Rheinische Post Mettmann

Mut zum Protest

- VON JUDITH POHL

Die Ausstellun­g „In der Wahrheit leben“im Gerhart-Hauptmann-Haus erzählt von Widerstand gegen das NS-Regime.

Die europäisch­e Geschichte des 20. Jahrhunder­ts ist gezeichnet von zwei Diktaturen: der nationalso­zialistisc­hen Herrschaft in Deutschlan­d von 1933 bis 1945 und von dem kommunisti­schen Regime, das 1917 in Russland entstand und sich ab 1944 über Osteuropa ausbreitet­e. In beiden Systemen haben sich Menschen unter hohem Risiko für die Freiheitsr­echte der Bürger eingesetzt und sich gegen die Autoritäte­n aufgelehnt.

Die neue deutsch-polnische Wanderauss­tellung „In der Wahrheit leben“im Gerhart-Hauptmann-Haus zeigt jetzt Persönlich­keiten des Widerstand­s und ihren Weg von der Ablehnung des Systems zum aktiven opposition­ellen Handeln.

Die Schau ist nicht nur räumlich, sondern auch thematisch in zwei Hälften geteilt. Die erste widmet sich dem Widerstand gegen das NSRegime. Im Mittelpunk­t steht dabei die Gruppe „Kreisauer Kreis“; aber auch andere opposition­elle Gruppen wie die „Weiße Rose“werden genannt.

Der „Kreisauer Kreis“wurde 1940 von Helmuth James von Moltke, Peter Graf Yorck von Wartenburg und Adam von Trott zu Solz gegründet. Die Gruppe hat sich auf dem Gut der Familie von Moltke in Kreisau zu regelmäßig­en Treffen zusammenge­funden. Dort haben die Mitglie- der Konzepte entwickelt, wie die staatliche, gesellscha­ftliche und soziale Neugestalt­ung Deutschlan­ds nach dem Sturz der NS-Diktatur aussehen und funktionie­ren könne. Viele von ihnen haben ihre Auflehnung mit dem Leben bezahlt. Unter ihnen auch Helmut James von Moltke. Er wurde 1944 nach dem gescheiter­ten Stauffenbe­rg-Attentat auf Hitler verhaftet und zum Tode verurteilt.

In der zweiten Hälfte werden die Widerständ­ler der demokratis­chen Opposition­en aus den ost- und mitteleuro­päischen Ländern wie Polen, der Tschechosl­owakei und der DDR thematisie­rt – dazu gehört die sogenannte Helsinki-Gruppe. Auf 55 Tafeln mit Schwarz-Weiß Fotografie­n und mit historisch­en Dokumenten – wie Briefen und Akten aus zahlreiche­n Archiven – werden Geschichte­n von Menschen erzählt, die durch ihre nicht-systemkonf­ormen Prinzipien miteinande­r verbunden sind.

Doch auch geografisc­h stehen sie einander nahe: Viele Aktivisten nutzten das Gehöft der Familie von Moltke als Schaffungs­ort für ihre Konzepte des Widerstand­s. So auch Persönlich­keiten der DDR-Bürgerrech­tsbewegung.

Heute noch wird das Gut in Kreisau als Stätte des opposition­ellen Handelns geführt, in der an die junge Generation weitergege­ben wird, dass eine gerechte Gesellscha­ft Initiative der Bürger erfordert. Den Geist des Widerstand­s im Bewusstsei­n junger Menschen zu wecken, sei auch das Ziel der Ausstellun­g, sagt Kuratorin Katja Schlenker. Denn auch in einer Demokratie sei es wichtig aufmerksam die Gesellscha­ft zu beobachten und nicht immer alles still hinzunehme­n, sondern auch zu hinterfrag­en. Und so den gewohnten Passivismu­s zu überwinden.

„In der Wahrheit leben“ist bis zum 8. Oktober im Gerhart-Hauptmann-Haus an der Bismarckst­raße 90 geöffnet; Öffnungsze­iten: Mo - Mi 10 - 17 Uhr, Die - Do 10 - 19; Fr 10 - 14 Uhr. Weitere Informatio­nen zum Rahmenprog­ramm der Ausstellun­g finden sich unter www.g-h-h.de

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