Digitalisierung als Chance verstehen
Unsere Arbeitswelt steht vor einem gigantischen Umbruch. Noch versteckt er sich hinter so schwammigen Begriffen wie der „Industrie 4.0“oder der „digitalen Fabrik“, doch schon jetzt ist klar: Dank der zunehmenden Automatisierung und Digitalisierung werden sich die heute gängigen Arbeitsabläufe radikal ändern, viele Tätigkeiten werden in Teilen oder sogar Gänze wegfallen.
Diese Entwicklung sollten wir nicht fürchten. Sie kann durchaus ein Mittel sein, um ein zentrales Problem anzugehen: den demografischen Wandel. Studien wie die von Prognos, aber auch Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen, wie schwierig es ist, genug Fachkräfte zur Aufrechterhaltung unserer Wirtschaft zu bekommen. Wenn sich Tätigkeiten durch Roboter ersetzen lassen, ist das ein Baustein zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.
In dieser Hinsicht tut vor allem der Mittelstand bislang zu wenig. Die Unternehmen müssen dringend mehr investieren. Außerdem sollten schon heute die wenigen verbliebenen Fachkräfte von morgen für eine deutlich komplexere und digitalere Arbeitswelt fit gemacht werden. Denn sonst hat auch die Industrie 4.0 ein Fachkräfteproblem. BERICHT FACHKRÄFTEMANGEL WIRD BEDROHLICH, TITELSEITE
EFalsche Schwerpunkte
s ist schon fast ein Ritual: in der Rolle der Opposition die Schuldenpolitik der amtierenden Regierung zu geißeln. Nach Übernahme der Regierungsverantwortung dann aber ebenfalls hohe Kredite aufzunehmen. So vollzieht es sich gerade wieder nach dem Regierungswechsel in NRW. 1,55 Milliarden Euro neue Schulden will die schwarz-gelbe Landesregierung machen, ein Nachtragshaushalt soll verabschiedet werden.
Tatsächlich gibt es Bereiche, in denen jetzt schnell gehandelt werden muss, weil die rot-grüne Vorgänger-Regierung sie vernachlässigt hat: Kita-Träger stehen vor dem Aus, Krankenhäusern fehlt das Geld für Investitionen. Die zusätzlichen Mittel helfen ihnen nun über die nächsten Monate.
Doch nicht überall setzt die neue Landesregierung bei der Identifizierung der vordringlichsten Ausgaben nachvollziehbare Schwerpunkte. So gehen die Schulen zunächst leer aus, auch die Integration der Flüchtlinge spielt keine Rolle. Dafür kürzen CDU und FDP bei Programmen für Langzeitarbeitslose, obwohl die Einsparungen kaum ins Gewicht fallen. BERICHT NRW MACHT NEUE SCHULDEN, TITELSEITE
Die EU droht zu Recht
Dass Demokratie und Rechtsstaat leider keine unantastbaren Errungenschaften sind, zeigt sich seit einiger Zeit auch in Europa. Da erliegen regierende Parteien der Versuchung, den Staat so umzubauen, dass sie ihre Macht auf alle Zeiten sichern. Dafür werden Verfassungen verbogen, die Gewaltenteilung ausgehebelt, die Medien geknebelt, Institutionen systematisch „gesäubert“und mit den eigenen Leuten besetzt. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán war der Erste, der satte Wahlsiege als Freibrief für eine entsprechende Umgestaltung seines Landes verstand. Mit Jaroslaw Kaczynski hat er in Polen einen eifrigen Nachahmer gefunden.
Die EU droht Polen wegen der Justizreform mit einem Vertragsverletzungsverfahren, und nun hat auch die Bundeskanzlerin ungewöhnlich direkt Kritik geübt. Zu Recht: Wenn in einem EU-Land so fundamentale Werte wie die Rechtsstaatlichkeit bedroht scheinen, dürfen wir nicht aus falsch verstandener Rücksicht auf nationale Angelegenheiten schweigen. Ob Polen eine funktionierende Demokratie bleibt, muss uns ebenso wichtig sein wie den Polen selbst. BERICHT