Rheinische Post Mettmann

RP-SERIE REKORDVERD­ÄCHTIG Arbeiten in 120 Metern Höhe

- VON SUSANNE GENATH

Uwe Reichert und Holger Zank kontrollie­ren regelmäßig das Bayer-Kreuz. Die Aussicht belohne für die Mühe.

LEVERKUSEN Wer hinauf ins BayerKreuz will, muss starke Nerven haben. Die beiden Türme auf dem Dach des Lanxess-Gebäudes, zwischen denen die Seilkonstr­uktion gespannt ist, sind 80 Meter hoch – vom Boden aus gemessen sogar knapp 120 Meter. Die Lampen des Chempark-Wahrzeiche­ns hängen etwas niedriger.

„Nicht nur die Höhe ist eine Herausford­erung“, sagt Uwe Reichert (59), der sich für Wartungs- und Reparatura­rbeiten regelmäßig nach oben begibt. „Hinzu kommt, dass die Gondel, aus der wir arbeiten, hin- und herschwing­t.“Das könne bei dem ein oder anderen Symptome wie eine Seekrankhe­it auslösen. „Wir hatten schon Leute hier oben, die durchaus bergtaugli­ch waren, wegen der Schwingung­en dann aber doch ganz schnell wieder nach unten wollten.“

Ausgelacht werde dafür niemand, versichert er. Und sein Kollege Holger Zank (51) stimmt ihm zu: „Besser, man sagt das noch weit unten. Mit Angst kann man nicht hochfahren.“

Die beiden Aufzugschl­osser, die bei der „Ebert Hera Esser Group“mit Sitz in Baden-Baden angestellt sind, kümmern sich mit ihren Kollegen im Chempark um die Aufzüge.

„Dafür hat Bayer keine eigenen Mitarbeite­r“, erklärt Thorsten Thran, der betreuende Ingenieur für das Bayer-Kreuz. Der Birnen-

Holger Zank Tausch in luftiger Höhe gehört zum Service dazu – und ist sehr aufwendig: Sechs Fachkräfte sind dafür nötig. „Wir arbeiten immer zu zweit in der Gondel“, erklärt Zank. Ein weiterer Kollege fahre die Gondel, zwei führen die Sicherungs­seile, und ein sechster überwache alles. „Höhe ist nie ungefährli­ch“, sagt der 51-Jährige. „Man muss Respekt haben, sonst macht man Fehler.“

Profession­alität werde ebenfalls von den vier Kollegen erwartet, die während des Einsatzes nicht in der Gondel stehen. „Wir müssen uns aufeinande­r verlassen können und sicher sein, dass die Männer am Seil auch aufpassen.“Das sei bei dem Team, zu dem etwa 15 Aufzugssch­losser gehörten, der Fall. Und so wissen Reichert und Zank ihre Arbeit durchaus zu schätzen. „Allein die Aussicht ist toll“, sagen sie. „Hier kommt ja sonst keiner hoch.“

Interessan­t sei die Tätigkeit auch, denn es müsse stets im Vorfeld von unten geschaut werden, wo Lampen nicht mehr leuchten. „Wenn man mit der Gondel direkt vor dem Kreuz hängt, sieht man das nicht mehr.“Ob Birne oder Fassung kaputt seien, könne man vorher aber nicht sehen.

Auch der Rest der Anlage mit dem Schriftzug müsse regelmäßig kontrollie­rt werden. „Weil sie Wind und Wetter ausgesetzt und schon recht alt ist – nämlich Baujahr 1958 –, ist sie sehr wartungsan­fällig“, erklärt Reichert. Und um alles in Augenschei­n zu nehmen, ist gleicherma­ßen Kondition nötig.

„In die Turmspitze­n führt kein Aufzug. Dafür müssen wir die Steigleite­rn mit ihren 300 Stufen nehmen.“In einer knappen Viertelstu­nde sei man oben.

Für ihren außergewöh­nlichen Arbeitspla­tz, einen der höchsten in Leverkusen, nehmen die Männer auch noch eine weite Anfahrt auf sich: Sie kommen nämlich täglich aus Gelsenkirc­hen.

„„Höhe ist nie ungefährli­ch. Man muss Respekt haben, sonst macht man Fehler“

Schlosser

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FOTO: MIS „Es ist eine Herausford­erung, in einer solchen Höhe zu arbeiten“, sagen die beiden Aufzugschl­osser. Sie kümmern sich um alle Aufzüge im Chempark.

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