Wohnungspreise steigen immer weiter
Von einer Immobilienblase will offen keiner sprechen. Doch die Preise steigen laut einer Studie der Hypovereinsbank stärker als jeder Experte erwartet hätte. Preisrückschläge bei gebrauchten Immobilien sind nicht mehr auszuschließen.
Dass die Wohnungspreise in Ballungsräumen steigen, ist eine Binsenweisheit. Dass sie in Düsseldorf aber so deutlich und so lange nachhaltig steigen, überrascht selbst markt-optimistische Experten. Jetzt hat die HypoVereinsbank (HVB) einen neuen Wohnimmobilien-Report vorgestellt. Wir haben das Wichtigste zusammengefasst. Mietwohnungen Wer einen Mietvertrag neu abschließt, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen als noch vor wenigen Jahren. Laut der HVBStudie ist der Mietzins im Durchschnitt seit dem Jahr 2010 in guten Lagen um 35 Prozent gestiegen. Un- ter „gute Lage“verstehen die Autoren der Studie etwa Derendorf, Unterbilk, Benrath, Itter, Grafenberg. Lediglich Kaiserswerth, Oberkassel und Teile des Zooviertels werden als sehr gute Lage ausgewiesen. „Bei einer Neuanmietung in den guten Lagen muss eine Miete zwischen 12 und 14,50 Euro je Quadratmeter aufgewendet werden“, sagt Selcuk Polat, Immobilienchef der HVB. Da es besonders sowohl an kleinen als auch an großen Wohnungen mangelt, sind diese in Düsseldorf im Durchschnitt deutlich teurer als Einheiten mittlerer Größe. Wegen der günstigen Vermietungs- und Vermarktungsperspektiven springt nunmehr auch der Mietwohnungsbau an. Grundstücke/Häuser Das Angebot schrumpft und die Preise steigen immer weiter – sowohl für Grund und Boden als auch für Eigenheime – das sechste Jahr in Folge jeweils im hohen einstelligen Prozentbereich. Grundstücke sind in guten Lagen vielfach nur noch am Stadtrand unter 1000 Euro je Quadratmeter zu bekommen, womit Düsseldorf in diesem Segment zu den teuersten Städten Deutschlands zählt. Eigentumswohnungen Die Attraktivität Düsseldorfs einerseits und das anhaltend sehr niedrige Zinsniveau lassen die Preise viel stärker steigen als erwartet. Während die Verbraucherpreise seit dem Jahr 2000 um etwa 25 Prozent und die Mieten trotz hoher Nachfrage um etwa 50 Prozent stiegen, legten die Preise für Eigentumswohnung seitdem im Schnitt um mehr als 70 Prozent zu. Wenn die Preise schneller steigen als die Mieten, sinken entsprechend die Renditen. Die Wohnungskäufer sind aber bereit, auch Objekte mit winziger Rendite zu kaufen, weil aufgrund der Niedrigzinspolitik die Alternativen fehlen. Das Angebot an Wohnungen ist weiter geschrumpft, was bei wachsender Nachfrage ebenfalls preistreibend wirkt. Neubauten kosten in Benrath und Unterbilk zwischen 3600 und 5100 Euro je Quadratmeter, in Derendorf oder Pempelfort werden 5000 bis 7000 Euro fällig. Spitzenreiter bleiben Oberkassel, Golzheim und Düsseltal mit Quadratmeterpreisen von 6000 bis 9500 Euro. Marktüberhitzung Von einer Blase will keiner laut sprechen, aber der Immobilienpreis hat sich von den Verbraucherpreisen nach oben abgekoppelt. So warnen die Studienautoren: „Spätestens mit steigenden Zinsen und der folglich abflauenden Nachfrage wird sich das Marktgeschehen beruhigen, was mit einer abflachenden Preisentwicklung einhergehen wird. Trotzdem sind – vor allem bei Eigentumswohnungen – Preiskorrekturen nach unten für Objekte mit geringen Lage- oder Objektqualitäten oder an Standorten mit hohem Neubauvolumen immer weniger auszuschließen!“
Gefährliche Entwicklung
thorsten.breitkopf @rheinische-post.de anker und Makler sagen, eine Immobilienblase sei die Preisentwicklung in Düsseldorf nicht. Sie sprechen von solider, langfristiger Finanzierung. Dennoch ist in manchen Segmenten Vorsicht geboten. Denn welche Preise inzwischen für Bruchbuden und abrissreife Häuser aufgerufen (und gezahlt) werden, ist hanebüchen. Wer im Eigenheim wohnen möchte und sauber kalkuliert, dem kann ein möglicher Preisverfall recht egal sein. Wer aber Immobilien als Renditeobjekte sieht, hat zwei Gefahren. Erstens sind die Renditen inzwischen unterirdisch. Zweitens könnte eine geringfügige Zinsänderung die Nachfrage drosseln und die Hauspreise schnell purzeln lassen. Blindwütiger Kauf ist gefährlich für Anleger und damit auch für Mieter.
B