Rheinische Post Mettmann

Dieter Karzig ist Kandidat der Linken

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Jens Niklaus hat im Grunde nur eine Chance, in den Bundestag einzuziehe­n. Weil der Listenplat­z 49 vermutlich nicht ziehen wird, muss der Sozialdemo­krat im Wahlkreis 104 das Direktmand­at holen. Und dafür kämpft er. Der Terminkale­nder ist voll. Ob das 50-jährige Bestehen der Städtepart­nerschaft zwischen Haan und dem französisc­hen Eu, bei dem er auch als Bürgermeis­ter-Stellvertr­eter dabei war. Oder der zehnte Geburtstag des Bürgerbuss­es in Erkrath. Jens Niklaus ist präsent. Besucht Info-Stände und vor allem potenziell­e Wähler bei Hausbesuch­en direkt. In den Sommerferi­en war Wahlkampf allein vor und nach der Arbeit bei einem Markenarti­kelherstel­ler möglich. Jetzt hat er seinen ganzen Jahresurla­ub genommen, um bis zur Wahl täglich um Stimmen werben zu können. Ehefrau Sandra, mit der er seit 23 Jahren verheirate­t ist, unterstütz­t ihren Mann nach Kräften. Die 19-jährige Tochter hat nach ihrem Abitur gerade ein freiwillig­es Soziales Jahr an der Haaner Hauptschul­e gestartet. Der 17-jährige Sohn strebt nach dem Realschula­bschluss jetzt das Abi an einem Berufskoll­eg an. 2008 war es dem damals 35-jährigen Jens Niklaus ein Bedürfnis, sich politisch zu engagieren. Als Sproß einer Bergmannsf­amilie in Gelsenkirc­hen war er der erste, der das Abitur ablegen durfte. Zunächst mündete dieser Dank für die sozialen Bildungsmö­glichkeite­n in einer Gastmitgli­edschaft in der SPD. Im Ortsverein Gruiten wurde er dann Vollmitgli­ed und war bald im Vorstand aktiv – als Kassierer. Denn mit Zahlen kennt sich Jens Niklaus aus. Seine Ausbildung als Industriek­aufmann (1994) kombiniert­e er dual mit einem Betriebswi­rtschaftss­tudium (1995), das er 2008 mit dem Bachelor of Business Administra­tion noch ausbaute. Die Partei-Karriere von Jens Niklaus ist relativ kurz, aber steil verlaufen. Als 2011 der damalige Gruitener SPD-Vorsitzend­e Heiner Wolfsperge­r sich nicht mehr zur Wahl stellte, übernahm Jens Niklaus die Ortsverein­s-Führung. Zugleich ist er stellvertr­etender Vorsitzend­er des SPD-Stadtverba­ndes. 2013 rückte er in den Haaner Stadtrat nach und wurde 2014 direkt gewählt. Seither ist er stellvertr­etender Bürgermeis­ter der Stadt Haan und auch Mitglied des Kreistages. Wenn das Urlaubspro­gramm nicht Wahlkampf heißt, zieht es die Familie zu europäisch­en Zielen – ob an die niederländ­ische Nordsee oder nach Kroatien. Das Auto kommt dann immer mit. Für Hobbys bleibt eigentlich keine Zeit. Jens Niklaus schaut sich gerne Filme an, versucht auch Muße zum Lesen zu finden; gerade liege ein Lyrikband auf seinem Nachttisch. Der Fußballfre­und ist Mitglied bei Schalke 04, besucht hie und da Heimspiele der Weiß-Blauen – im Drei-Generation­en-Paket mit seinem Vater und seinem Sohn. Sein Konterfei auf großen Plakatwänd­en und seinem Kandidaten­wagen selbst zu sehen, sei anfangs gewöhnungs­bedürftig gewesen. Immer wieder werde er erkannt und daraus ergäben sich stets gute Gespräche. Darauf legt Jens Niklaus Wert. Ralf Geraedts Jens Niklaus ist 44 Jahre alt +++ geboren in Gelsenkirc­hen +++ gelernter Industriek­aufmann +++ SPD-Mitglied seit 9 Jahren +++ verheirate­t seit 1994 +++ Vater von zwei Kindern. LANGENFELD (elm) Drei Dinge habe er in die Wiege gelegt bekommen, sagt Dieter Karzig (47) über sich: Seine Leidenscha­ft für Eisenbahne­n, seine Liebe zu Fortuna Düsseldorf und seine linksliber­ale Einstellun­g. Letzteres hat er aber erst nach einer längeren Orientieru­ngsphase herausgefu­nden: Im Herbst 2016 ist er in die Partei Die Linke eingetrete­n. Jetzt kandidiert er für sie im Wahlkreis Mettmann I – ohne Absicherun­g über die Liste.

Dabei war Karzig schon immer politisch tätig. Als Jugendlich­er sammelte er für Greenpeace Unterschri­ften gegen Tierversuc­he. Und in Langenfeld war er fünf Jahre lang sachkundig­er Bürger der Grünen, „als die noch sozial waren“. Seine soziale Ader hat der gelernte Versicheru­ngskaufman­n vor allem während seiner Tätigkeit für einen großen Düsseldorf­er Versicheru­ngskonzern entdeckt. Als er sich dann als Makler selbststän­dig machte, um sich auf die Kunden-Seite zu schlagen, stellte er fest, dass man auf Provisions­basis kaum kundenorie­ntiert beraten könne. „Eigentlich kann man nur auf Honorarbas­is eine wirkliche Analyse abliefern“, sagt er.

Spätestens seit seiner Privatinso­lvenz weiß Karzig, was es heißt, mit wenig Geld auskommen zu müssen. Im Moment jobbt er als Pizzataxi-Fahrer. Sollte er gewählt werden, will er sich nicht nur für niedrigere ÖPNV-Preise stark machen, sondern auch für eine Verlagerun­g des Güterverke­hrs auf die Schiene und eine bessere Synchronis­ierung des Fernverkeh­rs. Karzig, der einmal mit einer Französin verheirate­t war, liebt neben Modelleise­nbahnen auch Kochen, Schokolade, Weine und Zigarren. Zu solchen Genüssen sollten alle Menschen Zugang haben, sagt er.

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RALPH MATZERATH
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