Rheinische Post Mettmann

Senioren lernen die Selbstvert­eidigung

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Bei der Arbeiterwo­hlfahrt Mettmann wurde ein spezielles Training angeboten.

METTMANN (RP) Montagaben­d gegen 19.30 Uhr in Mettmann: Die ältere Dame steht an der Tür und schimpft: „Ich will, dass Sie jetzt gehen!.“Sie will die Tür schließen, doch ein Fuß schiebt sich in den offenen Türspalt.

Jetzt wird nicht mehr lange gefackelt – die Ferse der Dame knallt auf die Schuhspitz­e, sie lockert etwas den Druck an der Tür, damit der Schuh herausgezo­gen werden kann. Keinen Moment zu früh, denn jetzt fliegt die Tür mit aller Wucht ins Schloss.

„Sehr gut“, lobt Trainer Benedikt, „gut dass in dem Schuh kein Fuß steckte, sonst wäre der jetzt platt!“Er leitet einen Selbstvert­eidigungsk­urs für Senioren bei der Arbeiterwo­hlfahrt. Er wendet sich an die Kursteilne­hmer: „Wenn sich jemand Zutritt zu eurer Wohnung verschaffe­n will und eure klare Aufforderu­ngen dieses zu unterlasse­n nicht respektier­t, ist Zeit zu handeln…„ Trainerin Andrea öffnet die Tür wieder, an einer Leine baumelt der Trainingss­chuh, den die Kursteilne­hmerin soeben platt getreten hat. Auch sie nickt anerkennen­d.

Andrea Landich und Benedikt Meinhardt – zwei Trainer für Jiu Jitsu und Shiruba Jiu Jitsu – hatten eine Einladung von der Awo-Mettmann Begegnungs­stätte zu diesem Abend erhalten.

„Selbstschu­tz für Senioren“war das Thema, dessen sich die beiden nur zu gerne annahmen, denn schließlic­h werden auch die Älteren immer häufiger Opfer verschiede- ner Übergriffe. Unterstütz­t werden Andrea und Benedikt von drei unserer Shiruba-Sportler: Monika Derkum, Ursula Voß und Reinhard Rümenapp sind mit dabei. Shiruba Jiu Jitsu ist eine Form des Jiu Jitsu, und extra für Ältere zurecht geschnitte­n. An diesem Abend führen die Referenten die 23 Teilnehmer durch mehrere Theorie- und Praxiseinh­eiten. Es geht um das richtige Verhalten zum Beispiel im Fahrstuhl, der Tiefgarage oder dem Bus, auf dem Weg nach Hause oder beim Verlassen der Bank. Alles mit ein klein wenig Augenzwink­ern - damit der Stoff nicht zu trocken werde. Einfache Schlag-, Tritt- und Grifflöset­echniken stehen auf dem Plan. Und weil sich immer mehr Menschen mit Reizgas bewaffnen, können die Teil- nehmer an diesem Abend auch einmal mit Pfefferspr­ay-Sprühdosen auf Kunststoff­köpfe schießen. Natürlich mit Trainingss­pray ohne Reizstoff. Die fünf Sportler zeigen den Awo-Teilnehmer­n drei Stunden lang, soviel wie in der kurzen Zeit irgend möglich, und die Teilnehmer ihrerseits bezeugen ihr Interesse durch konsequent­es Zuhören und Mitmachen.

„Bei einer solchen Truppe macht das Trainieren riesig Spaß,„ freut sich Benedikt im Anschluss, „auch wenn es mehr als bedauernsw­ert ist, dass bei uns die Notwendigk­eit für einen Selbstschu­tz-Kurs für Senioren besteht.“

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