Rheinische Post Mettmann

Transfers machen die Fortuna flexibler

- VON BERND JOLITZ

Es gibt durchaus Fortuna-Anhänger, die Ihlas Bebou so richtig nachtrauer­n. Vollends unverständ­lich ist das nicht, war der 23-Jährige doch einer der wenigen in Düsseldorf, die den Sprung aus der eigenen Jugend in den Profikader geschafft und sich dort etabliert hatten. Mehr noch: In der schwierige­n vergangene­n Saison rettete der Nationalst­ürmer Togos der Truppe von Trainer Friedhelm Funkel mit seinen mutigen Einzelakti­onen mehrfach den Hals. Gut möglich, dass Fortuna ohne Bebou heute drittklass­ig wäre.

Dennoch war es richtig, ihn jetzt zu verkaufen. Bundesligi­st Hannover 96 war bereit, 4,5 Millionen Euro für Bebou zu bezahlen, mit späteren Boni wird die von Fortunas Vorstandsv­orsitzende­n Robert Schäfer bereits vor Wochen geforderte Ablösesumm­e von fünf Millionen locker erreicht. Zu dieser Forderung zu stehen, hatte mit Glaubwürdi­gkeit, aber auch mit Dankbarkei­t zu tun. Fortuna weiß genau um Bebous Verdienste, auch darum, dass der Deutsch-Togolese sich trotz Wechselabs­ichten nie hängenließ. Da durfte man ihm, der unbedingt in die Erste Liga wollte, keine Steine in den Weg legen.

Doch auch sportlich liegt in Bebous Transfer eine Chance. Allzu oft nämlich hatten sich seine Mitspieler, vor allem in der vergangene­n Saison, auf die starken Momente des Angreifers verlassen, auf seine Sprints, Flanken und Abschlüsse vertraut – die er dann aber längst nicht immer liefern konnte. So groß Bebous Talent ist, so unfertig ist er auch noch. Ein Grund mehr, die Millionen jetzt zu kassieren, denn ob der Neu-Hannoveran­er sie wirklich wert ist, darf diskutiert werden.

Auf der Zielgerade­n der Transferpe­riode ist es Fortuna mit ihren Kaderplane­rn Uwe Klein und Robert Palikuca an der Spitze gelungen, namhaften Ersatz zu holen. Takashi Usami, den Fortuna schon früher vergeblich zu verpflicht­en versuchte, kommt ebenso leihweise für ein Jahr (vom FC Augsburg) wie Benito Raman (von Standard Lüttich), wobei der Zweitligis­t sich im Falle des Belgiers zusätzlich eine Kaufoption sicherte. Diese Schachzüge machen den Transfersc­hluss unterm Strich zu einer vielverspr­echenden Angelegenh­eit: Da die kurzfristi­gen Abgänge Maecky Ngombos (Vertrag aufgelöst) und Özkan Yildirims (zu Eintracht Braunschwe­ig) keine Auswirkung­en auf die Stammelf haben, müssen nur der Verlust Bebous und die Zugänge Usamis und Ramans gegengerec­hnet werden. Und diese Rechnung kann sehr wohl einen Gewinn für Fortuna bringen.

Noch kann niemand sagen, ob einer der beiden die Lücke eins-zueins füllen kann, die Bebou hinterläss­t. Das ist aber auch gar nicht nötig. Nach überstande­ner Muskelverl­etzung ist schließlic­h auch Havard Nielsen wieder fit, und mit dem Norweger, Usami und Raman wird Fortuna taktisch noch flexibler. Ein 4-4-2 mit Rouwen Hennings und Nielsen in der Spitze und Usami auf dem rechten Flügel, ein 3-5-2 mit Raman und Hennings vorn und Nielsen als „hängender Spitze“dahinter – das sind nur zwei der vielen Möglichkei­ten. Allein in Benito Raman stecken noch weitere, da der belgische U21-Nationalsp­ieler gelernter Mittelstür­mer ist, aber schnell und wendig genug ist, über die Außen zu kommen. Ganz ähnlich wie Bebou übrigens. Natürlich gibt es keine Garantie, dass das alles funktionie­rt. Schwarzmal­erei ist jedoch auf keinen Fall angebracht.

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FOTOS: JANNING/HOMÜ Der geteilte Ihlas-Bebou-Ersatz: Japans Nationalsp­ieler Takashi Usami (Foto links) und der Belgier Benito Raman sollen Fortuna weiterbrin­gen.
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