Gebündelte Warenlieferungen und ein autofreier Samstag
Diesel-Fahrverbot, Luftreinhalteplan, E-Autos: Die Diskussionen um Luftverbesserungen gehen weiter. Auch der Düsseldorfer Einzelhandel denkt über das Thema nach.
Altstadt, Carlstadt und Innenstadt stehen vor der großen Gratwanderung, bei einer Zahl an Parkplätzen, die immer zu gering erscheint, unzählige Kunden und Besucher zu begrüßen. Frank Hermsen kennt die Situation genau. Er ist der Geschäftsführer der Altstadt Marketing GmbH. „Es ist gut, dass das Diesel-Fahrverbot diskutiert wird“, sagt er. Die Situation sei ernst, Lösungen müssten gefunden werden.
Hermsen glaubt allerdings nicht, dass ein Stopp der Verbrennungsmotoren in absehbarer Zeit kommen wird. Aber er ist offen für Maßnahmen, die mit etwas Planung und Umdenken zu einer Entlastung der Einkaufsstädte führen könnten. Parkraumbewirtschaftung zum Beispiel. „Das Prinzip der Park-and-RideParkplätze mit reibungslosem Shuttle-Verkehr kann noch erheblich ausgebaut werden. Kunden und Angestellte aus dem Umland fahren an den Stadtrand, steigen in Busse um, so dass sie schnell und bequem in der City sind.“
Auch könne London ein Vorbild sein. Die britische Hauptstadt hat eine Staugebühr („Congestion Charge“) eingeführt: Sie wird für Fahrzeuge erhoben, die werktags zwischen 7 Uhr und 18 Uhr ins Stadtzentrum fahren. Diese englische Mautzone ist durch Verkehrszeichen und Straßenmarkierungen gekennzeichnet. Von der Maut ausgenommen oder preislich rabattiert sind Motorräder und elektrische Autos. E-Autos sind ein guter Schritt in die Zukunft, sagt Hermsen. Bis sie aber das Düsseldorfer Stadtgebiet und deren Luft maßgeblich entlasten, wird es noch lange dauern – schon, weil es ja zurzeit kaum Steckdosen gebe. Recht einfach zu planen sei hingegen eine gebündelte Warenlieferung. Denn viele Geschäfte bekommen pro Tag mehrmals Lieferungen mit Ersatzteilen, Post und Waren. „Das meiste kann im Laufe des Tages außerhalb der City gelagert werden, zum Beispiel im Hafen. Dann fährt ein Mitarbeiter einmal täglich hin und holt alles ab.“So könne der Lieferantenverkehr um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Eine schnelle Lösung für alles aber gebe es nicht, sagt er. „Das Thema ist hochkomplex, aber wir werden es nicht ignorieren.“
Auch Daniel Klages hat sich Gedanken gemacht und eine Idee entwickelt, um die City vom starken Autoverkehr zu entlasten und die Luft zu verbessern, aber gleichzeitig die Bürger als Kunden zu begeistern. Klages ist Geschäftsführer des Leuchtenfachgeschäfts „Licht im Raum“an der GrafAdolf-Straße. Er schlägt einen autofreien Samstag vor. „Ich erinnere mich an die autofreien Sonntage in den frühen 1970er-Jahren“, sagt er. Damals war es die Ölkrise, die für freie Autobahnen sorgte. „Die Menschen waren doch auch froh über etwas Ruhe und haben die Autobahnen zu Fuß und mit Fahrrad gestürmt“, sagt Klages. Sein Plan: Alle Geschäftsleute machen mit und bieten attraktive Aktionen an – möglicherweise sogar bis in den Abend hinein, sofern der autofreie Samstag zum Beispiel im Sommer stattfände. „Sicher würden aus dem Umland viele Besucher ihre Fahrräder packen, per Bahn kommen und ohne Auto unsere Stadt ganz neu erkunden.“Die Händler und Geschäftsleute könnten bestellte und gekaufte Ware, die nicht auf dem Fahrrad oder zu Fuß mitgenommen werden kann, später an die Kunden verschicken – im optimalen Fall natürlich mit E-Autos oder so gut organisiert, dass möglichst wenige Lkw für die Lieferung unterwegs sein müssen. „So ein autofreier Samstag wäre für Düsseldorf eine riesiger Imagegewinn und würde bundesweit für Aufsehen sorgen“, da ist sich Daniel Klages sicher.
Dass so ein Aktionstag die Luft nicht in kurzer Zeit retten würde, ist ihm klar. „Aber es geht ja auch darum, einen Wechsel im Denken zu erreichen.“Seine Idee hat Klages schon mit vielen Bekannten, Kollegen und Geschäftspartnern diskutiert. „Alle haben positiv reagiert und sind bereit, das Konzept zu unterstützen.“