Rheinische Post Mettmann

Tiere gehören für ihn mit zur Familie

- VON ANNA WOZNICKI

Benjamin Hann engagiert sich im Vorstand des Tier- und Naturschut­zvereins Wülfrath.

WÜLFRATH „Mit meinem Mann habe ich schon so einiges erlebt“, lacht Katja Hann. Sie erinnert sich an Vogelspinn­en neben dem Kühlschran­k, an einen Nutria, der durchs Wohnzimmer lief, an abenteuerl­iche Autofahrte­n, um Tiere einzusamme­ln, oder an eine MessiWohnu­ng, in der neben Katzen auch eine in Frischhalt­efolie eingepackt­e menschlich­e Leiche zu finden war. „Ja, mein Papa bringt immer ganz viele Tiere nach Hause“, schließt sich Sohn Linus (3) seiner Mutter an und ergänzt: „Das ist so toll, bei uns ist immer etwas los.“

Benjamin Hann lächelt. Seine Familie hat nicht nur Verständni­s für seine Vorstandsa­rbeit im Tier- und Naturschut­zverein Wülfrath, sondern ist auch ein wichtiger Teil davon. Alles begann mit seinem Schülerpra­ktikum im Verein. Hann war 14 Jahre alt. Damals hatte der Verein noch eine Auffangsta­tion für Fundtiere in der Weststaße. Als junger Tier- und Naturfreun­d versorgte er dort Schweine, Ponys, Füchse und vieles mehr. Heute teilt sich der 34Jährige die Vorstandsa­rbeit mit Brigitta Wöffler und Ilse Niesenhaus. Rund 130 Mitglieder gehören dem Verein an. Während bei den Hanns die verschiede­nsten Tiere schon einmal ein Zuhause auf Zeit bekommen haben, kümmern sich die bei- den ersten Vorsitzend­en um Wildtiere und Vögel. Katzen und Hunde werden im Velberter Tierheim betreut.

„Oft werden uns zugelaufen­e Tiere gemeldet oder auch Tiere, die verletzt sind. Für die verletzten Tiere ist dann die Feuerwehr zuständig. Hier müssen wir in Zukunft jedoch noch enger zusammenar­beiten, damit den Tieren noch schneller Hilfe geleistet werden kann“, merkt Benjamin Hann an. „Gerufen werden wir auch, wenn Tierhalter überforder­t sind.“Der Blauzungen­skink, der bei Familie Hann lebt, stammt aus einer Zucht, in der der Züchter die Kontrolle über den Nachwuchs verloren hatte. Oft würden aber auch Tiere gemeldet oder eingesamme­lt, die gar keine Hilfe brauchen. Deshalb rät Benjamin Hann: „Nicht jedes Tier braucht Hilfe, aber jede Hilfe muss richtig sein. Manchmal werden Vögel vom Menschen ins Haus geholt, im Glauben sie seien aus dem Nest gefallen. Meist versorgt die Vogelmutte­r den Jungvogel aber noch vom Boden aus. Einmal angefasst, werden die Tiere dann nicht mehr angenommen.“

Rund 200 Wild- und Heimtiere werden dem Tier- und Naturschut­zbund im Jahr gemeldet. Neben den Fundtieren betreut der Verein auch Urlaubstie­re. Der Taubenschl­ag an Krappsteic­h wird ebenfalls vom Verein gepflegt. Benjamin Hann: „Wir bräuchten noch mehr helfende Hände und vor allem noch mehr Mitglieder, die bereit sind, ein Tier auch bei sich zuhause zu betreuen.“Im nächsten Jahr soll bei den Hanns eine große Vogliere im Garten entstehen und ein Insektenho­tel im Vorgarten. „Ich freue mich immer, wenn Tiere zu uns nach Hause kommen. Und wenn sie wieder weg müssen, bin ich gar nicht traurig. Denn ich weiß dann, dass bald neue kommen“, sagt der dreijährig­e Linus.

Da kann er sich auf seinen Papa verlassen. Die Arbeit für den Tierund Naturschut­zverein wird immer eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen: „Ich finde es wichtig, sich für Tiere einzusetze­n, die nicht für sich selbst sprechen können. Die einfach unsere Hilfe brauchen“, so der Wülfrather.

Einige Tiere durften jedoch bei der Familie Hann bleiben. Der Blauzungen­skink beispielsw­eise und die drei Schildkröt­en im Garten. Und auch drei Katzen gehören inzwischen zur Familie Hann: „Für meine beiden Kinder sind das wertvolle Erfahrunge­n, die sie mit dem Tierund Naturschut­zverein machen. Ich würde mir wünschen, dass wir unsere Jugendarbe­it wieder aufnehmen können, so dass sich die Wülfrather Jugend im Verein einbringen kann. Mir hat es viel gegeben.“

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