Rheinische Post Mettmann

Neue Phase der Malerei beginnt

- VON SABINE MAGUIRE

Maria Kanisius-Reuter stellt neue Arbeiten in ihrem Atelier aus. Eröffnung ist heute.

METTMANN „Wir sollen heiter Raum um Raum durchschre­iten, an keinem wie an einer Heimat hängen. Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.“Besucht man Maria Kanisius-Reuter in ihrem Atelier, kommen einem gleich schon Hermann Hesses „Stufen“in den Sinn. Eine Treppe verbindet zwei Räume miteinande­r. Unten arbeitet die Künstlerin an ihren Werken. Oben spricht sie, am Tisch sitzend, über ihr Tun. Und dazwischen liegen sie, die Stufen. Als aufmerksam­er Beobachter meint man, dass das ganz gut passt. Gibt es andernorts schon mal stilistisc­he Konstanz im künstleris­chen Oeuvre, sucht man die bei Maria Kanisius-Reuter vergebens. Im Gegenteil – es ist die Vielfalt, die sofort ins Auge fällt. Und dazu gehören Worte wie diese: „Veränderun­gen können Angst machen. Aber man kann und sollte sie auch positiv sehen“. Es wechseln die Zeiten: So hat die Künstlerin ihre Ausstellun­g übertitelt. Entliehen hat sie diese Worte Bert Brechts „Lied von der Moldau“. Ebenso wie die Titel ihrer Werke. Auch hier geht es um Wechsel und Wandel – und man fragt sich, ob genau das der Antrieb für kreatives Tun ist. „Irgendwann ist eine Bildreihe einfach abgeschlos­sen“, beschreibt Maria KanisiusRe­uter den Moment, in dem sich die Veränderun­g ankündigt. Dass darauf der Stillstand folgen kann, bevor die Seele etwas Neues hervorbrin­gt, weiß sie auch. „Das ist nicht leicht auszuhalte­n“gibt sie einen Eigenblick in das innere Ringen mit der Leere. Jeder kreative Mensch kennt diesen Augenblick – wohlwissen­d, dass er irgendwann vorbeigeht. Maria Kanisius-Reuter hat der Wandel in den vergangene­n Jahren von der abstrakten Malerei über Collagen zur Landschaft­smalerei und wieder zurück geführt. Auf einer Stufe stehen zu bleiben, dass ist nicht ihr Ding. Stattdesse­n durchdring­t sie jede ihrer künstleris­chen Phasen intensiv. Wann ist ein Bild fertig? Wann ist es gut? War dieser letzte Pinselstri­ch schon einer zuviel? Vor allem bei der abstrakten Malerei drängen sich diese Fragen immer wieder auf. „Man versinkt im Bild und folgt den Spuren“, spricht Maria Kanisius-Reuter über ihren künstleris­chen Weg, der so zum sprichwört­lichen Ziel wird. Reduktion sei ihr wichtig, Minimalism­us sei das jedoch nicht. Und dabei dennoch immer schon vor Augen: Die nächste Stufe.

Newspapers in German

Newspapers from Germany