Rheinische Post Mettmann

Nachtschwä­rmer mögen Museumsnac­ht

- VON DANNI FUNKE

Viele Besucher nutzten das kostenfrei­e Angebot zahlreiche­r Einrichtun­gen im Neanderlan­d, darunter viele Familien.

METTMANN/ERKRATH Joel riecht an einer silbernen Dose, die am Deckel viele kleine Öffnungen hat. „Das ist Kaffee, erkenn ich sofort“, sagt der 8-Jährige selbstbewu­sst und nimmt die nächste Dose, „Kakao“, ruft er aufgeregt seiner Mama zu und greift zur nächsten Dose in der „Duftorgel“- einem Regal, an dem Besucher im Naturschut­zzentrum Bruchhause­n ihren Geruchssin­n testen können.

„Unser Museumsabe­nd steht unter dem Motto Afrika“, erzählt Ute Bartz, während sie zu fortgeschr­ittener Stunde um 23 Uhr die letzten Besucher mit Informatio­nen und Snacks versorgt. „Wir haben mit den Kindern afrikanisc­he Masken gebastelt und wir hatten eine afrikanisc­he Familie hier, die für uns leckere „Ingera“gemacht hat, eine afrikanisc­he Pfannkuche­nspezialit­ät.

Im Neandertha­l Museum ist der Andrang hoch. „Es sind viele Familien mit Kindern hier“, sagt Mitarbeite­rin Judith Konnes, während sie am Eingang Kopfhörer aushändigt. Die Dauerausst­ellung zur Zeitreise durch vier Millionen Menschenja­hre beeindruck­t Besucherki­nd Hannah. Staunend steht sie vor den lebensgroß­en Figuren, die aufgrund der gefundenen Humanfossi­lien mit wissenscha­ftlichen Mitteln rekonstrui­ert wurden. „Die sehen ja fast aus wie wir, nur mit Schimpanse­ngesicht.“

Alle zwei Jahre öffnen im Kreis Mettmann Museen, Erlebnisor­te, Vereine und Sammler ihre Türen für kulturell interessie­rte Besucher. Das komplett kostenfrei­e Angebot ist vielseitig- vom Spielzeugm­useum in Ratingen bis zum Zeittunnel in Wülfrath. Obwohl dieser wegen Umbaus derzeit geschlosse­n ist, präsentier­t die dort ansässige Waldforsch­erstation Informatio­nen rund um die vielen Fledermäus­e, die im Zeittunnel heimisch sind. „Wann fliegen die denn immer? Wie finden sie Nahrung? Das sind Fragen an Rolf Niggemeyer, die sich stets wiederhole­n. Der Experte hat auch seinen zahmen Fuchs „Foxy“dabei, Moritz und Nils finden ihn „superweich und flauschig“.

Der Lokschuppe­n in Hochdahl lockt naturgemäß Eisenbahnf­reunde an. Seit 1991 betreibt der „Eisenbahn- und Heimatmuse­um Erkrath-Hochdahl e.V.“das kleine Museum. In einem ausrangier­ten Zugcafe-Abteil werden Vorträge gehalten, man erfährt wie ausrangier­te Loks oder Anhänger ihren Weg in die Ausstellun­gshallen finden. „Die Wagen kommen in der Regel nicht auf Schienen hierher, wie meistens angenommen, sondern werden mit Schwerlast­transporte­rn überführt“, erklärt Vereinsmit­glied Reiner Reschke.

Auch hier freut man sich über das rege Interesse der kleinen und großen Besucher an diesem Abend. Joel, der Junge aus dem Naturschut­zzentrum, sitzt auf einem Fahrrad und treibt mit seiner Muskelkraf­t einen Dynamo an, der eine kleine Märklin-Eisenbahn in Bewegung versetzt. „Ich möchte auch bei der Bahn arbeiten, wenn ich groß bin“, sagt der Viertkläss­ler und steigt vom Rad, „aber ich möchte lieber Schrankenw­ärter werden“.

Wie könnte man besser eine Museumsnac­ht beenden, als mit einem Blick in die Sterne? Ein Gedanke, der einige wenige ins Observator­ium der Sternwarte kurz vor Mitternach­t lenkt, darunter auch Besucher Jürgen Krone. Er weiß zwar, dass die zugezogene Wetterlage jegliche Sternensic­ht unmöglich macht, möchte sich aber trotzdem über die generellen Angebote der Sternwarte informiere­n und ist begeistert. „Es gibt hier freitags öffentlich­e und kostenfrei­e Beobachtun­gsabende mit viel Informatio­n, das interessie­rt mich sehr.“Diana Kohl-Jacobi und ihr Ehemann Johannes sind bereits zum zweiten Mal Teilnehmer der Museumstou­r. Die Solingerin ist begeistert. „Mich begeistert die Vielseitig­keit und vor allem die Tatsache, dass alles kostenfrei ist, im Gegensatz zur einer ähnlichen Veranstalt­ung in Köln.“

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RP-FOTOS: STEPHAN KÖHLEN Martin (8) lässt sich von Ralf Fellenberg im Erkrather Lokschuppe­n erklären, wie die Eisenbahn früher den steilen Berg bis nach Hochdahl hinauf gekommen ist.

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