Branchenprimus stellt Weichen für die Zukunft
Die Deutsche Bank in Düsseldorf behauptet ihre führende Stellung im Geschäft mit Vermögenskunden (Wealth Management) – trotz steigendem Wettbewerb meldet sie wachsende Erträge. Und das soll auch in Zukunft so bleiben, daher behält sie ihr breites Angebot bei und erweitert die digitalen Kanäle.
Ulrich Endemann wirkt alles andere als unzufrieden. Sicherlich hat die Deutsche Bank als Ganzes einige turbulente Jahre hinter sich, doch an der Düsseldorfer Königsallee, wo Endemann als Leiter Wealth Management für das Wohlergehen der dort betreuten Kunden verantwortlich zeichnet, laufen die Geschäfte gut. „Wir hatten ein sehr erfolgreiches erstes Halbjahr und befinden uns auf einem guten Weg“, freut er sich. „Auf der Ertragsseite haben wir ein Plus von zehn Prozent – und das haben wir in einem gesättigten Markt nicht allein über erfreulich laufende Depots geschafft.“Auch dem Branchenprimus fällt der Erfolg nicht automatisch in den Schoß, und er verweist unter anderem auf den unveränderten intensiven Wettbewerb unter den Privatbanken in der Region.
Wie reagiert die Deutsche Bank im Wealth Management auf die veränderten Anforderungen? „Die Digitalisierung ist für uns eines der wichtigsten Themen. Wie hoch die Anforderungen sind, sehen Sie an unserer Investitionssumme: Wir investieren derzeit rund eine Milliarde Euro in Technologie“, bekräftigt Ulrich Endemann.
Viele Kunden merken das am steigenden Angebot digitaler Dienstleistungen, die ihnen den täglichen Umgang mit ihrer Geldanlage erleichtern sollen. So hat das Institut zum Beispiel eine App entwickelt, bei der die Kunden nicht nur eine Übersicht über ihre Konten bei der Deutschen Bank erhalten, sondern auf Wunsch auch inklusive der Depots und Konten, die sie bei anderen Banken führen. Nun, solche Apps gibt es inzwischen auch bei dem einen oder anderen Wettbewerber, deshalb tüftelt die Deutsche Bank an weiteren digitalen Helfern, die etwa den Kunden detaillierte Analysen über ihre Geldanlage direkt auf Smartphone oder Tablet liefern.
„Wir arbeiten mit Hochdruck an einem modernen Bankgeschäft in einer digitalisierten Welt und schaffen damit die technischen Voraussetzungen, um mehr Marktanteile zu gewinnen“, skizziert Endemann. Denn längst hat auch Deutschlands führende Privatbank erkannt, dass digitale Angebote nicht nur von jungen Nutzern angenommen werden, auch viele ältere Kunden schätzen den unkomplizierten Umgang mit leicht bedienbaren Smartphone-Anwendungen. „Aus diesem Grund haben wir in verschiedenen Teilen der Welt Innovationslabore gegründet, etwa im Silicon Valley, New York, London und Berlin. Außerdem beschäftigen wir rund 400 Programmierer in unserer Digitalfabrik in Frankfurt, die ständig an neuen digitalen Lösungen arbeiten.“
Alles digital, und was ist mit der analogen Welt? „Die behal- ten wir natürlich bei“, ergänzt Ulrich Endemann. „Unser produktbezogenes Beratungsgeschäft bleibt einer unserer Schwerpunkte, das hat sich nicht verändert. Gerade jetzt, wo der Realzins negativ ist und vermutlich bleibt, ist der Beratungsbedarf unserer Kunden unverändert groß.“Das bedeutet auch, dass die Deutsche Bank die enge Beziehung zwischen Berater und Kunden im Wealth Management in den Vordergrund stellt und vermögende Kunden auch in Zukunft ganzheitlich und strategisch begleitet. „Gerade jetzt ist das wichtig, denn wir rechnen auch auf absehbare Zeit – und das sind mindestens die nächsten zwölf Monate – nicht mit einem Zinsanstieg in Europa.“Zum Beratungsangebot der Deutschen Bank zählt auch weiterhin die Vermögensberatung. „Wir bleiben Vollsortimenter und wollen unseren Kunden nach wie vor die Möglichkeit geben, sich zu entscheiden, ob sie eine ganzheitliche Vermögensverwaltung wollen oder doch die Vermögensberatung“, so der Leiter Wealth Management.
Das ist nicht selbstverständlich, denn in den vergangenen Jahren haben sich andere Banken aus der Vermögensberatung verabschiedet – man scheut den hohen Aufwand. Dazu trägt auch die neue europäische FinanzinstrumenteRichtlinie MiFID II bei, die den Banken (und den Anlegern) ab nächstem Jahr einiges abverlangt. „Die neue Richtlinie hat auch bei uns einen erheblichen Aufwand ausgelöst, so sind wir gerade im Wealth Management dabei, alle Verträge zu überprüfen und sie MiFID II-konform zu gestalten. Gleichzeitig führen wir neue Gespräche nach dem Wertpapierhandelsgesetz (WphG), erfragen die aktuelle Risikobereitschaft und reflektieren natürlich gemeinsam mit unseren Kunden, ob die persönlichen Ziele und das Anlageverhalten noch übereinstimmen – diese regulatorische Umstellung fordert uns, sie ist aber absolut notwendig“, so Endemann.
Gerade in solchen Umstellungsphasen verweist der Branchenprimus auf eine seiner Stärken – die intensive Kundenbetreuung durch langjährige Berater. Die Niedrigzinsen sind schließlich auch für die Bankexperten eine Herausforderung, ihre Tätigkeiten sind komplexer geworden, denn manche alte volkswirtschaftliche Weisheit funktioniert in solchen Marktphasen nicht mehr. „Daher müssen wir Anlagethemen identifizieren, die heute und morgen in ein Depot gehören. Und die Themen sind breit angelegt, sie reichen von Cybersicherheit, alternder Bevölkerung und Infrastruktur bis zum Verhalten der Millenials.“
Dementsprechend breit ist die Anlagestrategie aufgestellt – viele Anlegerkonten enthalten neben Aktien und Anleihen auch Gold, Rohstoffe und Währungen. „Aktuell sehen wir ein sogenanntes GoldilockSzenario: Wir haben ein moderates Wirtschaftswachstum, niedrige Inflation, steigende Unternehmensgewinne und skeptische Anleger – das ist das ideale Szenario für Aktien“, erläutert Ulrich Endemann. Dementsprechend positiv ist die Deutsche Bank auf deutsche Aktien eingestellt – und prognostiziert für Mitte 2018 einen Dax-Stand von 13.400 Punkten.