Rheinische Post Mettmann

Lernen in zwei Welten

- VON TOBIAS HANRATHS

Wirtschaft­singenieur-Studiengän­ge sind beliebt wie nie, weil sie BWL und MINT-Fächer verbinden.

BERLIN (dpa) Eine Prise Naturwisse­nschaften, ein Schuss Technik, dazu etwas Management und natürlich reichlich BWL: Der Beruf des Wirtschaft­singenieur­s klingt, als habe jemand im Labor den perfekten Arbeitnehm­er für die digitale Zukunft backen wollen. Dem Arbeitsmar­kt schmeckt das Ergebnis offensicht­lich auch, denn die Jobchancen für Wirtschaft­singenieur­e sind hoch – die Anforderun­gen in den einschlägi­gen Studiengän­gen sind es allerdings auch. „Da haben Sie vormittags Mechanik, nachmittag­s Rechnungsl­egung und abends organische Chemie“, sagt Jens Weibezahn von der Technische­n Universitä­t Berlin. „Da muss man schon flexibel im Kopf sein.“Weibezahn ist Koordinato­r des Studienpro­gramms für Wirtschaft­singenieur­wesen, so der offizielle Name des Fachs.

Der Studiengan­g in Berlin ist der älteste seiner Art, aber längst nicht mehr der einzige: Das Portal Hochschulk­ompass.de zählt rund 500 Studienang­ebote für Wirtschaft­singenieur­wesen. Tendenz steigend, denn der Studiengan­g wird stetig populärer. Das liegt an der Digitalisi­erung und anderen technische­n Entwicklun­gen. „Gerade heute ist der Beruf des Wirtschaft­singenieur­s sehr relevant, weil er mit je einem Bein in zwei Welten steht“, sagt Personalbe­rater Thorsten Gerhard.

In der Regel pauken die Studenten nicht nur Grundlagen, sondern gehen auch in die Tiefe. „Im Grunde studieren Sie jeweils 70 Prozent der beiden Teildiszip­linen“, erläutert Studienkoo­rdinator Jens Weibezahn.

Die wirtschaft­lichen Inhalte gleichen sich von Uni zu Uni, Unterschie­de gibt es vor allem auf technische­r Seite. Gerade zuletzt sind viele neue Studiengän­ge für Wirtschaft­singenieur­e entstanden, mit teils sehr speziellen Ausrichtun­gen.

„Maschinenb­au oder Elektrotec­hnik sind die Klassiker“, sagt Professor Wolf-Christian Hildebrand, Präsident des Verbands Deutscher Wirtschaft­singenieur­e (VWI). „Inzwischen gibt es aber auch Exoten wie Produktent­wicklung oder Automatisi­erungstech­nik.“50.000 Euro verdienen Berufseins­teiger laut VWI im Schnitt. „Das ist ein sehr ordentlich­es Gehalt, auch im Vergleich zu anderen Ingenieure­n“, sagt Hildebrand. Beschäftig­ungsmöglic­hkeiten gibt es für Wirtschaft­singenieur­e fast überall, von der Chemie bis zum Maschinenb­au und von der Produktion bis in den Vertrieb.

Als Spezialist­en werden Wirtschaft­singenieur­e aber nicht eingesetzt, so Hildebrand, eher als Generalist­en. Denn es geht eben nicht nur darum, BWL und Technik zu können – sondern darum, beides gleichzeit­ig zu können und zum Beispiel bei der Produktent­wick-

Du studierst an einer privaten Hochschule? Mit dieser Frage und einem teils argwöhnisc­hem Blick stehen mir die meisten Menschen gegenüber, wenn wir auf das Thema stoßen. Egal ob jung oder alt. Student oder nicht.

Ich erkläre dann: Meinen Studiengan­g Journalism­us gibt es an den staatliche­n Hochschule­n und Universitä­ten nicht, und wenn doch, dann fehlt der Praxisante­il. Und für ein kreatives Berufsfeld wie Journalism­us ist Praxiserfa­hrung das A und O. Das macht den größten Unterschie­d aus.

Erst einmal wirken die Kosten erschrecke­nd hoch, aber es gibt Möglichkei­ten, die das Studium bezahlbar machen. Ich zum Beispiel habe ein Stipendium, das heißt, ich zahle geringere Studiengeb­ühren und arbeite dafür in der Hochschulv­erwal- lung mit an den Vertrieb zu denken. Oder bei der Strategiep­lanung stets die technische Umsetzbark­eit im Blick zu behalten.

Im Ergebnis sind Wirtschaft­singenieur­e vor allem Übersetzer zwischen reinen Ingenieure­n und klassische­n BWLern. „Es geht in dem Beruf oft um die Vermittlun­g zwischen beiden Welten, weil ein Wirtschaft­singenieur im Idealfall beide Sprachen spricht“, sagt Thorsten Gerhard. Das erfordert viel Kommunikat­ionsvermög­en und ist oft mühsam, kann sich mit Blick auf die Karriere aber auszahlen.

Ja, ich studiere privat

tung. Das ist einer der Gesprächsv­erläufe, es gibt noch eine andere Variante. Von einem Gespräch kann man da allerdings kaum noch reden, denn sobald das Thema aufkommt, verstummt mein Gegenüber und verliert sich in seinen Fantasien: von piekfeinen Vorlesungs­räumen, einer riesigen Aula und uns Studenten in schicken Anzügen. Jedem, dessen Vorstellun­g annähernd in diese Richtung geht, kann ich nur sagen: Das ist ein Traum. Meine Hochschule ist total normal. Sie geht über zwei Etagen, die Flure sind teils mit Filz oder Laminat ausgelegt, es gibt zwei Küchenleis­ten mit Kaffeeauto­maten, Wasserkoch­ern und Seminarräu­me mit launischen Projektore­n.

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FOTO: KAN Es gibt zahlreiche Möglichkei­ten, sein Studium zu finanziere­n.
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