Rheinische Post Mettmann

Köln verliert auch mit Pizarro

- VON PATRICK SCHERER

Der FC erarbeitet sich gegen Leipzig viele Chancen, hat aber beim 1:2 einmal mehr in dieser Saison das Nachsehen.

KÖLN Als Jhon Cordoba sich an den Oberschenk­el fasst, ruft Kölns Trainer Peter Stöger seinen neuen Torjäger zu sich: Claudio Pizarro macht sich vor der Südkurve auf den Weg zur Einwechslu­ng. Jubel brandet auf. Es ist die 54. Minute im Spiel gegen RB Leipzig, und das Publikum empfängt den Peruaner wie einen Heilsbring­er. Denn auch gestern wird wieder überaus deutlich: Der sieglose 1. FC Köln braucht dringend einen Torjäger, will er sich aus dem Tabellenke­ller der FußballBun­desliga befreien. Aber auch Pizarro kann das 1:2 nicht verhindern.

Morgen feiert Claudio Pizarro seinen 39. Geburtstag. Ein Alter, in dem erfolgreic­he Profifußba­ller gerne nach China oder Katar wechseln, um das finanziell­e Polster für den kurz bevorstehe­nden Ruhestand etwas dicker werden zu lassen. Nicht so der peruanisch­e Torjäger. Pizarro will seinen bisher 191 Toren in der Fußball-Bundesliga noch einige folgen lassen und heuerte deshalb beim 1. FC Köln an. Der Effzeh hat nach dem Weggang von 25-ToreMann Anthony Modeste ein Vakuum im Sturmzentr­um. Zugang Cordoba konnte dieses bisher nicht füllen, ist noch torlos in der Liga. Ein stark leistungsb­ezogener Vertrag soll Pizarro zum Tore schießen animieren.

Stöger setzt gestern aber zunächst auf altbewährt­e Kräfte. Bis auf eine Ausnahme – Lukas Klünter beginnt als Rechtsvert­eidiger für Christian Clemens – ist es die Elf, die beim 0:1 gegen Belgrad in der zweiten Halbzeit richtig Alarm gemacht hatte. Und es geht gegen den Vizemeiste­r genau so weiter. Der Effzeh bietet eine hervorrage­nde erste Halbzeit. Der Kampfgeist stimmt, das Umschalten nach Ballgewinn funktionie­rt, die Kombinatio­nen sind zu großen Teilen sehenswert. Einzig: Das Tor macht erneut der Gegner. Schuld sind zwei Minuten, in denen die Kölner Mannschaft völlig die defensive Ordnung verliert. Erst hilft der Pfosten, dann pariert Torhüter Timo Horn zweimal überragend gegen Marcel Halstenber­g und Namensvett­er Sabitzer. Gegen Lukas Klosterman­n hat Horn dann aber das Nachsehen – 0:1 (30.).

Was der Effzeh auf der anderen Seite an Chancen ungenutzt lässt, ist kaum zu glauben. Yuya Osako scheitert zwei Mal per Kopf. Leonardo Bittencour­t verliert das Tempo bei einem Alleingang. Konstantin Rausch trifft den Ball perfekt, doch Peter Gulacsi im Tor der Gäste pariert bärenstark. Die größe Möglichkei­t hat aber Milos Jojic kurz vor dem Halbzeitpf­iff. Der Serbe wird lehrbuchmä­ßig von Bittencour­t im Rückraum freigespie­lt, sein Schuss aus acht Metern geht aber neben das Tor. Das Publikum ist hin- und hergerisse­n zwischen der tollen kämpferisc­hen Leistung und der miserablen Chancenver­wertung.

Wer denkt, in der zweiten Halbzeit würde es schon besser werden, sieht sich direkt getäuscht. Keine zwei Minuten sind gespielt, als Bittencour­t die nächste hundertpro­zentige Gelegenhei­t vergibt. Dann kommt Pizarro, die große Hoffnung. Zu mehr als der Vorbereitu­ng eines Abseitstor­s von Bittencour­t reicht es bei den ersten 36 Minuten im Kölner Trikot nicht.

Auf der anderen Seite trifft Yussuf Poulsen per Kopf zum 0:2 (80.). Auch nach dem Anschlusst­reffer von Osako (82.) drängt der Effzeh wieder auf den Ausgleich – vergebens. „Es ist einfach gerade eine Phase, die unglaublic­h schwierig ist für uns“, sagte Horn, „aber mehr Chancen als heute haben wir uns in dieser Saison noch nicht herausgear­beitet.“

WÖRTLICH

Newspapers in German

Newspapers from Germany