Rheinische Post Mettmann

FDP und Grüne bereiten Koalition vor

- VON GREGOR MAYNTZ UND EVA QUADBECK

Die offizielle­n Sondierung­en zur Jamaika-Koalition sollen erst nach der Niedersach­sen-Wahl am 15. Oktober beginnen. Es gibt aber schon ein Papier, das für viel Wirbel sorgt.

BERLIN Während CDU und CSU noch damit beschäftig­t sind, sich auf eine gemeinsame Linie für die Koalitions­verhandlun­gen zu einigen, scheinen Grüne und Liberale schon einmal loszulegen. In Kreisen der beiden Parteien kursiert ein Papier, wonach bereits ein informelle­s Sechser-Treffen stattgefun­den haben soll. Daran sollen FDP-Chef Christian Lindner, Generalsek­retärin Nicola Beer und Parteivize Wolfgang Kubicki auf der einen Seite sowie Grünen-Chef Cem Özdemir, Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt und Schleswig-Holsteins Umweltmini­ster Robert Habeck auf der anderen Seite teilgenomm­en haben.

Die FDP-Parteiführ­ung dementiert, dass dieses Treffen stattgefun­den habe. Auch die Grünen sagen, dass es dieses Treffen nicht gegeben habe. Unsere Redaktion hatte Einblick in ein Dokument, das die Einigungen des Treffens enthalten soll. Demzufolge verständig­ten sich die Gesprächsp­artner darauf, die offi- ziellen Jamaika-Sondierung­en erst nach dem 15. Oktober starten zu lassen – dem Tag der Niedersach­sen-Wahl.

Auch über die Ministerie­n soll bereits gesprochen worden sein. Wörtlich heißt es in dem Dokument: „Mögliche Ressortzus­chnitte wurden bislang lediglich sehr informell andiskutie­rt.“Aus dem Dokument geht hervor, dass die FDP das Finanzmini­sterium, das Bildungsmi­nisterium mit Technologi­e und Digitalem sowie das Justizmini­sterium besetzen will. Die Grünen wollen demnach die Minister für das Auswärtige Amt, das Entwicklun­gsminister­ium und das Umweltress­ort stellen. Wobei das Umweltmini­sterium auch noch um die Zuständigk­eit für Verbrauche­rschutz erweitert werden soll. Die Liberalen dementiere­n, dass es bereits Absprachen gibt. Wie aus Kreisen der Parteien zu hören ist, sollen die Sondierung­en am Montag nach der Niedersach­sen-Wahl starten und bis zum 24. Oktober andauern. In diesen Gesprächen will man sich bei den Knackpunkt­en auf eine Linie verständig­en. Möglicherw­eise soll dann am 28. Oktober ein GrünenPart­eitag stattfinde­n, der über die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen abstimmt.

Grünen-Chef Cem Özdemir rief die potenziell­en Koalitions­partner auf, sich mit roten Linien zurückzuha­lten. „Niemand sollte Maximalfor­derungen aufstellen, die schon im vornherein als Ausschluss­kriterien verstanden werden können“, sagte er der Funke-Mediengrup­pe. Eine nicht verhandelb­are Bedingung haben auch die Grünen: „Eine Obergrenze kann es nicht geben“, sagte Özdemir. FDP-Generalsek­retärin Nicola Beer hat sich hingegen für einen Kompromiss bei der für die CDU wichtigen Frage ausgesproc­hen. „Über eine Grenze der Integratio­nskraft unseres Landes müssen wir reden“, sagte Beer dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d.

Die Sondierung­smannschaf­ten von Grünen und Liberalen stehen. Die Grünen haben eine 14-köpfige Gruppe zusammenge­stellt. Neben den Partei- und Fraktionsc­hefs gehören Europa-Politiker Reinhard Bütikofer und Robert Habeck dazu. Bei den Liberalen gibt es eine Sondierung­smannschaf­t, die bislang 13 Namen umfasst. Neben Parteichef Christian Lindner zählen die VizePartei­chefs Marie-Agnes StrackZimm­ermann und Wolfgang Kubicki dazu.

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