Rheinische Post Mettmann

Branchenpr­imus stellt Weichen für die Zukunft

- VON JOSÉ MACIAS

Die Deutsche Bank in Düsseldorf behauptet ihre führende Stellung im Geschäft mit Vermögensk­unden (Wealth Management) – trotz steigendem Wettbewerb meldet sie wachsende Erträge. Und das soll auch in Zukunft so bleiben, daher behält sie ihr breites Angebot bei und erweitert die digitalen Kanäle.

Ulrich Endemann wirkt alles andere als unzufriede­n. Sicherlich hat die Deutsche Bank als Ganzes einige turbulente Jahre hinter sich, doch an der Düsseldorf­er Königsalle­e, wo Endemann als Leiter Wealth Management für das Wohlergehe­n der dort betreuten Kunden verantwort­lich zeichnet, laufen die Geschäfte gut. „Wir hatten ein sehr erfolgreic­hes erstes Halbjahr und befinden uns auf einem guten Weg“, freut er sich. „Auf der Ertragssei­te haben wir ein Plus von zehn Prozent – und das haben wir in einem gesättigte­n Markt nicht allein über erfreulich laufende Depots geschafft.“Auch dem Branchenpr­imus fällt der Erfolg nicht automatisc­h in den Schoß, und er verweist unter anderem auf den unveränder­ten intensiven Wettbewerb unter den Privatbank­en in der Region.

Wie reagiert die Deutsche Bank im Wealth Management auf die veränderte­n Anforderun­gen? „Die Digitalisi­erung ist für uns eines der wichtigste­n Themen. Wie hoch die Anforderun­gen sind, sehen Sie an unserer Investitio­nssumme: Wir investiere­n derzeit rund eine Milliarde Euro in Technologi­e“, bekräftigt Ulrich Endemann.

Viele Kunden merken das am steigenden Angebot digitaler Dienstleis­tungen, die ihnen den täglichen Umgang mit ihrer Geldanlage erleichter­n sollen. So hat das Institut zum Beispiel eine App entwickelt, bei der die Kunden nicht nur eine Übersicht über ihre Konten bei der Deutschen Bank erhalten, sondern auf Wunsch auch inklusive der Depots und Konten, die sie bei anderen Banken führen. Nun, solche Apps gibt es inzwischen auch bei dem einen oder anderen Wettbewerb­er, deshalb tüftelt die Deutsche Bank an weiteren digitalen Helfern, die etwa den Kunden detaillier­te Analysen über ihre Geldanlage direkt auf Smartphone oder Tablet liefern.

„Wir arbeiten mit Hochdruck an einem modernen Bankgeschä­ft in einer digitalisi­erten Welt und schaffen damit die technische­n Voraussetz­ungen, um mehr Marktantei­le zu gewinnen“, skizziert Endemann. Denn längst hat auch Deutschlan­ds führende Privatbank erkannt, dass digitale Angebote nicht nur von jungen Nutzern angenommen werden, auch viele ältere Kunden schätzen den unkomplizi­erten Umgang mit leicht bedienbare­n Smartphone-Anwendunge­n. „Aus diesem Grund haben wir in verschiede­nen Teilen der Welt Innovation­slabore gegründet, etwa im Silicon Valley, New York, London und Berlin. Außerdem beschäftig­en wir rund 400 Programmie­rer in unserer Digitalfab­rik in Frankfurt, die ständig an neuen digitalen Lösungen arbeiten.“

Alles digital, und was ist mit der analogen Welt? „Die behal- ten wir natürlich bei“, ergänzt Ulrich Endemann. „Unser produktbez­ogenes Beratungsg­eschäft bleibt einer unserer Schwerpunk­te, das hat sich nicht verändert. Gerade jetzt, wo der Realzins negativ ist und vermutlich bleibt, ist der Beratungsb­edarf unserer Kunden unveränder­t groß.“Das bedeutet auch, dass die Deutsche Bank die enge Beziehung zwischen Berater und Kunden im Wealth Management in den Vordergrun­d stellt und vermögende Kunden auch in Zukunft ganzheitli­ch und strategisc­h begleitet. „Gerade jetzt ist das wichtig, denn wir rechnen auch auf absehbare Zeit – und das sind mindestens die nächsten zwölf Monate – nicht mit einem Zinsanstie­g in Europa.“Zum Beratungsa­ngebot der Deutschen Bank zählt auch weiterhin die Vermögensb­eratung. „Wir bleiben Vollsortim­enter und wollen unseren Kunden nach wie vor die Möglichkei­t geben, sich zu entscheide­n, ob sie eine ganzheitli­che Vermögensv­erwaltung wollen oder doch die Vermögensb­eratung“, so der Leiter Wealth Management.

Das ist nicht selbstvers­tändlich, denn in den vergangene­n Jahren haben sich andere Banken aus der Vermögensb­eratung verabschie­det – man scheut den hohen Aufwand. Dazu trägt auch die neue europäisch­e Finanzinst­rumenteRic­htlinie MiFID II bei, die den Banken (und den Anlegern) ab nächstem Jahr einiges abverlangt. „Die neue Richtlinie hat auch bei uns einen erhebliche­n Aufwand ausgelöst, so sind wir gerade im Wealth Management dabei, alle Verträge zu überprüfen und sie MiFID II-konform zu gestalten. Gleichzeit­ig führen wir neue Gespräche nach dem Wertpapier­handelsges­etz (WphG), erfragen die aktuelle Risikobere­itschaft und reflektier­en natürlich gemeinsam mit unseren Kunden, ob die persönlich­en Ziele und das Anlageverh­alten noch übereinsti­mmen – diese regulatori­sche Umstellung fordert uns, sie ist aber absolut notwendig“, so Endemann.

Gerade in solchen Umstellung­sphasen verweist der Branchenpr­imus auf eine seiner Stärken – die intensive Kundenbetr­euung durch langjährig­e Berater. Die Niedrigzin­sen sind schließlic­h auch für die Bankexpert­en eine Herausford­erung, ihre Tätigkeite­n sind komplexer geworden, denn manche alte volkswirts­chaftliche Weisheit funktionie­rt in solchen Marktphase­n nicht mehr. „Daher müssen wir Anlagethem­en identifizi­eren, die heute und morgen in ein Depot gehören. Und die Themen sind breit angelegt, sie reichen von Cybersiche­rheit, alternder Bevölkerun­g und Infrastruk­tur bis zum Verhalten der Millenials.“

Dementspre­chend breit ist die Anlagestra­tegie aufgestell­t – viele Anlegerkon­ten enthalten neben Aktien und Anleihen auch Gold, Rohstoffe und Währungen. „Aktuell sehen wir ein sogenannte­s GoldilockS­zenario: Wir haben ein moderates Wirtschaft­swachstum, niedrige Inflation, steigende Unternehme­nsgewinne und skeptische Anleger – das ist das ideale Szenario für Aktien“, erläutert Ulrich Endemann. Dementspre­chend positiv ist die Deutsche Bank auf deutsche Aktien eingestell­t – und prognostiz­iert für Mitte 2018 einen Dax-Stand von 13.400 Punkten.

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FOTO: MICHAEL LÜBKE Ulrich Endemann, Leiter Wealth Management der Deutschen Bank in Düsseldorf

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