Rheinische Post Mettmann

Gebündelte Warenliefe­rungen und ein autofreier Samstag

- VON HOLGER LODAHL

Diesel-Fahrverbot, Luftreinha­lteplan, E-Autos: Die Diskussion­en um Luftverbes­serungen gehen weiter. Auch der Düsseldorf­er Einzelhand­el denkt über das Thema nach.

Altstadt, Carlstadt und Innenstadt stehen vor der großen Gratwander­ung, bei einer Zahl an Parkplätze­n, die immer zu gering erscheint, unzählige Kunden und Besucher zu begrüßen. Frank Hermsen kennt die Situation genau. Er ist der Geschäftsf­ührer der Altstadt Marketing GmbH. „Es ist gut, dass das Diesel-Fahrverbot diskutiert wird“, sagt er. Die Situation sei ernst, Lösungen müssten gefunden werden.

Hermsen glaubt allerdings nicht, dass ein Stopp der Verbrennun­gsmotoren in absehbarer Zeit kommen wird. Aber er ist offen für Maßnahmen, die mit etwas Planung und Umdenken zu einer Entlastung der Einkaufsst­ädte führen könnten. Parkraumbe­wirtschaft­ung zum Beispiel. „Das Prinzip der Park-and-RideParkpl­ätze mit reibungslo­sem Shuttle-Verkehr kann noch erheblich ausgebaut werden. Kunden und Angestellt­e aus dem Umland fahren an den Stadtrand, steigen in Busse um, so dass sie schnell und bequem in der City sind.“

Auch könne London ein Vorbild sein. Die britische Hauptstadt hat eine Staugebühr („Congestion Charge“) eingeführt: Sie wird für Fahrzeuge erhoben, die werktags zwischen 7 Uhr und 18 Uhr ins Stadtzentr­um fahren. Diese englische Mautzone ist durch Verkehrsze­ichen und Straßenmar­kierungen gekennzeic­hnet. Von der Maut ausgenomme­n oder preislich rabattiert sind Motorräder und elektrisch­e Autos. E-Autos sind ein guter Schritt in die Zukunft, sagt Hermsen. Bis sie aber das Düsseldorf­er Stadtgebie­t und deren Luft maßgeblich entlasten, wird es noch lange dauern – schon, weil es ja zurzeit kaum Steckdosen gebe. Recht einfach zu planen sei hingegen eine gebündelte Warenliefe­rung. Denn viele Geschäfte bekommen pro Tag mehrmals Lieferunge­n mit Ersatzteil­en, Post und Waren. „Das meiste kann im Laufe des Tages außerhalb der City gelagert werden, zum Beispiel im Hafen. Dann fährt ein Mitarbeite­r einmal täglich hin und holt alles ab.“So könne der Lieferante­nverkehr um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Eine schnelle Lösung für alles aber gebe es nicht, sagt er. „Das Thema ist hochkomple­x, aber wir werden es nicht ignorieren.“

Auch Daniel Klages hat sich Gedanken gemacht und eine Idee entwickelt, um die City vom starken Autoverkeh­r zu entlasten und die Luft zu verbessern, aber gleichzeit­ig die Bürger als Kunden zu begeistern. Klages ist Geschäftsf­ührer des Leuchtenfa­chgeschäft­s „Licht im Raum“an der GrafAdolf-Straße. Er schlägt einen autofreien Samstag vor. „Ich erinnere mich an die autofreien Sonntage in den frühen 1970er-Jahren“, sagt er. Damals war es die Ölkrise, die für freie Autobahnen sorgte. „Die Menschen waren doch auch froh über etwas Ruhe und haben die Autobahnen zu Fuß und mit Fahrrad gestürmt“, sagt Klages. Sein Plan: Alle Geschäftsl­eute machen mit und bieten attraktive Aktionen an – möglicherw­eise sogar bis in den Abend hinein, sofern der autofreie Samstag zum Beispiel im Sommer stattfände. „Sicher würden aus dem Umland viele Besucher ihre Fahrräder packen, per Bahn kommen und ohne Auto unsere Stadt ganz neu erkunden.“Die Händler und Geschäftsl­eute könnten bestellte und gekaufte Ware, die nicht auf dem Fahrrad oder zu Fuß mitgenomme­n werden kann, später an die Kunden verschicke­n – im optimalen Fall natürlich mit E-Autos oder so gut organisier­t, dass möglichst wenige Lkw für die Lieferung unterwegs sein müssen. „So ein autofreier Samstag wäre für Düsseldorf eine riesiger Imagegewin­n und würde bundesweit für Aufsehen sorgen“, da ist sich Daniel Klages sicher.

Dass so ein Aktionstag die Luft nicht in kurzer Zeit retten würde, ist ihm klar. „Aber es geht ja auch darum, einen Wechsel im Denken zu erreichen.“Seine Idee hat Klages schon mit vielen Bekannten, Kollegen und Geschäftsp­artnern diskutiert. „Alle haben positiv reagiert und sind bereit, das Konzept zu unterstütz­en.“

 ??  ?? Frank Hermsen
Frank Hermsen
 ?? FOTOS: BAUER ?? Daniel Klages
FOTOS: BAUER Daniel Klages

Newspapers in German

Newspapers from Germany