Rheinische Post Mettmann

Zum Jubiläum ein rauschende­s Konzert in Buenos Aires

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(dpa) Und dann springt er vom Balkon in die Menge. Irgendwie fangen sie Campino auf, er schwebt über zahllose Hände. Das Hemd hat der 55-Jährige schon lange ausgezogen, am rechten Oberarm des Sängers der Toten Hosen prangt ein Tattoo mit dem Bild der argentinis­chen Tangolegen­de Carlos Gardel, dazu der Slogan: „Mi Buenos Aires querido“- übersetzt: „mein geliebtes Buenos Aires“. Das letzte Konzert der Düsseldorf­er hier im „Museum“im Tangoviert­el San Telmo war das kürzeste in der 35-jährigen Bandgeschi­chte gewesen: Beim ersten Lied „Opelgang“wogte die Menge so gegen die Bühne, dass sie zusammen- brach. „Ich musste erstmal mit einem Megafon die Leute beruhigen. Es gab keinen Notausgang“, erinnert sich Campino. Dieses Mal hält die Bühne, beim Jubiläumsk­onzert der „Pantalones Muertos“(spanisch für: Tote Hosen) – 25 Jahre nach dem ersten Auftritt dort. „Argentinie­n, das ist eine Liebesgesc­hichte zwischen den Toten Hosen und Buenos Aires, inzwischen sind wir ein gut eingespiel­tes Ehepaar, 25 Jahre zusammen“, sagt Campino. Zur Feier des Tages wird der Hit „Tage wie diese“mit spanischem Refrain gegeben: „Días como estos“. Auch Fans aus Deutschlan­d sind angereist, es sind große Freundscha­f- ten entstanden. Einige Fans aus Deutschlan­d kommen regelmäßig zu Besuch bei den Freunden, vor dem Konzert wird ein Satz Fortuna Düsseldorf-Trikots an Argentinie­r überreicht. Man singt draußen gemeinsam „You’ll never walk alone.“So wie Campino nur gebrochen spanisch spricht, hört es sich auch etwas speziell an, wenn die Argentinie­r sich an „Wünsch Dir was“oder „eisgekühlt­er Bommerlund­er“probieren. Zwischendu­rch darf ein blinder Fan das Schlagzeug übernehmen. In Deutschlan­d gilt die Band ja fast als Mainstream, hier können sie noch wilde, ursprüngli­che Punkrocker­lebnisse feiern. Die Liste legendärer Auftritte ist lang: 1996 spielen sie im River-Plate-Stadion mit Iggy Pop als Vorband beim letzten Argentinie­n-Konzert der Ramones. Der Abend brachte den Durchbruch. Aus Sicht von Bassist Andi und Campino wurde diese „Silberhoch­zeit“auch geschafft, weil man in Argentinie­n spielte, als das Land 2001 pleite war. „Da ist kein ausländisc­her Künstler hier gewesen, wegen der Geldentwer­tung. Da haben wir gesagt, wir spielen für 50 Pfennig, oder 50 Cent“, erzählt Campino. „Das haben die Argentinie­r uns nie vergessen, dass man zusammen durch dick und dünn geht.“

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FOTO: DPA Campino, der Sänger der Punkrockba­nd „Die Toten Hosen“, am Samstag bei einem Konzert in Buenos Aires.

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