Rheinische Post Mettmann

Laschet hat gerade noch rechtzeiti­g reagiert

- VON THOMAS REISENER VON MICHAEL BRÖCKER ZWEITE KARRIERE BEI PUTIN, SEITE A 6 VON REINHARD KOWALEWSKY

Es ist die erste Schlappe der neuen Landesregi­erung. Nur zwei Monate nach seiner Vereidigun­g muss der Minister für Europaange­legenheite­n und Medien einen zentralen Aufgabenbe­reich abgeben: Stephan Holthoff-Pförtner verliert die Zuständigk­eit für die Medienpoli­tik.

Als Miteigentü­mer der Funke-Mediengrup­pe ist Holthoff-Pförtner einer der wichtigste­n Verleger des Landes. Dass seine Ernennung zum Medienmini­ster inakzeptab­le Interessen­skonflikte provoziere­n würde, lag auf der Hand. Es war ein grober Fehler des Ministerpr­äsidenten, diesen Konflikt nicht selbst gesehen zu haben. Aber immerhin reagierte Laschet zügig auf die Kritik von außen. Weil Holthoff-Pförtner als Medienmini­ster noch nicht in Erscheinun­g getreten ist, wird er durch die Korrektur nicht beschädigt.

Grundsätzl­ich ist nichts dagegen einzuwende­n, dass ehemalige Wirtschaft­skapitäne politische Verantwort­ung übernehmen. Politik braucht Fachkompet­enz. Aber es müssen eben ehemalige Akteure der Wirtschaft sein. Und selbst für die haben sich zu Recht Wartezeite­n etabliert. Schon der Anschein, ein Minister verfolge im Amt private Interessen, muss ausgeschlo­ssen sein. Das ist bei einem Medienmini­ster, der zeitgleich Großverleg­er ist, schwer möglich. BERICHT HOLTHOFF-PFÖRTNER IST NICHT MEHR . . ., TITELSEITE

Schröders Fauxpas

Die Politik ist eine homogene Veranstalt­ung. Viele Akademiker, viele Juristen, viele Lehrer und viele Parteikarr­ieristen. Zu wenige Praktiker aus der Wirtschaft wollen sich das Posten-Geschacher, auch das im Vergleich zu den Top-Jobs in der Wirtschaft relativ niedrige Gehalt, antun. Es ist also wünschensw­ert, dass der Austausch zwischen Wirtschaft und Politik intensiver wird. Die Expertise von außen ist gut. Der Wechsel muss aber beidseitig funktionie­ren. Ein Politiker muss nach seinem Ausscheide­n und einer gewissen Karenzzeit in der Wirtschaft arbeiten dürfen. Es ist auch nachvollzi­ehbar, dass dies wahrschein­lich irgendwie mit dem früheren Fachgebiet zu tun hat.

Aber wenn der frühere deutsche Bundeskanz­ler als Chefkontro­lleur zu einem Unternehme­n wechselt, das auf der Sanktionsl­iste der EU steht und das mit Milliarden die politische­n Ziele eines zumindest teilautori­tären Präsidente­n unterstütz­t, ist das mehr als ein Geschmäckl­e. Es ist inakzeptab­el. Wir brauchen einen pragmatisc­hen Kurs zu Russland. Wir brauchen nicht Schröder im Rosneft-Aufsichtsr­at. BERICHT

Staurisiko Brücken

Die Pressekonf­erenz der Industrie- und Handelskam­mern zum drohenden Verkehrsin­farkt in NRW hatte zwei Botschafte­n: Jede Hoffnung, es werde bald weniger Staus geben, weil eine wirtschaft­sfreundlic­here Landesregi­erung gewählt ist, ist verfrüht. Denn es müssen in den nächsten Jahren zu viele marode Straßen und Brücken in NRW saniert werden.

Zweitens ist richtig, dass die Kammern auf die Bedeutung der Rheinbrück­en hinweisen: Schlimm genug, dass die Leverkusen­er Autobahnbr­ücke schon länger keinen Lkw-Verkehr aufnehmen kann – entspreche­nd chaotisch geht es auf dem Kölner Ring zu. Jetzt stehen weitere Restriktio­nen auf der A 40-Brücke in Duisburg und vielleicht einer ganzen Kette weiterer Brücken bevor – das könnte Teile von NRW zeitweise fast unerreichb­ar machen.

Die Kammern haben recht: Der neue Verkehrsmi­nister Hendrik Wüst ( CDU) muss für ein integriert­es Management von Baustellen und Umleitunge­n sorgen. Und er muss mächtig Tempo machen. Sonst fahren wir alle noch viel zu viele Jahre viel zu lahm. BERICHT IHK WARNEN VOR KOLLAPS . . ., TITELSEITE

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