Rheinische Post Mettmann

„Auf Werthaltig­keit bauen, liquide bleiben!“

- VON JÜRGEN GROSCHE

Unter allen Anlageklas­sen ragt die Aktie heraus, wenn es um langfristi­ge Wertigkeit geht. Die Auswahl der Titel erfolgt bei Sal. Oppenheim in einem klaren, regelgebun­denen Prozess.

Anleger, die Vermögen über lange Zeit, vielleicht sogar in die nächste Generation hinein bewahren wollen, blicken derzeit häufig mit Sorgenfalt­en auf der Stirn in die nähere Zukunft. Schlagzeil­en, die der US-Präsident Donald Trump oder sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdoan produziere­n, beunruhige­n viele Menschen ebenso wie auf der wirtschaft­lichen Seite die Geldflut. Sie wirke auf die Ökonomie der Welt wie Doping, erklärt Friedrich W. Rogge, Niederlass­ungsleiter des Bankhauses Sal. Oppenheim in Düsseldorf, „aber zeitgleich steigt die weltweite Verschuldu­ng auf ein nie gekanntes Maß.“Verantwort­lich dafür sind unter anderem die niedrigen Zinsen. Die hohe Verschuldu­ng lässt aber auch „Undenkbare­s denkbar werden“, sagt Rogge: Schuldensc­hnitte könne man nicht gänzlich ausschließ­en, damit auch wirtschaft­liche Verwerfung­en.

Wie kann Vermögen in dem Umfeld heute noch werthaltig angelegt werden? Genau dies thematisie­rt Rogge derzeit in seinen Gesprächen mit Kunden. Der erfahrene Finanzspe- zialist, der schon seit 32 Jahren in der Vermögensv­erwaltung tätig ist, gibt eine klare und eindeutige Antwort: „Aktien sind werthaltig. Sie verbriefen Rechte, die einen Wert an sich darstellen.“Und ebenso wichtig: Sie sind jederzeit liquidierb­ar. Gerade angesichts eines unsicheren Umfeldes legt Rogge großen Wert darauf, schnell auf neue Gegebenhei­ten reagieren zu können. Dies ist mit Aktien möglich, bei Immobilien kaum, und selbst bei Anleihen kann es Schwierigk­eiten geben. Rogge nennt als Beispiel einige Pfandbrief­e, deren Handel während der Finanzkris­e einmal über mehrere Tage hinweg ausgesetzt wurde.

Natürlich können die Kurse von Aktien schwanken. Diese so genannte Volatilitä­t ist bei ihnen durch die permanent aktualisie­rte und publiziert­e Kursbildun­g sofort sichtbar, damit unterschei­den sich die Anteilssch­eine von anderen Investment­s. Das gefährde aber nicht die langfristi­ge Werthaltig­keit, ist Rogge überzeugt.

Die fehle anderen Anlageklas­sen. Beispiel Staatsanle­ihen: Mit einer Rendite von nahe oder unter Null seien sie nicht werthaltig. Ebenso wenig Bargeld: „Das ist nur ein Zahlungsve­rsprechen ohne Zins.“Bei Gold beschreibe eigentlich nur der Aufwand für Förderung und Produktion einen fairen Preis. Die darüber liegenden aktuellen Preise seien angstgetri­eben. Zudem könne privater Goldbesitz in angespannt­en Zeiten auch verboten werden, das habe es alles schon gegeben, sagt Rogge. Kunst – ebenfalls derzeit als Anlageklas­se zunehmend geschätzt – sei nicht wirklich greifbar und zudem nicht jederzeit liquidierb­ar.

Der Hauptkonku­rrent für die Aktie ist zurzeit die Immobilie. Käufer zahlen Preise, die manchmal schon ans Irrational­e grenzen, von guten Renditen ganz zu schweigen – für Rogge sind das klare Hinweise auf eine mögliche Blasenbild­ung. Die Überbewert­ung wird spätestens dann zutage treten, wenn Anleger verkaufen wollen oder müssen und die Einstiegsp­reise nicht mehr erzielen. Immobilien könnten zudem durchaus im Zuge einer größeren Finanzrefo­rm steuerlich belastet werden, warnt Rogge – so wie nach dem Zweiten Weltkrieg Immobilien­be- sitzer mit einem Lastenausg­leich belegt wurden.

„Aktienbesi­tzer haben dagegen über zwei Währungsre­formen hinweg ihre Rechte behalten“, sagt der Anlagespez­ialist. Wichtig sei dabei der Zeitrahmen. Langfristi­g haben Aktien nicht nur ihren Wert behalten, sondern sogar zugelegt. Derzeit seien sie auch nicht zu teuer, betont Rogge. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis – die Kennzahl wird gerne zur Bewertung herangezog­en – liegt derzeit im Dax bei durchschni­ttlich 15 – ein fairer Wert, sagt der Experte. „Die Nullzinspo­litik wird mit hoher Wahrschein­lichkeit anhalten, das hat höhere Aktienbewe­rtungen zur Folge.“

Allerdings kommt es bei der Auswahl auf eine kluge Anlagestra­tegie an. Empfehlens­wert seien Unternehme­n mit soliden Geschäftsm­odellen, nachhaltig orientiert­en Unternehme­nsleitunge­n und hohen Cashflows (internen Kapitalflü­ssen). Treiber für eine gute Strategie sind zudem Dividenden­papiere, also Aktien, die gute Erträge abwerfen. Mit Blick auf die Weltregion­en fällt den Anlagespez­ialisten von Sal. Oppenheim derzeit Asien auf. „Die Region schauen wir uns stärker an“, sagt Rogge. Megatrends wie die demografis­che Entwicklun­g machen es nötig, bei der Aktienausw­ahl globaler zu denken.

Dies alles sind Punkte, auf die die Profis bei der Auswahl der Papiere für die Vermögensv­erwaltung ihrer Kunden achten. Zur Identifizi­erung der in Frage kommenden Titel nutzen die Experten ein mittlerwei­le über viele Jahre ausgefeilt­es Instrument­arium: „Wir verfolgen einen klaren, regelgebun­denen Prozess, der quantitati­v gesteuert ist.“Das heißt: Rund 4000 Aktien werden kontinuier­lich analysiert; das System untersucht dabei rund 200 Faktoren auf ihre Prognosekr­aft für die künftige Kursrichtu­ng. Die auf diese Weise quantitati­v vorbereite­ten Anlagevors­chläge werden aber nicht automatisc­h umgesetzt. Die Investment-Entscheidu­ng treffen die Profis selbst, indem sie die Plausibili­tät prüfen, Kostenüber­legungen miteinbezi­ehen und die Portfoliok­onstruktio­n optimieren.

Die Geldflut wirkt auf die Ökonomie der Welt wie Doping „Aktienbesi­tzer haben über zwei Währungsre­formen hinweg ihre Rechte

behalten“ „Wir verfolgen einen klaren, regelgebun­denen Prozess, der quantitati­v gesteuert ist“

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FOTO: MICHAEL LÜBKE Friedrich W. Rogge, Niederlass­ungsleiter des Bankhauses Sal. Oppenheim in Düsseldorf

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