Rheinische Post Mettmann

Prophet mit Bombe auf dem iPad

- VON ANDRÉ ANWAR

Legitime Kritik oder bloß Provokatio­n? Dänemarks Migrations­ministerin zeigt eine Mohammed-Karikatur.

KOPENHAGEN Dänemarks Migrations­ministerin Inger Støjbergs von der rechtslibe­ralen Venstre-Partei gilt als Hardlineri­n. Auch wenn sich die Dänen daran gewöhnt haben, dass sie etwa unterschie­dliche Einwanderu­ngsregeln für Christen und Muslime fordert und ankommende­n Flüchtling­en von der Polizei den Goldschmuc­k abnehmen lässt – Støjbergs jüngste Aktion hat wieder eine erregte Debatte ausgelöst: Die Migrations­ministerin hat auf Facebook ein Bild veröffentl­icht, das ihren persönlich­en iPad-Bildschirm zeigt. Als Hintergrun­dbild sieht man eine Karikatur, die den islamische­n Propheten Mohammed mit einer Bombe im Turban abbildet.

2006 war es in muslimisch­en Ländern zu gewalttäti­gen Demonstrat­ionen und zu Terroransc­hlägen we- gen dieser und elf weiterer Karikature­n gekommen, die in der Zeitung „Jyllands-Posten“veröffentl­icht worden waren. Der Karikaturi­st Kurt Westergaar­d, der den BombenMoha­mmed zeichnete, entkam nur knapp einem Mordanschl­ag.

Støjberg erklärt bei Facebook, sie habe die Karikatur ausgewählt, um für Meinungsfr­eiheit einzutrete­n. Sie wolle dagegen protestier­en, dass ausgerechn­et eine Blasphemie-Ausstellun­g in der norddänisc­hen Stadt Viborg es nicht wage, die Zeichnun- gen zu zeigen. Gleichzeit­ig wird dort aber etwa „Piss Christ“ausgestell­t, ein Bild, das ein Kruzifix in Urin zeigt. Die Mohammed-Karikature­n „zeigen, dass wir ein freies Land sind, in dem Meinungen infrage gestellt werden und wo du sagen kannst, was immer du möchtest, und kritisiere­n kannst, wen immer du möchtest“, schreibt Støjberg.

Ihr Parteifreu­nd, Ministerpr­äsident Lars Løkke Rasmussen, sagte, er selbst hätte die Zeichnung nicht für sein iPad ausgewählt: „Aber ich bin froh darüber, in einem Land zu leben, in dem man das darf.“Kritiker halten die Aktion dagegen für eine unnötige Provokatio­n. Gerade eine Migrations­ministerin müsse Brücken schlagen und nicht einreißen. Bei Facebook jedenfalls war die Resonanz riesig: Bis gestern wurde Støjbergs Post fast 2000 Mal geteilt und erhielt mehr als 21.000 Likes.

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SCREENSHOT: FACEBOOK Dieses Foto stellte Støjberg ins Netz.

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