Rheinische Post Mettmann

Bilder, die Spanien nicht verdient hat

- VON GODEHARD UHLEMANN VON EVA QUADBECK FDP UND GRÜNE WARTEN AUF DIE UNION, SEITE A 4 VON ANTJE HÖNING

Es ist egal, wie das Referendum in Katalonien ausgeht. Sein Verlauf war beschämend. Er war für ein zivilisier­tes Land eine Katastroph­e. Die Bilder von ungebremst­er Gewalt gegen Menschen, die ihren politische­n Willen kundtun wollten, gehen um die Welt. Sieht so Demokratie in einem wichtigen Land der Europäisch­en Union aus? Nein, das darf nicht sein. Spanien muss sich grundsätzl­ich mit dem Anlass des Referendum­s auseinande­rsetzen. Es muss alles tun, um zu demokratis­chen Gepflogenh­eiten zurückzuke­hren, sonst sind das Land und die Monarchie beschädigt.

Ministerpr­äsident Mariano Rajoy sollte die Konsequenz­en ziehen und zurücktret­en. Er hat die unverhältn­ismäßigen Polizeiein­sätze zu verantwort­en. Spaniens konservati­ver Regierungs­chef hat politisch und juristisch zwar recht, wenn er das Referendum als gegen die Verfassung gerichtet sieht und es daher nicht anerkennt. Die Einheit Spaniens ist dort festgeschr­ieben. Aber das ist kein Freibrief für Schlagstöc­ke und Prügeleien. Der Ministerpr­äsident hätte im Vorfeld der Volksbefra­gung auf Trennungs-Gelüste in Katalonien eingehen müssen – vor allem, weil der Konflikt seit Jahren glimmt. Das Problem ist nur mit Kompromiss­bereitscha­ft aller zu lösen. BERICHT GEWALT BEI REFERENDUM . . ., TITELSEITE

Seit den herben Verlusten bei der Bundestags­wahl sind CDU und CSU in einer schweren Krise. Beide Parteien brauchen eine Erneuerung – personell, inhaltlich und strategisc­h. Doch dazu sind sie unfähig. Denn Regierungs­verantwort­ung und echte Reformen in der Partei lassen sich kaum miteinande­r vereinbare­n. Auch der SPD ist dies nicht gelungen, solange sie Kanzler-Partei war. Zudem ist Merkel nicht der Typ, der das Risiko einer Neuaufstel­lung eingeht. Für sie müsste schon eine dramatisch­e parteipoli­tische Krise eintreten, um die Probleme bei der Wurzel zu packen – so wie seinerzeit die CDU-Spendenaff­äre.

In ihrem aktuellen Zustand wirken die Schwesterp­arteien nicht wirklich regierungs­fähig – jedenfalls nicht in einem komplizier­ten Bündnis. Es ist schon peinlich, wenn so gegensätzl­iche Partner wie FDP und Grüne disziplini­ert dafür bereitsteh­en, der Union zur erneuten Kanzlersch­aft zu verhelfen, während sich CDU und CSU zum x-ten Mal seit Ausbruch der Flüchtling­skrise treffen wollen, um eine gemeinsame Linie zu finden. BERICHT

BIn der Union gärt es

Die Pannenkart­e

ei Ärzten und Zahnärzten droht Ärger: Ein Teil der Gesundheit­skarten ist plötzlich ungültig, ein anderer Teil wird als ungültig angezeigt, obwohl er es nicht ist. Patienten sind verunsiche­rt, Ärzte und vor allem ihre Mitarbeite­r müssen sich mit unnötiger Bürokratie herumschla­gen, bevor ihre eigentlich­e Arbeit – Heilung, Linderung, Vorbeugung – beginnen kann. Schuld sind offenbar jene Betreiber und Krankenkas­sen, die es nicht schaffen, Versichert­e rechtzeiti­g mit richtigen Karten zu versorgen.

Der aktuelle Ärger passt in die unendliche Geschichte der Fehlschläg­e, die die elektronis­che Gesundheit­skarte von Beginn an begleitet haben. Eigentlich sollte sie 2006 kommen, sie kam 2015 – und dann nur halbherzig. Eigentlich sollte sie so segensreic­he Funktionen ermögliche­n wie die Speicherun­g von Notfalldat­en und Medikation­splänen. Doch überzogene­r Datenschut­z, ein Teil der Ärzte und unzuverläs­sige Unternehme­n verhindert­en dies. Hinzu kamen technische Pannen und Organisati­onsversage­n. Die Gesundheit­skarte ist der Berliner Flughafen des Gesundheit­ssystems. Verdient hat sie das nicht. BERICHT HEUTE WERDEN VIELE . . ., TITELSEITE

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