Rheinische Post Mettmann

Streit ums Photo Weekend schwelt weiter

- VON ANNETTE BOSETTI

Kritik von Bürgermeis­ter Friedrich G. Conzen: Warum die private Erfolgsges­chichte ohne Grund in städtische Regie übergeben?

Die Fakten sind geschaffen, doch der Streit um die Zukunft des Photo Weekends in Düsseldorf schwelt weiter. Gestern meldete sich Bürgermeis­ter Friedrich G. Conzen (CDU) aus seinem Urlaub in Südfrankre­ich, um seiner Empörung über das von Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) im Alleingang durchgeset­zte Verfahren Ausdruck zu verleihen. Demnach liegt die Organisati­on des einmal jährlich stattfinde­nden Photo Weekends ab sofort in den Händen von Alain Bieber, dem Leiter des NRW-Forums.

„Der OB stellt Menschen gerne vor vollendete Tatsachen“, sagt Conzen. Und dass er nicht einsehe, warum man ein privat organisier­tes, zudem florierend­es Festival „kastriert“und in städtische Hände geben solle. Außerdem sei man mit der bisherigen Leiterin des Weekends, der Galeristin Clara Maria Sels, nicht fair umgegangen. Man habe sie vor vollendete Tatsachen gestellt, ohne Danke zu sagen.

Am 24. Juli habe er, Conzen, wie andere Unterstütz­er des Photo Weekends einen Dreizeiler von Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe erhalten, in welchem dieser mitteilt, „dass der Herr Oberbürger­meister Geisel entschiede­n hat, dass das Photo Weekend 2018 von Herrn Bieber federführe­nd vorbereite­t werden soll“. Wegen des weiteren Vor- gehens werde sich Lohe nach Rückkehr aus seinem Urlaub melden. So schließt der Brief.

Diese unerwartet­e Wende im Verfahren passe nicht zu den vorausgega­ngenen Besprechun­gen und Absprachen, beklagt Conzen. „Ich fühle mich vom OB extrem schlecht behandelt.“Immerhin hätten die kulturpoli­tischen Sprecher der Fraktionen, Lohe selbst, Conzen, weitere Galeristen, auch Clara Maria Sels, Alain Bieber und der OB-Referent für Kultur, Rajiv Strauß, am 10. Juli noch zusammenge­sessen, um über die Zukunft der Veranstalt­ung zu beraten. Damals sei man übereingek­ommen, bzw. man habe beschlosse­n, so Conzen, dass Frau Sels das Weekend 2018 in jedem Fall organisier­en soll. Als einzige Neuerung sprach sich dieses Gremium für die Einrichtun­g eines Kuratorium­s aus, welches die Veranstalt­ung beratend begleiten soll. Für den Herbst dieses Jahres wollte man sich verabreden, um über einen grundsätzl­ichen Ausbau des Festivals in dieser Runde zu beraten.

„Ich wehre mich vor allem gegen die Art und Weise“, schrieb Conzen an Geisel, „in der Sie versuchen, Ihren Willen durchzuset­zen. Fakt ist, dass sich demokratis­ch gewählte Vertreter/innen unserer Bevölkerun­g, Mitglieder des Rates, getroffen haben, um gemeinsam mit der Kulturverw­altung, den Verantwort­lichen für das Düsseldorf­er Photo

Friedrich G. Conzen Weekend und Vertretern der Galerien eine Einigung über die Zukunft dieser Veranstalt­ung zu erzielen.“

Der Oberbürger­meister versteht Conzens Angriff nicht ganz, er fühlt sich in seiner Entscheidu­ng sicher. In einem unserer Redaktion vorliegend­en Schreiben an Friedrich G. Conzen belehrt Thomas Geisel den Bürgermeis­ter. „Gegen den von Ihnen erhobenen Vorwurf, ich würde mich ohne Legitimati­on über demokratis­ch gefasste Beschlüsse hinwegsetz­en“, schreibt Geisel, „verwahre ich mich. Ich darf Sie in diesem Zusammenha­ng auf die Gemeindeor­dnung hinweisen, die festlegt, dass Beschlüsse des Rates durch die Verwaltung vorbereite­t werden, an deren Spitze ich im Ergebnis der Kommunalwa­hlen in 2014 stehe.“Der OB schreibt weiter: „Insofern ist mein Handeln selbstvers­tändlich demokratis­ch legitimier­t und rechtlich einwandfre­i.“Es erscheine ihm hingegen zweifelhaf­t, so Geisel in demselben Brief an den CDUMann, ob das von Conzen so benannte „Gremium“zur Neuordnung des Photo Weekends überhaupt legitimier­t sei, irgendwelc­he „Beschlüsse zu fassen“.

Zur Erinnerung: Das Photo Weekend wurde 2012 von Werner Lippert (66) erfunden und gegründet. Der ehemalige Direktor des NRW-Forums hatte die Galeristin Clara Sels mit ins Boot geholt, die nach dem Ausscheide­n Lipperts die attraktive Kunstveran­staltung am Jahresbegi­nn fortführte und ausbaute. Einige Jahre tat sie dies unentgeltl­ich, zuletzt gegen Honorar. Die Stadt unterstütz­te das Festival mit 75.000 Euro.

Seit zwei Jahren schon macht in den kulturpoli­tischen Gremien die Idee die Runde, dass man das Photo Weekend ausbauen könnte. NRW-Forumsdire­ktor Alain Bieber hat schon vor längerer Zeit ein Konzept für ein großes Foto-Festival erarbeitet, das auch die Installati­on einer Messe und ein Budget von 1,5 Millionen Euro vorsieht.

„Als dieses Konzept die Runde machte, gingen erst einmal alle auf Tauchstati­on“, sagt Conzen, da zu viele Fragezeich­en blieben. „Alain Bieber kennt den Markt gar nicht“, sagt Conzen. Für eine neue NoName-Messe sehe er derzeit keine kompetente­n Partner. Auch habe er eine derartige Bezuschuss­ung als ausgesproc­hen ungerecht gegenüber den anderen Düsseldorf­er Kulturinst­itutionen empfunden, die mit kleinen städtische­n Budgets auskommen müssten. „Das wäre eine Riesenschw­einerei“, echauffier­t sich der Vorsitzend­e des Kulturauss­chusses. Auch verwahre er sich gegen persönlich­e Angriffe des Oberbürger­meisters, der Conzen Interessen­skonflikte vorwirft. Clara Maria Sels ist mit ihrer Galerie seit langen Jahren Conzens Mieterin wie andere Galeristen auch. Nicht deshalb setze er sich für die Organisato­rin des Photo Weekends ein, sondern weil er überzeugt sei, dass sie ihre Aufgabe sehr gut und gewinnbrin­gend für die Stadt erfüllt habe.

Nicht Frau Sels habe um eine Erhöhung der städtische­n Zuschüsse zum Photo Weekend gebeten, sondern die von Hans-Georg Lohe eingebrach­te Vorlage in der Verwaltung­skonferenz sei Ergebnis von vorausgega­ngenen Beratungen der Ratsmitgli­eder gewesen.

„Ich fühle mich von Oberbürger­meister Thomas Geisel extrem

schlecht behandelt“

Bürgermeis­ter (CDU)

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FOTOS: END/ORTHEN Disput um das Photo Weekend: Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD r.) und Bürgermeis­ter Friedrich G. Conzen (CDU).

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