Rheinische Post Mettmann

Automat gesprengt – Knall weckt Zeugen

- VON DIRK NEUBAUER

Postbank Schwarzbac­hstraße: Trümmer und fingerdick­es Glas auf dem Bürgerstei­g – Beute in unbekannte­r Höhe.

METTMANN Gestern früh, nach drei Uhr: „Ich bin von dem lauten Knall wach geworden“, berichtet Anton Schmidt (Name geändert, die Red.), Anwohner der Schwarzbac­hstraße. Beim Blick aus dem Schlafzimm­erfenster sah er Rauch und Staub und ein Trümmerfel­d vor der Filiale der Postbank: Zwischen Steinen und verbogenen Fassadente­ilen lag eine Scheibe aus fingerdick­em Sicherheit­sglas. Die Druckwelle der Explosion hatte die postgelbe Leuchtrekl­ame gespalten. Splitter und verschmolz­enes Plastik belegten, welch eine Wucht die Sprengung des Geldautoma­ten im Vorraum der Postbankfi­liale hatte. Zwei mit Sturmhaube­n maskierte, schwarz gekleidete Männer radelten in Richtung Seibelspan­ge, Nordstraße, Hammerstra­ße und Teichstraß­e von dannen. Mit einer Beute in unbekannte­r Höhe.

„Der Polizeihub­schrauber war am schnellste­n da. Und kreiste. Etwas später kamen Streifenwa­gen und die Feuerwehr“, erzählt der Augenzeuge. Der Rumms hat offenbar viele aus dem Schlaf gerissen. „Zunächst kam ich bei Polizei und Feuerwehr gar nicht durch.“Und dann habe der Mann aus der Leitstelle der Feuerwehr auch noch gefragt, ob das dreigescho­ssige Geschäftsh­aus durch die Explosion einsturzge­fährdet sei. Diese Routine des Leitstelle­n-Mitarbeite­rs verwirrte den Augenzeuge­n: „Ich bin doch kein Statiker. Das müssen die schon selber rausfinden.“

Andere Nachbarn berichten, zwischen dem Gebäude der Volkshochs­chule und der Einfahrt zur Tiefgarage habe das Geld „bündelweis­e“ auf der Straße gelegen. Während einer der vermummten Täter die Bündel aufsammelt­e, drängte der andere zum Aufbruch. Natürlich seien die Täter schnell von dannen gestrampel­t. „Übertriebe­n hektisch waren sie aber nicht“, sagte ein Augenzeuge.

Während die Spurensich­erer die Regie am Tatort übernahmen und Schaulusti­ge mit einem rot-weißen Absperrban­d auf Abstand hielten, nahm ein Spürhund der Polizei die Fährte auf. Mit seiner Hilfe hofften die Ermittler den genauen Flucht- weg der Täter zu ermitteln. Parallel dazu wurden die ersten Augenzeuge­n verhört. Sie gaben den Beamten diese Beschreibu­ng der beiden Täter: Die Männer etwa 1,80 Meter groß und von schlanker bis sportliche­r Statur. Sie seien komplett schwarz gekleidet gewesen und hatten Sturmhaube­n über ihre Gesichter gezogen.

Nach Angaben von Frank Scheulen vom Düsseldorf­er Landeskrim­inalamt war die Explosion in Mettmann der 69. Angriff dieser Art auf einen Geldautoma­ten in diesem Jahr in Nordrhein-Westfalen. Gegenüber dem Vorjahr sei das Rückgang um etwa 30 Prozent. Da die Banken und die Hersteller der Geldautoma­ten nachgerüst­et haben, gehen die Täter mittlerwei­le in etwa der Hälfte aller Fälle leer aus.

Wie ein Sprecher der Postbank gegenüber unserer Zeitung sagte, habe in Mettmann das für solche Fälle installier­te Tinten-System ausgelöst. Sekundenbr­uchteile nach einer Explosion soll Spezialtin­te die Geldschein­e für alle Zeiten unbrauchba­r machen. Der Sprecher ließ offen, wie viel Geld die Täter am Morgen erbeuten konnten.

Gestern Nachmittag waren Handwerker damit beschäftig­t, den Selbstbedi­enungsbere­ich der Postbankfi­liale provisoris­ch zu sichern. Auch am heutigen Freitag bleibe die Filiale geschlosse­n. Nach einer genauen Schadensau­fnahme sollen Handwerker die Zerstörung­en so rasch als möglich beseitigen. Dies könne einige Tage dauern. Ob der Selbstbedi­enungsterm­inal künftig nachts geschlosse­n bleibt, konnte der Sprecher nicht sagen.

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