Mehr Erfolg mit einer ruhigen Hand
Trends und Moden hinterherzulaufen bringt Anlegern nichts. Davon jedenfalls sind wertorientierte Vermögensverwalter überzeugt. Sie setzen stattdessen auf Qualitätspapiere und auf Konstanz. Beispiel: das Bankhaus Metzler.
Kaum eine Privatbank in Deutschland kann auf eine solche Geschichte verweisen: Das Bankhaus Metzler besteht seit 1674 und gehört in elfter Generation immer noch derselben Familie. Die in Jahrhunderten gewachsenen Erfahrungen spiegeln sich in der aktuellen Anlagephilosophie. „Wir laufen keinen Trends hinterher“, betont Christian Frücht, stellvertretender Direktor der Geschäftsstelle Köln/Düsseldorf.
Zum Beispiel Produkttrends: „Wir nutzen keine Zertifikate, haben dies auch vor der Lehman-Pleite nicht getan“, erklärt Frücht. Die Mode der ETFs, der börsengehandelten Indexfonds, macht das Bankhaus im Private Banking ebenfalls nicht mit. „Wir sind und bleiben ein aktiver Manager. Das bringt langfristig einen deutlichen Mehrwert“, ist der Vermögensverwalter überzeugt.
Als Trend sieht er zudem, auf Titel von Unternehmen zu setzen, die derzeit keinen Gewinn machen, aber einen solchen für die Zukunft versprechen. „Die Erwartungen an die Zukunft sind meist sehr hoch, doch häufig lässt die Erfüllung auf sich warten“, warnt Frücht. Solche Hoffnungen setzen Anleger derzeit zum Beispiel auf Elektro-Pioniere wie Tesla. Der Autohersteller liefert sicherlich zukunftsträchtige Technologie, aber das Unternehmen schreibt nach wie vor Verluste.
Die Metzler-Bankiers zählen hingegen zu den sogenannten Value-Investoren. Die untersuchen Unternehmen genau, identifizieren dabei Aktien, die unter ihrem eigentlichen Wert gehandelt werden. Solche Titel findet man dabei durchaus in Zukunftsbranchen, Value-Investoren sind also keine Nostalgiker. Zum Beispiel hätten sich der iPhone-Hersteller Apple oder Alphabet, die Holding des Google-Imperiums, bereits in der Substanz bewährt, sagt Frücht, sie machen Gewinne.
Value-Analysten schauen sich die Bilanzqualität an, vergleichen ein Unternehmen mit dem Sektor, in dem es tätig ist, ermitteln die Potenziale. Die Metzler-Experten beobachten allein im Private Banking 1100 Aktien aus dem US-Index S&P 500 sowie dem europäischen Stoxx Europe 600. Bei anderen Märkten, zum Beispiel den Emerging Markets, setzen die Metzler-Bankiers auf Anlagespezialisten anderer Häuser, die Werte in Fonds bündeln.
Frücht ist von der Überlegenheit dieser Anlagestrategie überzeugt. Zum einen verweist er auf die Erfolge: Über Zehnjahres-Zeiträume seien Zielrenditen von sieben bis acht Prozent pro Jahr realistisch zu erreichen und oft erreicht worden. Und eine hauseigene Untersuchung über Jahrhunderte habe ergeben, dass Anleger, die Substanzwerte halten – neben Aktien auch Immobilien – auch Krisen überstanden, während Anleger mit einem zu hohen Anteil an Nominalvermögen (Bargeld, Zinspapiere), viel verloren.
Ihre Anlagephilosophie können die Experten des Traditionshauses nur mit Kunden umsetzen, die ähnlich denken, „die Qualität im Depot schätzen“, sagt Frücht: „Man muss die richtigen Kunden finden, die zu uns passen.“Das scheint ja immerhin nun über mehrere Jahrhunderte gelungen zu sein. Die älteste Kundin ist übrigens über 240 Jahre alt – es ist eine Stiftung. „Sie pflegt eine Aktienkultur und hat damit überlebt“, stellt der Bankier fest.
Langjährige Kunden seien die beste Werbung fürs Haus, ist der Anlagespezialist überzeugt. Meist sind es Familienverbünde oder Unternehmerfamilien, die wie die mittelständische Bank selbst über Generationen bestehen. So wachse großes Vertrauen, sagt Frücht, und über die Kunden finde die Bank Zugang zu vielen weiteren Mittelständlern in Deutschland. Auch Kirchen und soziale Einrichtungen schätzen die Linie der Bank.
Die Struktur als Familienunternehmen wirkt sich in der Bank auch auf die Mitarbeitermotivation aus – und damit auf die Kundenbeziehung. „Die Familie investiert in die Bank, was diese wiederum stärkt“, erklärt Frücht. Man achte zu- dem bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter nicht nur auf fachliches Top-Niveau, sondern auch auf Charaktereigenschaften. „Nur so können auch die definierten und durch die Familie von Metzler vorgelebten Unternehmenswerte – Unternehmergeist, Unabhängigkeit und Menschlichkeit – be- wahrt und mit Leben gefüllt werden.“
Ein guter Mitarbeiter betreut die Kunden so, dass sie zufrieden sind. „Es gibt bei uns keine Ertrags- oder Volumenvorgaben“, sagt der stellvertretende Direktor. Damit hätten die Mitarbeiter Zeit, die richtigen Kunden zu finden, die zum Haus passen. Und die auch der Vermögensverwaltung des Hauses vertrauen. „Wir führen wenige Gespräche über Einzeltitel“, sagt Frücht. Die langfristige strategische Assetallokation und das Verständnis, als langfristiger Investor zu agieren, ist den Kunden Qualitätsausweis genug.