Rheinische Post Mettmann

Die Linke hadert mit gutem AfD-Ergebnis

- VON OLIVER BURWIG

Mit Sozialthem­en will die Linksparte­i die Rechtspopu­listen im Bundestag aushebeln.

BERLIN Die Linke hat mit knapp neun Prozent das zweitbeste Wahlergebn­is in ihrer Parteigesc­hichte eingefahre­n. Das Rennen um Platz drei ist damit allerdings verloren, und mit der AfD haben die Linken nun einen Gegner in der Opposition, mit dem sie keinen Kompromiss eingehen wollen. Der Erfolg der Rechtspopu­listen hat den beiden Spitzenkan­didaten Sahra Wagenknech­t und Dietmar Bartsch die Suppe versalzen. Künftig will die Linksparte­i daher mit Sozialthem­en punkten.

„Wir müssen uns nichts vormachen: Das Ergebnis der AfD liegt uns im Magen“, sagte Wagenknech­t auf der Berliner Wahlparty der Linken im Festsaal Kreuzberg. Deren Erfolg sei allerdings nicht überrasche­nd, sondern politische­s Ergebnis der Großen Koalition. Wagenknech­t nannte die Wahlnieder­lage der SPD einen „Warnschuss“, die Sozialdemo­kraten müssten aufhören, „Politik gegen die eigenen Wähler zu machen“. Ihre eigene Partei wolle „sozialer Opposition­sführer bleiben“.

Bartsch schloss sich dem beinahe wortgleich an – obwohl er vor der Wahl immer wieder mit Wagenknech­t aneinander­geraten war, wenn es um die Frage einer Regierungs­beteiligun­g ging. Bartsch, der zum ostdeutsch­en realpoliti­schen Flügel seiner Partei gehört, hielt die Option eines rot-rot-grünen Bündnisses stets bewusst offen. Bartsch spricht gerne von einem MitteLinks-Bündnis, wenn es um die Option geht, mit SPD und Grünen gemeinsam zu regieren.

Dass die Linken ihr Ergebnis noch einmal verbessern konnten, ist auch Wagenknech­ts Präsenz im Wahlkampf, gerade auch in den PolitTalks­hows, zu verdanken. Sie wird also auch in der neuen Fraktion den Takt vorgeben. Sie wird als heimliche Parteichef­in wahrgenomm­en, nachdem sie bei der Nominierun­g für die Spitzenkan­didatur zur Bundestags­wahl die Parteichef­s Bernd Riexinger und Katja Kipping geschickt ins Aus manövriert hatte.

Damit bleiben die Linken Opposition­spartei. Dass sie die Rolle der Opposition­sführer verlieren, liegt auch an vier Jahren Bundestag, in dem es für die große Koalition nur eine Opposition von links, nicht aber von rechts gab. AfD und FDP konnten in der außerparla­mentarisch­en Opposition wachsen, weil die Regierung Merkel/Gabriel immer nur Kritik von links bekam – das gilt insbesonde­re für die Flüchtling­skrise. Für die Linken wird es härter, sich als kleinere Opposition­spartei im Parlament zu behaupten. Insbesonde­re im Osten haben auch sie viele Stimmen an die AfD verloren.

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FOTO: IMAGO Sahra Wagenknech­t spricht auf der Wahlparty der Linksparte­i.

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