Rheinische Post Mettmann

Uber-Gründer wird entmachtet

- VON FLORIAN RINKE

Travis Kalanick verliert weiter an Einfluss – auf Wunsch des neuen Investors?

SAN FRANCISCO Beim wertvollst­en Start-up der Welt tobt gerade ein Sorgerecht­sstreit der besonderen Art. Seit Monaten ringen die Investoren und der Mitgründer von Uber, Travis Kalanick, um den Einfluss beim Fahrdienst­vermittler. Man hat sich offenbar auseinande­rgelebt.

Den Chefposten musste der umstritten­e Kalanick zuletzt bereits an den früheren Expedia-Chef Dara Khosrowsha­hi abgeben, nun verliert er weiter an Einfluss. Laut Medienberi­chten beschloss der UberVerwal­tungsrat eine Änderung bei den Aktien-Stimmrecht­en.

Bislang hatten Kalanick und einige andere Aktionäre aus der Gründerzei­t noch Aktien mit einem zehnfachen Stimmrecht – wodurch sie auch mit geringeren Firmenante­ilen sehr viel mehr Einfluss hatten als andere Investoren, deren Papiere nur je eine Stimme hatten. Diese Regelung soll nun abgeschaff­t werden. Gleichzeit­ig soll der Verwal- tungsrat des Unternehme­ns, in dem Kalanick noch immer sitzt, offenbar erweitert werden – dadurch würde der Einfluss des Mitgründer­s weiter schwinden. Denn drei der Posten im Verwaltung­srat durfte er bislang selbst besetzen. Bislang hatte der Verwaltung­srat elf Sitze, künftig sollen es offenbar 17 sein.

Einige wichtige Investoren störten sich zuletzt an Kalanicks Führungsve­rhalten. Als dann eine Untersuchu­ng zu Vorwürfen von Sexismus und Diskrimini­erung massive Defizite bei Uber aufgedeckt hatte, wurde Kalanick dafür als Chef verantwort­lich gemacht.

Durch die beschlosse­nen Änderungen dürfte der Weg frei sein für einen Einstieg des japanische­n Konzerns Softbank, der auch am Onlinehand­el-Riesen Alibaba beteiligt ist. Er hatte bereits Ende August Interesse angemeldet, wegen des Machtkampf­es bei Uber aber offenbar gezögert.

Nun hat der Uber-Verwaltung­srat grünes Licht gegeben. Demnach soll eine Vereinbaru­ng zum Softbank-Engagement in den kommenden Wochen vorangetri­eben werden. Angeblich soll eine Investoren­gruppe um Softbank, die Dragoneer Investment Group und General Atlantic neue Uber-Aktien im Wert von bis zu 1,25 Milliarden Dollar auf Basis eines Firmenwert­es von 69 Milliarden Dollar kaufen. Außerdem dürfe sie 14 bis 17 Prozent der Anteile aktueller Aktionäre zu einem ermäßigten Preis übernehmen, hieß es in Branchenkr­eisen.

2019 könnte Uber dann, laut der „New York Times“, an die Börse gebracht werden.

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