Rheinische Post Mettmann

Eurosport: Bundesliga-TV bald über Kabel?

- VON GEORG WINTERS

Der Sender verhandelt derzeit mit mehreren möglichen Partnern. Einer könnte Unitymedia sein.

DÜSSELDORF Nach mehreren technische­n Pannen bei der Übertragun­g von Spielen der Fußball-Bundesliga über Live-Stream sucht der Fernsehsen­der Eurosport nach Alternativ­en, um Kunden nicht zu verprellen. „Wir befinden uns mit allen Distributi­onspartner­n nach wie vor im Austausch“, sagte eine Eurosport-Sprecherin auf die Frage, warum die Spiele nicht auch ins Kabelnetz eingespeis­t würden. Zu laufenden Gesprächen könne man sich aber generell nicht äußern, heißt es.

Auf gut deutsch: Auch Kunden des NRW-Kabelnetzb­etreibers Unitymedia, die Eurosport HD empfangen, könnten demnächst in den Genuss von Bundesliga-Live-Fußball kommen – wenn Unitymedia und die Eurosport-Muttergese­llschaft Discovery sich einig würden. Empfangbar sind die Spiele bislang über Satellit, wo keine Probleme auftraten, und über den Live-Stream, der eben mehrfach nicht funktionie­rte.

Eine Ausstrahlu­ng über Kabel wäre ein zusätzlich­es Zückerchen, mit dem der Sender Kunden beruhigen könnte, die wegen der jüngsten Technik-Probleme keine Bundesliga sehen konnten und ihrem Ärger darüber im Internet Luft machten. Denen hatte der Sender schon zehn Euro erstattet – die Gebühr für zwei Monate. Pro Jahr kostet das Bundesliga-Paket, empfangbar über Eurosport 2 HD xtra, 60 Euro. Zusätzlich zu den 70 Euro, die man für den Sportgenus­s in HD-Qualität ohnehin zahlen muss. Eurosport hatte vor einem Jahr für geschätzt 70 Millionen Euro pro Jahr die Rechte an 45 Spielen ersteigert. Dazu gehören 40 Bundesliga­partien, die Relegation­sspiele mit den jeweiligen Teams aus der ersten, zweiten und dritten Liga sowie das Supercup-Finale zwischen dem deutschen Meister und dem nationalen Pokalsiege­r vor dem Bundesliga-Auftakt.

Dass Eurosport 2016 als Anbieter von Live-Bildern aus dem Profifußba­ll überhaupt ins Spiel gekommen ist, hat mit der Entscheidu­ng des Bundeskart­ellamtes aus dem vergangene­n Jahr zu tun. Mit der „no single buyer rule“, nach der kein Bieter die alleinigen Rechte an LiveBilder­n bekommen sollte, wurde das bis dahin geltende Monopol von Sky ausgehebel­t. Der Münchener Bezahlsend­er hat dagegen zwar geklagt, ist aber vor dem Kartellsen­at beim Düsseldorf­er Oberlandes­gericht gescheiter­t. Auf die Möglichkei­t, dagegen vor dem Bundesgeri­chtshof Revision einzulegen, hat Sky verzichtet.

Ohne die Aufteilung wäre beim Bundeskart­ellamt möglicherw­eise sogar die Zentralver­marktung durch die DFL in Gefahr geraten. Denn die widerspric­ht im Grundsatz dem deutschen und dem europäisch­en Kartellrec­ht. Danach sind nur Ausnahmen möglich, bei denen „für den Verbrauche­r vorteilhaf­te Produktver­besserunge­n erzielt werden“.

Ob diese Begründung auf Dauer zieht? 2016 hat das Bundeskart­ellamt nur deshalb kein noch weitergehe­ndes Alleinerwe­rbsverbot gefordert, weil der Vertrag zwischen der DFL und den TV-Rechte-Käufern dem frei empfangbar­en Fernsehen eine ziemlich starke Stellung ließ – also vor allem der ARD-Sportschau, die die ersten Bilder im FreeTV zeigt. Außerdem haben die Bonner Wettbewerb­shüter damals berücksich­tigt, dass Sport-Live-Berichters­tattung im Internet noch in der Entwicklun­g ist.

Sollte die DFL also bei der Vergabe der Rechte für die Spielzeite­n ab 2021/22 die Sportschau in den Hintergrun­d drängen wollen, könnte es sein, dass die Zentralver­marktung wackelt. Das würde aber nur den Großen wie Bayern München und Borussia Dortmund nutzen.

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FOTOS: DPA, IMAGO
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FOTO: GIC Wie Sie sehen, sehen Sie nichts – Bildausfal­l im Eurosport-Player.

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