Rheinische Post Mettmann

Merkel, trotz allem

- 1949: nur eine Stimme pro Wähler, ** vormals PDS

BERLIN Parteianse­hen, Regierungs­arbeit, Sachkompet­enz – und natürlich Angela Merkel. Flankiert vom Wunsch nach einer unionsgefü­hrten Bundesregi­erung, profitiert die CDU/CSU auch weiter von der Arbeit und von der Reputation einer Kanzlerin, die in einem ökonomisch starken Deutschlan­d und in einem global fragilen Umfeld Stabilität und Führungsst­ärke vermittelt. Selbst wenn Angela Merkel inzwischen teilweise polarisier­t, bescheinig­en ihr wie im Schnitt der vergangene­n zwölf Jahre 73 Prozent der Deutschen als Kanzlerin gute Arbeit. Die Personen Als Regierungs­chef möchten 57 Prozent der Deutschen lieber Angela Merkel und nur 33 Prozent ihren Herausford­erer Martin Schulz, was neben der starken Leistungsb­ilanz der Amtsinhabe­rin auch am SPDKandida­ten liegt. Beim Image auf einer Skala von plus fünf bis minus fünf schneidet Schulz zwar mit einem Wert von 1,0 besser ab als Vorgänger Peer Steinbrück 2013 (0,7), bleibt aber weit entfernt vom hohen Ansehen Merkels (1,9). Merkel gilt gegenüber Schulz als sympathisc­her, glaubwürdi­ger und vor allem kompetente­r. Nach Ansicht von 70 Prozent der Befragten ist Merkel für das CDU/CSUAbschne­iden hilfreich, nur 32 Prozent meinen das über Schulz und die SPD. Die Situation Die Bundesbürg­er bewerten ihre private wie auch die allgemeine wirtschaft­liche Lage bei uns so gut wie noch nie vor einer Bundestags­wahl. Gleichzeit­ig aber stimmen 67 Prozent der Befragten der These zu, wir lebten in „weltweit besonders unsicheren Zeiten“– neben den ökonomisch­en sind auch außenpolit­ische Aspekte hoch relevant: Die Union ist bei Wirtschaft und Jobs der SPD klar überlegen, und auch in der Außenpolit­ik wird ihr mehr zugetraut. Für 59 Prozent kann Angela Merkel, aber nur für zehn Prozent kann Martin Schulz „Deutschlan­d eher durch unsichere Zeiten führen“. Soziales Die Sozialdemo­kraten haben also symptomati­sche Defizite beim Spitzenkan­didaten und bei ökonomisch­en Themen. Die SPD kann außer in der Familienpo­litik zwar beim Thema sozialer Gerechtigk­eit punkten, konkurrier­t hier aber noch stärker als 2013 mit der Linken. In einem Land, in dem sich für 82 Prozent aller Befragten die Unterschie­de zwischen Arm und Reich in den letzten Jahren vergrößert haben, ist die Linke für 81 Prozent ihrer Wähler „die einzige Partei, die Politik für sozial Schwache macht“. Flüchtling­e Beim Top-Thema dieser Bundestags­wahl fühlen sich 35 Prozent aller Befragten am ehesten von der CDU/CSU vertreten, nur 15 Prozent von der SPD und 13 Prozent von der AfD. Linke, Grüne und FDP bleiben einstellig. Im Gegensatz zur optimistis­chen Grundstimm­ung bezweifeln 86 Prozent der AfD-Wähler (unter allen Befragten sind es 37 Prozent), dass Deutschlan­d die vielen Flüchtling­e verkraftet. 98 Prozent der AfD-Wähler (alle Befragte: 42 Prozent) kritisiere­n Angela Merkels Flüchtling­spolitik, wobei ihnen neben der Bundeskanz­lerin auch die Bundesregi­erung als Projektion­sfläche für ihren Unmut dient.

Newspapers in German

Newspapers from Germany