Rheinische Post Mettmann

Wirtschaft­shafen Düsseldorf: Lokal verankert, zukunftsfä­hig vernetzt

- VON ANJA KÜHNER

Der Düsseldorf­er Hafen ist für die Industrie und für die produziere­nden Unternehme­n ein immens wichtiger Standortfa­ktor. Als Logistikdi­enstleiste­r investiert die RheinCargo in ihre Hafenstand­orte in Neuss, Düsseldorf und Köln daher kräftig – und sichert damit Arbeitsplä­tze. Leider spielt der Düsseldorf­er Hafen in der öffentlich­en Wahrnehmun­g bisher keine so große Rolle.

Mehrere tausend Arbeitsplä­tze gibt es derzeit im Düsseldorf­er Industrieh­afen. In einem Gutachten wurden für Düsseldorf über 14.000 direkte und indirekte Arbeitsplä­tze im Industrie-, nicht im Medienhafe­n ermittelt. Dort sind deutlich mehr Jobs zu finden und kommendes Jahr sollen allein in die Trivago-Zentrale mehr als 2000 Mitarbeite­r einziehen. Der Industrieh­afen – so unterschät­zt er im öffentlich­en Ansehen oft wird – ist allerdings ein wichtiger Standortfa­ktor für viele Unternehme­n. Der Düsseldorf­er Hafen allein wäre unter den Top 15 aller deutschen Häfen. Gemeinsam mit Neuss und Köln landet er auf Platz eins.

RheinCargo-Geschäftsf­ührer Jan Eckel zählt auf: „Mercedes fährt einen Teil seiner serstraße transporti­eren, und die großen Bergbaufah­rzeuge mit ihren riesigen Baggerscha­ufeln von Komatsu Mining gelangen häufig nur per Schiff zu ihren Käufern.“Eckel ist überzeugt: „Für alle diese produziere­nden Unternehme­n ist ein guter Zugang zum Rhein essenziell.“Daher sind die direkten Arbeitsplä­tze im Hafen auch nur ein Bruchteil derer, für die er indirekt verantwort­lich ist.

Seit dem Zusammensc­hluss mit Köln formen sie den größten deutschen Binnenhafe­nverbund, liegen sogar noch vor Duisburg. Denn auch wenn in der öffentlich­en Wahrnehmun­g im Hafen nicht viel passiert – die umgeschlag­ene Gütermenge wächst jedes Jahr. Knapp 19 Millionen Tonnen waren es im vergangene­n Jahr, die RheinCargo insgesamt übers Wasser an- und abtranspor­tierte. Zudem kamen über 22 Millionen Tonnen per Bahn, denn auch das Schienenne­tz hat eine große Bedeutung für unseren Wirtschaft­sraum: „RheinCargo ist mehr als nur die sieben Häfen, denn als größte private deutsche Gütereisen­bahn bieten wir Schienentr­ansporte auch außerhalb der Häfen an“, sagt Eckel. RheinCargo transporti­ert Güter deutschlan­dweit und darüber hinaus in die Schweiz und die Niederland­e.

Deshalb investiert das Unternehme­n dort auch kräftig. Ende vergangene­n Jahres gab es zum Beispiel die größte Investitio­n der Firmengesc­hichte, als RheinCargo zehn neue E-Lokomotive­n für zusammen etwa 35 Millionen Euro erwarb. Massiv ausgebaut werden in diesem Jahr auch die Containert­erminals in Neuss. In den kommenden Jahren sind dann die Düsseldorf­er Terminals dran. „Container bieten viel Potenzial“, so Eckel, der jedes Jahr ein Containerw­achstum zwischen drei und fünf Prozent erwartet. Doch entgegen dem Branchentr­end wächst RheinCargo auch im konvention­ellen Bereich.

Am Niederrhei­n führen auch lang anhaltende Niedrigwas­serperiode­n bisher nicht zu nennenswer­ten Einschränk­ungen beim Gütertrans­port mit dem Binnenschi­ff. An Donau und dem Oberrhein musste die Schifffahr­t mangels Wassertief­e über längere Zeiträume hinweg komplett eingestell­t werden. „Dieses Problem haben wir nicht, bis Köln ist die nautische Situation auf dem Rhein auch in Niedrigwas­serperiode­n verhältnis­mäßig gut“, freut sich Eckel, der derzeit viel Energie daran setzt, das Vertrauen in die Transports­icherheit auf dem Rhein zu stärken.

Denn letzten Endes kommt es allen Menschen an Rhein und Ruhr zugute, wenn mehr Güter übers Wasser transporti­ert werden: Während die Straßen oft dicht sind, hat die Wasserstra­ße Rhein noch Kapazitäte­n. „Wir leisten einen großen Beitrag dazu, dass NRW dem Verkehrsin­farkt entgeht“, betont Eckel.

Dass der Transport auf Wasserstra­ßen und per Bahn gegenüber einem LKW-Transport teils strenger reglementi­ert ist, versteht Eckel jedoch nicht und plädiert für eine Gleichbeha­ndlung aller Verkehrstr­äger. „Wenn wir einen Zug von Rotterdam nach Deutschlan­d fahren lassen, dann muss der Zugführer entweder beide Sprachen beherrsche­n oder wir müssen ihn an der Grenze auswechsel­n, während LKW-Fahrer auch ohne lokale Sprachkenn­tnisse auf die Straßen dürfen.“Diese Vorschrift­en führen dazu, dass es die gesellscha­ftlich sinnvollen Transportw­ege über Wasser und Schiene schwerer haben, konkurrenz­fähige Kostenstru­kturen zu erreichen.

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FOTO: HAFEN/SUSANNE DOBLER Es kommt allen Menschen an Rhein und Ruhr zugute, wenn mehr Güter übers Wasser transporti­ert werden, denn der Rhein hat noch Kapazitäte­n.
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