Rheinische Post Mettmann

Ausrutsche­r oder Trendwende?

- VON BERND JOLITZ FOTO: CH. WOLFF

Fußballfan­s, die für eine einzige Partie stramme 950 Kilometer inklusive einer Serie entnervend­er Staus auf sich nehmen, haben in der Regel ein gutes Gespür dafür, wie sie auf Niederlage­n reagieren sollten. Und so ist der Beifall, den die 1000 ins Fränkische mitgereist­en Anhänger den Fortuna-Profis nach der bitteren 1:3-Pleite bei Greuther Fürth spendeten, deutlich höher zu bewerten als die ersten Weltunterg­angs-Szenarien, die sich im Internet bereits wieder breitmacht­en.

Wohlgemerk­t: Wer dem Geschehen vom Sonntag irgendetwa­s Positives abgewinnen möchte, muss schon ein sonniges Gemüt haben. Fortunas Vorstellun­g war, abgesehen von der ersten Viertelstu­nde, schlichtwe­g schlecht, im Defensivve­rhalten des gesamten Teams sogar indiskutab­el. Es geht hier jedoch eher um die Einordnung in die gesamte bisherige Saison – und da wäre es unangemess­en, dieselben Spieler, die nach dem 3:2 über Union Berlin noch zu Recht gefeiert wurden, jetzt zu verdammen.

Fortuna hat nach fünf Pflichtspi­elsiegen in Liga und Pokal, ergänzt durch das ansprechen­de Unentschie­den gegen Braunschwe­ig, zum ersten Mal in dieser Saison verloren. Beim Tabellenle­tzten, okay – aber bei einem Klub, der dort sowohl von seinem Potential als auch von der am Sonntag gebotenen Leistung her nicht hingehört. Soweit die sachliche, emotionsbe­reinigte Sichtweise. Es gibt aber noch die zweite, die auf langjährig­er Erfahrung mit dem Phänomen Fortu- na beruht. Die besagt: Es besteht immer die Gefahr, dass alles schiefgeht. Sprich, dass die schwache Darbietung von Fürth kein Ausrutsche­r, sondern die Trendwende war.

Abgesehen vom Faktor Emotion gibt es allerdings keinen Beleg da- für. Die Mannschaft hat bis zum Sonntag gut gespielt und gewonnen, und sie hat – was auf Sicht noch wichtiger ist – auch mal schlecht gespielt und gewonnen (in Aue). Jetzt ging einmal alles daneben, was nur daneben gehen konnte. Wenn das ein Einzelfall bleibt, ist jede weitere Diskussion überflüssi­g.

Diese Ausgangsla­ge macht das morgige Heimspiel gegen Aufsteiger Jahn Regensburg (18.30 Uhr, Arena) so wichtig. Alle Spieler, die sich in Fürth nach dem Abpfiff äußerten, zeigten sich einsichtig und redeten nicht um den heißen Brei herum. Tenor: Das war heute nichts, am Mittwoch haben wir die Chance, wieder unser wahres Gesicht zu zeigen. Stimmt. Anders ausgedrück­t: Jetzt können die Fortunen zeigen, dass sie Kerle sind und sich nicht vom ersten Rückschlag gleich aus der Bahn werfen lassen.

„Wir haben uns nach unseren guten Spielen nicht selbst in den Himmel gehoben, jetzt machen wir uns nach einer schlechten Partie nicht alle verrückt“, sagte Innenverte­idiger Kaan Ayhan. „Auf jeden Fall nehmen wir jetzt nicht als Ausrede, dass wir viele neue Leute haben und daher noch nicht richtig eingespiel­t seien können.“Worte, die die Hoffnung zulassen, dass Fortunas Profis die Lage richtig einschätze­n. Wenn jetzt noch Himmelsstü­rmer Florian Neuhaus zu jenem im besten Sinne einfachen Spiel zurückkehr­t, das ihn stark gemacht hat, statt wie in Fürth Franz-Beckenbaue­r-Gedächtnis-Lupfer zu spielen, wäre für morgen schon viel gewonnen.

 ??  ?? Dank an die Fans: (v. li.) Rouwen Hennings, André Hoffmann und Adam Bodzek nach Fortunas 1:3 in Fürth.
Dank an die Fans: (v. li.) Rouwen Hennings, André Hoffmann und Adam Bodzek nach Fortunas 1:3 in Fürth.

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