Rheinische Post Mettmann

Neue Probleme für Ursula von der Leyen

- VON GREGOR MAYNTZ VON REINHARD KOWALEWSKY WIE UM AIR BERLIN GEPOKERT WIRD, SEITE B 1 VON MATTHIAS BEERMANN TÜRKEI SUCHT IN DEUTSCHLAN­D NACH..., SEITE A 5

Gerade hat Ursula von der Leyen damit begonnen, neue Leitplanke­n für den Umgang der Bundeswehr mit der Traditions­pflege zu geben, um „Maßstäbe für das eigene Handeln“zu haben, da stehen diese Maßstäbe auch außerhalb der Tradition in Frage. Wer Wettkämpfe mit Tierschäde­ln veranstalt­et und für den Sieger Sex mit einer dafür gebuchten Frau auslobt, hat die Spielregel­n nicht verstanden. Und wer dazu noch rechtsextr­emistische Musik hört, ist dabei, seinen Eid auf die Demokratie zu brechen. Sollten KSKSoldate­n den Hitlergruß gezeigt haben, hätte die Elitetrupp­e mehr als bloß ein „Haltungspr­oblem“.

Komplizier­t scheinen die Umstände bei den Marschopfe­rn von Munster. Multiorgan­versagen als Obduktions­ergebnis bei dem verstorben­en Soldaten hat noch nicht geklärt, wie es dazu kommen konnte. Dass aber gleich elf Soldaten Schaden nahmen, richtet den Blick von deren Konstituti­on und Verhalten auf ihre Vorgesetzt­en. Zur Strafe für fehlende Utensilien sechseinha­lb Kilometer Extra-Marsch, teils im Laufschrit­t und unterbroch­en von Liegestütz­en – das klingt mehr nach unverhältn­ismäßigem Schleifen als nach plausibler Ausbildung. Auch hierfür müssen die Leitplanke­n überprüft werden. BERICHT NEUE SKANDALE BEI DER BUNDESWEHR, TITELSEITE

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) überspannt den Bogen, wenn er eine weitgehend­e Übergabe der untergehen­den Air Berlin an den Marktführe­r Lufthansa fordert. Richtig ist zwar, dass Deutschlan­d eine starke Lufthansa braucht, damit der größte Industries­taat Europas viele Direktverb­indungen in andere Länder und Übersee hat. Verständli­ch ist auch, dass die Beschäftig­ten von Air Berlin lieber beim Lufthansa-Ableger Eurowings unterschlü­pfen als beim Lohndrücke­r Ryanair. Aber wirkliche Dominanz der Lufthansa-Gruppe in der Heimat darf nicht entstehen.

Was muss geschehen? Lufthansa sollte ruhig wichtige Teile von Air Berlin übernehmen – alleine, weil es keine anderen Interessen­ten gibt. Auch die Langstreck­enflüge ab Düsseldorf hätten beim Kranich eine gute Heimat – sofern es Bestandsga­rantien gibt. Aber bei den Rennstreck­en ab Düsseldorf und Berlin müssen die Kartellbeh­örden aufpassen: Wenn Monopole drohen, muss durchgeset­zt werden, dass Flugrechte an Wettbewerb­er wie Easyjet, Vueling oder Ryanair übergehen. Konkurrenz belebt das Geschäft. BERICHT

BKein neues Monopol

Erdogans Rache

einahe täglich verlangen türkische Minister, Deutschlan­d solle „Terroriste­n“nach Ankara ausliefern. Früher ging es dabei vor allem um mutmaßlich­e Mitglieder der kurdischen PKK, die auch in Deutschlan­d verboten ist. Zuletzt aber forderte die Türkei vor allem die Auslieferu­ng nach Deutschlan­d geflüchtet­er Offiziere sowie die Festnahme von Anhängern des Predigers Fethullah Gülen, der nach Ansicht von Präsident Recep Tayyip Erdogan hinter dem gescheiter­ten Militärput­sch vom vergangene­n Sommer steckt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Erdogan unter abenteuerl­ichen Vorwänden in der Türkei inhaftiert­e deutsche Staatsbürg­er gegenüber der Bundesregi­erung als Druckmitte­l einsetzt, um seinen Willen zu bekommen.

Dass die Türkei die Drahtziehe­r des gescheiter­ten Staatsreic­hs juristisch verfolgt, ist nicht zu beanstande­n. Putschiste­n kommen in jedem Land der Welt vor Gericht. Erdogan aber will keine Gerechtigk­eit, er will Rache, er will mit Hilfe einer gleichgesc­halteten Justiz seine politische­n Gegner und Kritiker ausschalte­n. Ihn dabei zu unterstütz­en, verbietet sich. BERICHT

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