Rheinische Post Mettmann

Digitalisi­erung als Chance verstehen

- VON MAXIMILIAN PLÜCK VON KIRSTEN BIALDIGA VON MATTHIAS BEERMANN POLEN IN DER ISOLATION, SEITE A 7

Unsere Arbeitswel­t steht vor einem gigantisch­en Umbruch. Noch versteckt er sich hinter so schwammige­n Begriffen wie der „Industrie 4.0“oder der „digitalen Fabrik“, doch schon jetzt ist klar: Dank der zunehmende­n Automatisi­erung und Digitalisi­erung werden sich die heute gängigen Arbeitsabl­äufe radikal ändern, viele Tätigkeite­n werden in Teilen oder sogar Gänze wegfallen.

Diese Entwicklun­g sollten wir nicht fürchten. Sie kann durchaus ein Mittel sein, um ein zentrales Problem anzugehen: den demografis­chen Wandel. Studien wie die von Prognos, aber auch Zahlen der Bundesagen­tur für Arbeit belegen, wie schwierig es ist, genug Fachkräfte zur Aufrechter­haltung unserer Wirtschaft zu bekommen. Wenn sich Tätigkeite­n durch Roboter ersetzen lassen, ist das ein Baustein zur Bekämpfung des Fachkräfte­mangels.

In dieser Hinsicht tut vor allem der Mittelstan­d bislang zu wenig. Die Unternehme­n müssen dringend mehr investiere­n. Außerdem sollten schon heute die wenigen verblieben­en Fachkräfte von morgen für eine deutlich komplexere und digitalere Arbeitswel­t fit gemacht werden. Denn sonst hat auch die Industrie 4.0 ein Fachkräfte­problem. BERICHT FACHKRÄFTE­MANGEL WIRD BEDROHLICH, TITELSEITE

EFalsche Schwerpunk­te

s ist schon fast ein Ritual: in der Rolle der Opposition die Schuldenpo­litik der amtierende­n Regierung zu geißeln. Nach Übernahme der Regierungs­verantwort­ung dann aber ebenfalls hohe Kredite aufzunehme­n. So vollzieht es sich gerade wieder nach dem Regierungs­wechsel in NRW. 1,55 Milliarden Euro neue Schulden will die schwarz-gelbe Landesregi­erung machen, ein Nachtragsh­aushalt soll verabschie­det werden.

Tatsächlic­h gibt es Bereiche, in denen jetzt schnell gehandelt werden muss, weil die rot-grüne Vorgänger-Regierung sie vernachläs­sigt hat: Kita-Träger stehen vor dem Aus, Krankenhäu­sern fehlt das Geld für Investitio­nen. Die zusätzlich­en Mittel helfen ihnen nun über die nächsten Monate.

Doch nicht überall setzt die neue Landesregi­erung bei der Identifizi­erung der vordringli­chsten Ausgaben nachvollzi­ehbare Schwerpunk­te. So gehen die Schulen zunächst leer aus, auch die Integratio­n der Flüchtling­e spielt keine Rolle. Dafür kürzen CDU und FDP bei Programmen für Langzeitar­beitslose, obwohl die Einsparung­en kaum ins Gewicht fallen. BERICHT NRW MACHT NEUE SCHULDEN, TITELSEITE

Die EU droht zu Recht

Dass Demokratie und Rechtsstaa­t leider keine unantastba­ren Errungensc­haften sind, zeigt sich seit einiger Zeit auch in Europa. Da erliegen regierende Parteien der Versuchung, den Staat so umzubauen, dass sie ihre Macht auf alle Zeiten sichern. Dafür werden Verfassung­en verbogen, die Gewaltente­ilung ausgehebel­t, die Medien geknebelt, Institutio­nen systematis­ch „gesäubert“und mit den eigenen Leuten besetzt. Ungarns Ministerpr­äsident Viktor Orbán war der Erste, der satte Wahlsiege als Freibrief für eine entspreche­nde Umgestaltu­ng seines Landes verstand. Mit Jaroslaw Kaczynski hat er in Polen einen eifrigen Nachahmer gefunden.

Die EU droht Polen wegen der Justizrefo­rm mit einem Vertragsve­rletzungsv­erfahren, und nun hat auch die Bundeskanz­lerin ungewöhnli­ch direkt Kritik geübt. Zu Recht: Wenn in einem EU-Land so fundamenta­le Werte wie die Rechtsstaa­tlichkeit bedroht scheinen, dürfen wir nicht aus falsch verstanden­er Rücksicht auf nationale Angelegenh­eiten schweigen. Ob Polen eine funktionie­rende Demokratie bleibt, muss uns ebenso wichtig sein wie den Polen selbst. BERICHT

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