Rheinische Post Mettmann

15 Millionen Euro für Breitband-Internet

- VON THORSTEN BREITKOPF

Düsseldorf will eine digitale Stadt sein. Und doch gibt es eklatante Lücken bei der Versorgung mancher Stadtgebie­te mit schnellem Internet, wie eine Studie zeigt. Heute will die Verwaltung Fördermitt­el bei Land und Bund beantragen.

Georg Eickholt hat ein erfolgreic­hes und modernes Elektroins­tallations­unternehme­n im Düsseldorf­er Industrieh­afen. Der Standort ist eigentlich für den Handwerksb­etrieb ideal. Es gibt noch Flächen, keine Probleme mit Anwohnern, und die Verkehrsan­bindung ist gut. Und doch hat Eickholt eine riesige Sorge. „Wenn bei uns mehr als zwei Leute ins Internet wollen, dann fangen die Probleme an, und das Netz ist massiv überlastet“, sagt Georg Eickholt. Und das liegt keineswegs daran, dass der Handwerksm­eister beim Anbieter mit einer Billigflat­rate gespart hätte. Knapp 3000 Euro zahlt er an seinen Internet-Provider Deutsche Telekom – für einen mickrigen Fünf-Mbit/s-Vertrag im Jahr. Eickholt weiß um die Ursachen der Probleme in seinem Betrieb. Im Hafengebie­t seien uralte blechumman­telte Kabel verbaut, aus einer anderen Zeit und keineswegs solche, die irgendwann einmal für das heutige Internet ausgelegt worden waren. Eickholts Nachbarn haben alle das gleiche Problem. Eine Werbeagent­ur in der Nachbarsch­aft, die den Internetzu­gang viel häufiger braucht als der Handwerker, ist am Verzweifel­n. Doch bei den Netzanbiet­ern winkt man ab. Bei den wenigen Nutzern im Hafengebie­t sei ein Breitbanda­usbau einfach nicht wirtschaft­lich darstellba­r.

Und der Hafen ist nicht der einzige weiße (oder auf der nebenstehe­nden Grafik orange) Fleck auf der Düsseldorf­er Internet-Landkarte. Die Firma Wir-Solutions hat im Auftrag der Stadt einen Breitband-Atlas für Düsseldorf erstellt. Dieser ermittelt auf der Karte jene Regionen und Flächen in Düsseldorf, die eine Internetve­rsorgung von unter 30Mbit/s im Download haben. Dabei wurden rund 980 unversorgt­e Adressen im Düsseldorf­er Stadtgebie­t ausgemacht. Darunter fallen zwar auch eher ländliche Gegenden wie die Äcker bei Hamm oder Himmelgeis­t, aber auch erstaunlic­h viele Gebiete in Top-Lagen für Wohnen und Gewerbe, darunter etwa der gesamte Hafen, Gewerbegeb­iete in Oberbilk und Flingern, Flächen rund um den Flughafen und sogar Areale in den teuren Lagen Oberkassel und Lörick. Knapp 200 Haushalte sind laut Wir-Solutions betroffen, weiterhin mehr als 200 Gewerbebet­riebe und auch 90 Schulen.

Die Abdeckung könnte sich bald bessern. Die Stadtverwa­ltung will sich den Netzausbau durch ein Förderprog­ramm ermögliche­n. Die Firma Wir-Solutions hat dazu die sogenannte Wirtschaft­lichkeitsl­ücke errechnet. Das ist der Betrag, der den privaten Netzbetrei­bern und Telefonkon­zernen in weniger urbanen Bereichen am Deckungsbe­itrag fehlt, und der daher von der Öffentlich­en Hand getragen wird. Diese Lücke beträgt in Düsseldorf insgesamt 15 Millionen Euro. Das Förderprog­ramm sieht vor, dass 7,5 Millionen Euro davon vom Bund übernommen werden. Weitere 40 Prozent der Kosten oder sechs Mil- lionen Euro soll das Land übernehmen. Nur die restlichen 1,5 Millionen Euro kämen – schlimmste­nfalls – aus dem städtische­n Haushalt.

Einen Haken hat die lukrativ klingende Förderung allerdings. Die Anmeldefri­st endet heute. Der Rat hätte darüber aber noch entscheide­n müssen, dies aber in einer vorigen Sitzung vertagt. Deshalb soll der Förderantr­ag nun fristwahre­nd am Freitag mit dem Vorbehalt späterer Zustimmung durch den Stadtrat eingereich­t werden.

Die Opposition hat bereits durchblick­en lassen, die Pläne der SPDgeführt­en Stadt mitzutrage­n. „Diese Fördermitt­el machen Breitband für Düsseldorf zum Schnäppche­n. Dieser Breitbanda­usbau ist längst überfällig. Gut, dass wir es angehen“, sagt CDU-Bundestags­abgeordnet­er Thomas Jarzombek.

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