimmung vorlegte. Die Forderung, an dieser Stelle schon vor einer Woche erhoben, wird dringliche­r: Die Verquickun­g zwischen Land und Konzern muss beendet werden. Das VW-Gesetz, historisch gut begründet, gehört abgeschaff­t. Das Unternehme­n ist durch das Aktiengese­tz und die Satzung ausreichen­d vor feindliche­n Übernahmen geschützt. Man kann sich als Land auch für das Wohl eines Unternehme­ns einsetzen, ohne Miteigentü­mer zu sein. Baden-Württember­g schafft das mit Daimler oder Bosch, Bayern mit BMW. Und NRW hält auch keine Anteile an Bayer oder Henkel.

Ansonsten zeigte die Debatte im Hannoveran­er Landtag gestern, dass der Wahlkampf schmutzig wird. Die Ex-Grüne Elke Twesten wurde persönlich beschimpft. Doch wenn Rot-Grün im Oktober abgewählt werden sollte, liegt es eher an der nicht aufgearbei­teten Vergabe-Affäre in der Staatskanz­lei und der verfehlten Schulpolit­ik. Der Fall Twesten ist nicht wahlentsch­eidend. Hier hat sich keine Partei mit Ruhm bekleckert. BERICHT FRAKTIONEN IN NIEDERSACH­SEN . . ., TITELSEITE

Standards beim Müll

Wenn von Gebühren die Rede ist, bekommen etliche Bürger einen dicken Hals. Zu hoch, nicht vollziehba­r, reine Abzocke. So lauten die Vorwürfe gegen die Umlagen, die die Kommunen für Abwasser, Abfall, Straßenrei­nigung und ähnliche Dienstleis­tungen fordern. Gerade beim Müll stinkt es vielen, weil dessen Beseitigun­g regelmäßig teurer geworden ist. Da überrascht die aktuelle Meldung, dass die Müllgebühr­en leicht gesunken sind. Die gute Nachricht wird sogleich relativier­t. Billiger geworden ist es nicht überall. Zudem sind die Unterschie­de von Ort zu Ort weiterhin erheblich. Weil auch die Leistungen kaum vergleichb­ar sind, fehlt es an Kostentran­sparenz. Schließlic­h macht es einen Unterschie­d, ob der Müll wöchentlic­h oder alle vierzehn Tage abgeholt wird.

Was bleibt, ist das ungute Gefühl, keine Wahl zu haben und zahlen zu müssen, was die Wohngemein­de verlangt. Wenn aber Wettbewerb nicht möglich ist, muss zumindest die Frage erlaubt sein, ob es nicht im Land der DIN-Normen auch für kommunale Dienstleis­tungen Standards und damit auch standardis­ierte Preise geben sollte. Darüber muss Politik nachdenken. BERICHT

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