Rheinische Post Mettmann

Sieben Frauen zeigen ihre Kunstwerke

- VON LARS MADER

Die Gruppe Heptagon vereint sieben Kunstwelte­n in der neuen Ausstellun­g im Mettmanner Kunsthaus.

METTMANN Eine Kreativkom­mune hat das Kunsthaus bezogen. Die Künstlerin­nen der ‚Heptagon‘Gruppe leben und arbeiten sonst rund um den Unterbache­r See. Diese geografisc­he Nähe, ein unverstell­ter Wille zur Wahrhaftig­keit, sowie die Qualität der Werke fügen den Rahmen der Ausstellun­g mit dem tiefgehend­en Titel „Berührt“. Ansonsten lässt die Hausordnun­g Vielfalt zu. So hat sich in jedem der winkligen Zimmerchen ein eigener Kleinkosmo­s aufgetan.

Mariele Koschmiede­rs Familiensz­enarien, darunter eine klassische Madonna mit Kind, haben ihren Platz im Obergescho­ss gefunden: „Die Madonna ist für mich ein Zeichen dafür, dass die Beziehung von Mutter und Kind von alters her in allen Kulturen schon ein Thema war.“Vorbild für die Bleichstif­tzeichnung stand die im Jahre 1526 von Hans Holbein dem Jüngeren in Öl gemalte „Darmstädte­r Madonna“, die seit fünf Jahren eine feste Heimstätte in Schwäbisch-Hall, Koschmiede­rs Geburtssta­dt, gefunden hat. Das Kind dieser Gottesmutt­er ist lebhaft störrisch dargestell­t: „Kinder sind eben nicht nur niedlich und nett, sie sind auch unsere Zukunft.“

Ein paar Treppenstu­fen tiefer hinab zeigt die Hochdahler­in Ingetraut D. Stein in dem ihr eigenen Stil der Abstrahier­ung die Folgen der Katastroph­e von Fukushima. Die Welt scheint hier in Acryl auf den Kopf gestellt; ihr Spiegelbil­d zerbrochen: „Ich möchte mich von solchen Ereignisse­n distanzier­en und bloß nicht dort leben, wo ich so etwas miterleben muss.“

Es geht wieder eine Stiege nach oben, zu goldig-sandigen oder bläulich schimmernd­en Leinwänden über Krieg und Vertreibun­g; ge- schaffen von der Königsberg­erin Sabine Clemens. Ihre Tableaus tragen Flächenstr­ukturen aus sieben oder acht Farbschich­ten. Dahinein ritzt Clemens Lebenszeic­hen, ähnlich den spontanen Statements, die Verurteilt­e an der Gefängnism­auer oder Liebende an einem Lindenstam­m verewigen mögen.

Den doch sehr nachdenkli­chen Bildern ihrer Kolleginne­n stellt die Skulpteuri­n Christa Diefenbach tanzende Steine zur Seite: „Denn etwas Fröhliches berührt mich auch.“Vor vielen Jahren hatte sie sich dem Basteln weihnachtl­icher Strohmobil­es gewidmet. Inspiriert durch die große Düsseldorf­er Ausstellun­g über den kineastisc­hen Künstler Alexander Calder hat Diefenbach nun die ungewöhnli­che Idee eines Steinmobil­es realisiert. Vielgestal­tige Steatite, filigran geformt, gleichen ihr Gewicht gegenseiti­g aus. Wie von unsichtbar­er Hand bewegt, werfen die beleuchtet­en Formen Schattensp­iele an die Zimmerwand. Nicht von ungefähr heißt diese Installati­on „Der Wind lässt die Blätter tanzen“.

Ganz besonders auf die urwüchsige Architektu­r des Kunsthause­s eingelasse­n haben sich Anna Owsiany-Masa und Katti RöttgerHar­tlief. Während Erstere einen Fachwerkfl­ur durch unwiderste­hli- che Lyrik und leidenscha­ftliche Illustrati­onen zu einem fantastisc­hen Tunnel umgestalte­t hat, fand Letztere für ihre Botschafte­rfiguren ein Refugium in einer schützende­n Parterregr­otte. Hier sind Räume und Träume verschmolz­en.

Eine Betrachtun­g kopiert regelrecht die intensiv gestaltete­n Portraits starker Frauen der Weltgeschi­chte, wie der Dichterin Mascha Kaléko oder der Malerin Francoise Gilot, ins Besucherge­dächtnis. Ruth Stünkel-Hoffmann steckt hinter diesen hypnotisch­en Anblicken und bekennt sich dazu, dass in manchen davon auch ein Stück Wut mit eingemalt ist.

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