Der Geist im Körper eines Roboters
Der Film „Ghost in the Shell“hat sein Debüt auf der Leinwand zu Hause.
Die Anime-Verfilmung „Ghost in the Shell“hat bei vielen Fans und Kritikern für Enttäuschung gesorgt, nach dem Kinostart im März hagelte es negative Kritiken. Dieser Film hätte mehr bieten können, als es tatsächlich der Fall sei, hieß es. Das mag für manch einen wohl stimmen, aber vielleicht waren die Erwartungen auch einfach zu hoch. Doch trotz aller Kritik ist der Film sehenswert.
Motoko Kusanagi (Scarlett Johansson) kommt nach einem lebensgefährlichen Unfall in der Form einer Roboter-Hülle in einem neuen Körper wieder zu Bewusstsein, ohne jede Erinnerung an ihre Vergangenheit. In ihrem neuen Dasein als Cyborg ist sie eine perfekte Waffe im Kampf gegen Kriminelle. Und so findet sie sich nach ungefähr einem Jahr als Major Kusanagi in der Regierungseinheit „Sektion 9“wieder.
Sie wird darauf angesetzt, den terroristischen Hacker Kuze (Michael Pitt), der es auf Wissenschaftler des Mega-Konzerns Hanka abgesehen hat, ausfindig und unschädlich zu machen. Doch dieser Auftrag hat so seine Tücken. Er entwickelt sich nicht nur zu einem Katz-und-MausSpiel zwischen „Sektion 9“und Kuze, sondern auch zu einer Reise zu Kusanagis Selbst.
Der Reise zu den Spuren ihrer vergessenen Vergangenheit fehlt es et- was an emotionaler Tiefe, die auch ihrem inneren Konflikt, ob sie eher Mensch oder Maschine ist, gut getan hätte. Oberflächlich wird er zwar angedeutet, aber kaum konkretisiert. Dennoch überzeugt die schauspielerische Leistung von Johansson und bietet genug Anregung, um sich in den Charakter hineinzuversetzen und mit ihm mitzufühlen. Vielleicht bringt die 32jährige Schauspielerin gerade so viel Emotionen auf, wie es in einer dystopischen Zukunft, in der sich die Gesellschaft immer mehr im Übergang von Mensch zur Maschine verliert, möglich ist.
Allein durch das Design dieser kalten, technischen, utopischen Welt ist dem Regisseur Rupert Sanders ein ausdrucksstarkes Werk gelungen. Mit computeranimierten Effekten der Stadt New Port City mit ihren Straßenschluchten, in denen sich Menschen mit mechanischen Gliedmaßen tummeln, und ihren Bewohnern (Türsteher mit MetallKiefern und Wissenschaftler mit Steckdosen statt Augen), schafft Sanders ein faszinierendes, aber auch abstoßendes Bild der Welt von morgen.
Bei den Fans der gleichnamigen Mangaserie scheint diese RealfilmAdaption nicht gut angekommen zu sein, das zeugen die vielen negativen Kritiken. Doch mit Blick auf die darstellerische Leistung und die skurrilen Bilderwerke ist der Film von Rupert Sanders einfach gut anzusehen.