Gemeinsam gegen den Verkehrskollaps
Die Aktivitäten des Duisburger Hafens strahlen weit über Rhein und Ruhr hinaus. Als zentrale Logistik-Drehscheibe im Zentrum Europas kennt man duisport bis nach China.
Über den Duisburger Hafen (duisport) lässt sich eine lange Liste an Superlativen aufzählen: größter Binnenhafen der Welt, der am stärksten wach- sende Containerhafen Deutschlands, im globalen Maßstab Nummer 36 beim Containerumschlag. Nordrhein-Westfalen ist nicht zuletzt dank des Duisburger Hafens die wichtigste Logistik- Drehschreibe Deutschlands und Zentraleuropas.
Etwa 45.000 Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt vom Duisburger Hafen ab. „Die Bedeutung von duisport für Stadt und Region ist nicht zu unterschätzen“, betont Erich Staake, der seit fast 20 Jahren Chef des Duisburger Hafens ist.
Um eine derartige Spitzenposition auch künftig einzunehmen, sind jedoch einige Anstrengungen nötig. Staake hat die Weichen dafür gestellt und duisport wächst: Derzeit entsteht der sogenannte „logport VI“auf dem Gelände einer ehemaligen Papierfabrik in Duisburg-Walsum. „Das wird der zweitgrößte Standort – nur logport I ist größer“, beschreibt Staake.
Mit der Nummer I am ehemaligen Krupp-Standort in Rheinhausen hatte einst alles begonnen. „Wir haben auch schon logport VII in der Planung“, kündigt Vorstandschef Staake die Erschließung der ehemaligen Zeche Auguste Victoria bei Marl an. Auch weiter rheinaufwärts ist duisport aktiv: In Lülsdorf südlich von Köln entwickeln die Duisburger gemeinsam mit Evonik ein rund 50 Hektar großes Gelände. „Derzeit haben wir insgesamt etwa 140 Hektar konkret in der Entwicklung“, betont Staake.
Auch im weltweiten LogistikNetz spielt Duisburg eine immer wichtigere Rolle. Stichwort hierfür ist die „Neue Seidenstraße“. 25 Züge fahren jede Woche zu mehreren Metropolen in China – und es werden stetig mehr. Inzwischen fahren auch die ersten Züge aus Großbritannien, Mailand und Madrid nach China – und auch diese fahren über Duisburg. „Mit unserem erfolgreichen Drehscheiben-Konzept, bei dem alle Transportmittel über Schiene, Wasser und Straße ineinandergreifen, ist es oft schneller, nicht direkt von A nach B zu transportieren, sondern den Umweg von A über Duisburg nach B zu machen“, schildert Staake die Stärke von duisport. Zudem gewährleistet das große Duisburger Netzwerk die Auslastung der Züge.
Staake geht davon aus, dass der E-Commerce auch weiterhin den Bedarf an Logistik treibt. „Dafür sollten wir gerüstet sein.“Mit „wir“meint er dabei nicht nur den Duisburger Hafen, sondern sieht das als gesamtgesellschaftliche He- rausforderung. Immerhin ist duisport in öffentlicher Hand: Ein Drittel gehört der Stadt Duisburg, zwei Drittel dem Land Nordrhein-Westfalen. „Die Anteilseigner sollten auch durch politische Weichenstellungen dafür sorgen, dass wir weiterwachsen und auch in Zukunft unsere Aufgaben erfüllen können.“Staake mahnt Investitionen in eine funktio- nierende Infrastruktur ebenso an wie den Abbau von Umsetzungshemmnissen für industrielle und verkehrliche Investitionen. Ohne Einbindung ins Straßen- und Schienennetz funktioniere der Duisburger Hafen nicht und könne seinen Beitrag gegen den Verkehrsinfarkt an Rhein und Ruhr nicht leisten.
„Wir haben in der Region insgesamt 150.000 LKW-Bewegungen auf die Schiene gebracht, die sonst über die Straßen hätten fahren müssen“, betont Staake. Dabei denkt er auch an den „Schock“, den die Sperrung der A40 ausgelöst hat, ebenso wie aktuell die gesperrte Bahnstrecke um Rastatt. „Jeden Tag fallen da bei uns zehn Züge aus, das kostet Millionen – und treibt die Logistik sogar wieder auf die Straße“, so Staake. Zudem seien zehn von zwölf Rheinbrücken marode und müssten über kurz oder lang saniert werden.
Selbst wenn dabei alles perfekt liefe – auf die Verkehrsteilnehmer werden nach Auffassung von Staake Beeinträchtigungen zukommen, auch wenn lange Vollsperrungen der Autobahnen vermieden werden können. „Wir arbeiten trimodal, da müssen die Güter über Straße und Schiene nahtlos weitertransportiert werden – und wenn das nicht klappt, dann ist irgendwann die Bedeutung Nordrhein-Westfalens als internationale Logistik-Drehscheibe gefährdet“, mahnt Staake. Und das wolle doch niemand.